Anhand der Stimmungslage von Fußball-Torhütern im Nachgang eines Spiels lässt sich der Verlauf der vorherigen 90 Minuten zumeist blendend rekapitulieren. So auch am Mittwochabend im Jahnstadion Regensburg nach dem DFB-Pokalspiel zwischen dem SSV Jahn und Fortuna Düsseldorf. Der heimische Schlussmann Dejan Stojanovic wählte den kürzesten Weg in die Kabine, ohne dabei nach links oder rechts zu blicken.
Sein Düsseldorfer Gegenüber Florian Kastenmeier dagegen brachte höchstselbst noch im Trikot und bestens gelaunt drei Bratwurstsemmeln in die Gästekabine, "damit die auch einmal etwas Anständiges zu essen bekommen". Der gebürtige Regensburger im Fortuna-Dress hatte sein "Heimspiel" nicht nur mit 3:0 gewonnen, sondern war vor den Augen von Familie, Freunden und Bekannten auch der sichere Rückhalt seines Teams, als er kurz vor der Pause gleich zweimal gegen Kaan Caliskaner und Charalambos Makridis blendend parierte. „Es ist immer schön, in der Heimat zu spielen. Wir sind insgesamt verdient weitergekommen. Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben am Ende alles gut wegverteidigt. So war es ein sehr schöner Ausflug in die Heimat", sagte der 25-Jährige, der der Jugend des SSV Jahn entstammt.
Finanzspritze verpasst
Dem SSV Jahn ging dagegen ein solch sicherer Rückhalt ab. Stojanovic leistete sich wie schon bei der Liga-Pleite in Magdeburg einen kapitalen Schnitzer, als er gleich den ersten, eigentlich harmlosen, Torschuss der Gäste zum 0:1 ins Netz trudeln ließ. "Dass es so anfängt, ist bitter für mich und für die Mannschaft. Der Ball springt höher auf als erwartet und geht dann über die Hand ins Tor", beschrieb der Österreicher zu später Stunde seinen Fauxpas, als er doch noch einmal aus der Kabine kam und sich vor den Mikrofonen stellte.
Mit dem frühen Rückstand war die aufkommende Euphorie nach dem Remis gegen Greuther Fürth und dem Sieg beim 1. FC Kaiserslautern abrupt beendet – genauso wie die Pokal-Saison für die Regensburger. Nichts wird es mehr mit einer Pokal-Erfolgsgeschichte 2.0 wie noch in der vorvergangenen Spielzeit, als der Jahn bis ins Viertelfinale marschiert ist. Die knapp 800 000 Euro Prämie für den Achtelfinal-Einzug hätten gewiss auch dem Vereinskonto nicht geschadet. Nach dem Stojanovic-Fehlgriff hing die Heimelf in den Seilen und fing sich bis zum Seitenwechsel noch zwei weitere Treffer zur Vorentscheidung ein.
Mitfühlende Worte
Immerhin fand Kastenmeier tröstende Worte für seinen Torhüter-Kollegen. „Das tut mir schon leid für ihn. Ich kann das sehr gut nachempfinden, das ist mir auch schon ein- oder zweimal passiert.“ Stojanovic blieb nichts anderes mehr übrig, als den Blick sofort wieder nach vorne zu richten. "Je älter man wird, desto besser kann man mit Fehlern umgehen, aber natürlich bin ich sehr enttäuscht. Es nimmt sicher jeden mit, wenn man einen solchen Fehler macht. Es ist ein Vorteil, dass das nächste Spiel schnell kommt."
Schon am Samstag gastiert der SV Sandhausen im Jahnstadion. Und wer weiß, vielleicht marschiert dann der Jahn-Keeper mit einer kulinarischen Belohnung für seine Mannschaft zurück in die Kabine.
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