Regensburg
06.10.2018 - 13:54 Uhr

Ronhof: Gerechte Punkteteilung im Kampf-Derby

Es war mehr drin, für den SSV Jahn im bayerischen Derby bei der SpVgg Fürth. Aber es hätte nach Fürths 1:0 durch Atanga (50.) auch in die Hosen gehen können. Marco Grüttners 1:1 (76.) stellt das leistungsgerechte Remis sicher.

Marco Grüttner bedankt sich bei Hamadi Al Ghaddioui für dessen Assist zum 1:1. Bild: Jahn Regensburg
Marco Grüttner bedankt sich bei Hamadi Al Ghaddioui für dessen Assist zum 1:1.

„Ein Ergebnis, mit dem beide Mannschaften ganz gut leben können“, attestiert Jahn-Trainer Achim Beierlorzer dem wie immer sehr intensiven Spiel. „Wir sind super in das Spiel reingekommen, hatten nach Standards drei, vier richtig gute Chancen, wo sich Fürth immer wieder reingeschmissen hat – das eine war eine Dreifachchance.“ Man habe aber auch konzentriert verteidigt: „Das ist uns ganz gut gelungen bis auf zwei Chancen, eine nach einer Ecke und diesen Schuss, den Philipp Pentke gut hält.“ Nach dem 0:0 zur Pause habe man sich vorgenommen, mit gleichem Invest wieder aus den Kabinen zu kommen.

Das sei zu Beginn der zweiten Hälfte nicht so gut gelungen: „Nach dem einen Einwurf, das ist eher Volleyball als Fußball, kriegen wir die erste Großchance, die Pentke hält.“ Nach einem schweren Ballverlust – „das darf uns nicht passieren vor der Kette, weil das Umschaltspiel der Fürther immer besser geworden ist“ – habe man das Gegentor kassiert. Stolz sei er einmal mehr auf die Mentalität seiner Mannschaft: „Ich glaube, das hat jeder im Stadion gemerkt, dass diese Mannschaft nicht verlieren wollte – sie hat alles investiert, wir haben zig Aktionen im gegnerischen Strafraum gehabt.“ Mit dem 1:1 habe man sich schlussendlich dafür belohnt. „Das war hochverdient – jetzt kann man die Fürther Kirchweih genießen.“

Freundschaftliche Konkurrenz: Der Fürther Trainer Damir Buric (links) muss weiter auf den ersten Sieg gegen Jahn Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer warten. Bild: Daniel Karmann/dpa
Freundschaftliche Konkurrenz: Der Fürther Trainer Damir Buric (links) muss weiter auf den ersten Sieg gegen Jahn Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer warten.

Buric: „Einen Kopf kleiner“

„Nach der Analyse von Achim brauche ich nicht viel sagen“, stimmt Fürths Coach Damir Buric zu, „aber ich versuche es.“ Schon die Ecken seien schwer zu verteidigen gewesen, wie auch andere Situationen im Strafraum: „Wir waren eigentlich in allen Bereichen einen Kopf kleiner.“ Aber man habe sich gewehrt. Nicht gefallen habe ihm, dass sich sein Team nicht an die Marschroute gehalten habe: „Die Abstände waren zu groß, da konnte Regensburg richtig kontern.“ Das habe man in der zweiten Hälfte korrigiert. „Da konnten die Jungs besser nachsetzen.“

Der Wechsel habe neue Abschlussqualität gebracht: „Er macht alles richtig gegen den Lauf des Torwarts – Pentke war heute richtig gut, er hat in zwei Situationen Hundertprozentige gehalten.“ Als Buric den Eindruck hatte, „jetzt sind wir drin, jetzt haben wir alles unter Kontrolle“, habe der Jahn offensiv gewechselt. „Vielleicht kam unsere Einwechslung eine Minute zu spät.“ Nach eigenem Konter habe man unnötig auf Abseits gespielt: „Und dann kassierst du das 1:1.“ Regensburg habe eine richtig gute Mannschaft: „Wir haben einen tollen Fight gesehen.“ Dennoch sei er etwas enttäuscht: „Achim hat schon einmal gegen Fürth gewonnen, deshalb haben wir uns das für Regensburg aufgehoben.“

Feines Debut

Jahn Trainer Achim Beierlorzer startet heute erstmals mit Bayern-Talent Adrian Fein auf der Doppelsechs neben Thalhammer. In der Viererkette mit Alex Nandzik, Sörensen, Sebastian Stolze und Föhrenbach vor Keeper Philipp Pentke fehlt Marcel Correia. Auch Bene Saller fällt krankheitsbedingt aus. Vrenezi und Jann George sollen die Vorarbeit für Marco Grüttner und Sargis Adamayn leisten.

Wie nicht anders zu erwarten: Im Fürther Ronhof beginnt ein Kampfschweinspiel, bei dem sich die bayerischen Kontrahenten keinen Millimeter schenken. Das Direktspiel führt zu einer Menge an Fehlpässen, noch kann sich keine Mannschaft vor den Kasten spielen. Dafür Gelb für den Fürther Mario Maloca, der Grüttner in die Hacken rutscht (9.).

Vrenezis gefährliche Ecken

Nach der ersten Ecke, getreten von Vrenezi die Doppelchance für Adamyan – nochmal Ecke und wieder herrscht Chaos im fränkischen Strafraum. Das Kleeblatt im Doppelglück (11.). Weiter Ball von Pentke in die Spitze, George versucht den zweiten Ball aus 18 Metern über den Keeper zu heben, drüber (14.). Auf der anderen Seite führt ein Einwurf zur ersten Gefahrensituation: Föhrenbach rettet in letzter Instanz (17.).

Klasse Ballgewinn im Mittelfeld, Föhrenbach über links, legt für George auf, der Schuss bleibt an einem Fürther kleben (21.). Umgekehrt gewinnt Mohr das Kopfballduell im Mittelfeld, dann geht’s schnell über links, da ist mal Raum, Flanke nach innen, Nandzik klärt zur Ecke (24.). Starker Auftritt von Adamyan, der vom Mittelkreis auf und davon geht, im Strafraum gehalten wird – weil er sich nicht fallen lässt nur Ecke (28.). Und nochmal lauert Adamyan, luchst dem letzten Mann rechts außen den Ball ab, der Keeper um einen halben Meter schneller am Ball (30.).

Adamayan geht wieder ab

Zum zweiten Mal schafft Fürth den Durchmarsch, Green zieht ab, Pentke zur Stelle. Die Ecke brandgefährlich, der Kopfball rauscht um Zentimeter an rechten Pfosten vorbei (35.).

Aus der Bedrängung die nächste Chance für Regensburg, Adamyan über rechts, wartet etwas zu lange, Grüttner muss sich deshalb um die eigene Achse drehen und verliert so die Kugel im letzten Moment aus den Augen (40.). Und dann läuft Vrenezi auf den Keeper zu … Abseits (43.).

Sargis Adamyan hatte in der ersten Hälfte einige gute Möglichkeiten. Bild: Jahn Regensburg
Sargis Adamyan hatte in der ersten Hälfte einige gute Möglichkeiten.

Ein Jahn-Fehler zu viel

Fehlpass Adamyan am Anstoßkreis, Fürth bekommt die erste Offensivaktion. Und noch eine Unkonzentriertheit, Einwurf, Konter über links, der Ball passiert zwei Regensburger, Keita allein vor Pentke, der den Fuß rausbringt, großes Glück für die Oberpfälzer. Auf der anderen Seite die vierte Ecke, Fein kann aus 12 Metern abziehen, den Aufpraller knallt er drüber. Im direkten Gegenzug dann die zu einfache Führung für die Mittelfranken: Pass von links, zwei Regensburger begleiten Atanga, der als einziger die richtige Höhe anpeilt und zum 1:0 (50.) einköpft.

Stolze mit dem nächsten Fehler, Parker kann abziehen, Föhrenbach bekommt den Fuß dazwischen, Ecke. Und dann gelingt Adamyan fast wieder die List von Hamburg, er luchst dem Keeper die Kugel ab, aber dann kann Burchert den Jahn-Stürmer gerade noch vor dem Vollzug zur Ecke abbremsen (56.). Nächste sensationelle Chance, die der SSV verdaddelt, genialer Pass von Adamyan in die Gasse, Fein traut sich den Abschluss allein vorm Keeper nicht zu, er legt zurück, an zwei Regensburgern vorbei (64.).

Doch noch das Quäntchen Glück

George rödelt sich durch die Mitte, bekommt den Freistoß 25 Meter vorm Kasten. Schwach geschossen von Sörensen, Fein bekommt rechts den zweiten Ball, halb Flanke, halb Schuss, Ecke. Weniger Glück geht nicht: George springt allein im 16er der Pass vom Fuß, Burchert kann zufassen (69.). Und dann fällt es doch: Adamyan schickt Hamadi Al Ghaddioui prima in den 16er, der geht im Strafraum an die Grundlinie, spielt Grüttner am Fünfer an, der behält die Übersicht und schiebt ein, 1:1 (76.).

Adamyan fällt nach einem Solo über den halben Platz erschöpft zu Boden – Symbol dafür, wieviel dieser Mann rennt. Beierlorzer bringt Marc Lais aber nicht für den wieder einmal überragenden Armenier, sondern für Adrian Fein, der ein feines Startelfdebüt gab, bei dem er sich selber belohnen hätte können (87.). Ein alter Bekannter kommt bei Fürth in der Nachspielzeit: Daniel Steininger im Spiel und Hamadi Al Ghaddioui verursacht einen unnötigen Freistoß, den Wittek in die Wolken haut (91.). Beim SSV darf Volkmer die letzten Sekunden für Adamyan genießen – es sind genau 10 und dann ist Schluss.

Besser kann man sich kaum in die Länderspielpause verabschieden: 10 Punkte aus vier Spielen, drei davon auswärts. Mehr wäre alles und das dann schon Hybris,

 
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