Regensburg
22.12.2018 - 13:10 Uhr

SSV Jahn gewinnt Regenschlacht in Ingolstadt

Im bayerischen Derby hat der SSV Jahn vor 10.000 Zuschauern die klareren Aktionen. Folgerichtig ein nicht unverdienter 2:1-Auswärtssieg durch Hamadi Al Ghaddiouis Doppelpack (29./75.). Zwischenzeitlich hatte Sonny Kittel ausgeglichen (39.).

Der Jahn feiert Al Ghaddiouis Führungstreffer. Bild: Jahn Regensburg
Der Jahn feiert Al Ghaddiouis Führungstreffer.

Reife Leistung der Oberpfälzer: Beim Tabellenschlusslicht, das trotz der Roten Laterne gemäß seinem großen Budet spielerisch ausgezeichnet besetzt ist, setzten sich die Regensburger trotz der Sperre ihrer wichtigsten Scorer letztlich souverän mit 2:1 durch. Und das, nachdem Ingolstadts Trainer Jens Keller "in den letzten Wochen schon eine positive Entwicklung" in Darmstadt und gegen Heidenheim konstatierte.

Dass bei den Gästen trotz relativ kleiner Börse jeder jeden ersetzen kann, ist eben doch keine leere Floskel. Heute übernahm Hamadi Al Ghaddioui die Verantwortung und war zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle. Der Lohn für die Beierlorzer-Truppe: Platz 8 in der als schwierig erachteten zweiten Zweitliga-Saison und doppelt so viele Punkte (26) wie der MSV Duisburg auf dem Relegationsplatz 16.

Beierlorzer: „Alle Körner zusammensammeln“

„Wir haben in den letzten zwei Spielen schon wahrgenommen, dass Ingolstadt jetzt extrem intensiv unterwegs ist“, bilanziert Jahn-Trainer Achim Beierlorzer das erwartet schwere Spiel, „den Spielaufbau des Gegners sofort anlaufen möchte, um gerade vorne auch viele Zweikämpfe zu gewinnen, deshalb waren wir da absolut vorbereitet darauf.“ Die große Devise heute: „Alle Körner zusammensammeln am Ende des Spieljahr 2018 und noch einmal alles in das Spiel investieren, egal, wer auf dem Platz steht.“

Großes Kompliment an seine Mannschaft: „Die Art und Weise, wie wir heute agiert, den Ball vom Tor ferngehalten haben, das ist uns sehr, sehr gut gelungen.“ Besonders freue ihn, dass man dann auch noch zwei Tore gemacht habe, „und dass es Hamadi war, aber ich bin auch mit Vrenezi, mit Stolze extrem zufrieden, die jetzt in die Mannschaft hineingerutscht sind“.

Keller: „Heute deutlich zu wenig“

„Heute war gar nichts davon zu sehen“, ärgert sich FCI-Coach Jens Keller über das Fehlen der vom Kollegen gelobten Tugenden, „schon in der ersten Halbzeit, die Räume, die wir anlaufen wollten, die Art, wie wir aufbauen wollten, hat die Mannschaft von Anfang an nicht umgesetzt, sie hat nicht die Mentalität gezeigt, die ich in den ersten zwei Spielen gesehen habe.“ Das sei heute deutlich zu wenig gewesen.

Die Mannschaft müsse begreifen, wo sie steht, da reiche es nicht, zweimal ordentlich zu spielen. „Da steht viel, viel Arbeit für uns in der Winterpause an.“ Das Bewusstsein für die Lage will Keller in die Mannschaft tragen, „indem man täglich hart arbeitet, die Fehler klar anspricht, und dass, wer nicht richtig mitzieht, das auch zu spüren kriegt“. Man habe zu wenig Spieler, die auf dem Platz Führung übernähmen. Deshalb wolle man gegebenenfalls auch auf dem Spielermarkt tätig werden.

FCI-Trainer Jens Keller schreit sich den Mund vergeblich schief. Bild: Jahn Regensburg
FCI-Trainer Jens Keller schreit sich den Mund vergeblich schief.

Beim FC Ingolstadt muss Regensburg Marco Grüttner und Sargis Adamyan (beide acht Tore) ersetzen, die nach der 5. Gelben fehlen. Die Oberpfälzer könnten andererseits das vierte von vier Zweitliga-Duellen gegen die Oberbayern gewinnen.

Sebastian Stolze und Albion Vrenezi rücken für Adamyan und Grüttner in die Startelf. Außerdem ist Marcel Correia nach seiner Rotsperre wieder dabei und ersetzt Markus Palionis in der Verteidigung.

Jahn dominiert, FCI gleicht aus

Eine Viertelstunde gespielt, noch immer warten wir auf den ersten konstruktiven Angriff, beide Mannschaften egalisieren sich. Und da ist sie, die erste Gelegenheit der Gastgeber, nachdem Alex Nandzik auf seiner Seite die Flanke verpennt, vergibt Konstantin Kerschbaumer in der Mitte (17.). Auf der anderen Seite kontern sich Vrenezi und Adrian Fein bis vor den Ingolstädter Keeper, gerade noch zur Ecke entschärft (20.).

Präzise Flanke von Bene Saller von rechts aus dem Halbfeld, Hamadi Al Ghaddioui mit dem präzisen Kopfball ins rechte untere Eck, die etwas aktivere Mannschaft führt mit 1:0 (29.). Der Jahn hat jetzt das Spiel weitgehend im Griff und so ergibt sich die nächste Chance wieder eingeleitet über Saller, die Flanke quert den Strafraum, Al Ghaddioui lässt passieren, Jann George aus etwas spitzem Winkel aber völlig frei setzt die Kugel zehn Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (34.).

Freistoßflanke von Vrenezi, Stolze setzt den zweiten Ball in den grauen Dezemberhimmel (37.). Das Dilemma der Regensburger: zu leichte Gegentore aus dem Nichts – einmal hat Ingolstadt Raum, über drei Stationen auf Sonny Kittel, der aus zehn Metern einnetzt (39.). Jetzt verliert der Jahn etwas die Linie, das Tor gibt Ingolstadt Auftrieb, ohne dass die Schanzer weitere Chancen herausspielen.

Ist da, wenn man ihn braucht: Hamadi Al Ghaddioui trifft doppelt und ersetzt Marco Grüttner und Sargis Adamyan. Bild: Jahn Regensburg
Ist da, wenn man ihn braucht: Hamadi Al Ghaddioui trifft doppelt und ersetzt Marco Grüttner und Sargis Adamyan.

Al Ghaddioui mit dem Doppelpack

Nach zehn Minuten ohne Befund dummer Ballverlust von George vor dem eigenen 16er, Pass in die Spitze, Paulo Otavio fällt, Schiri Robert Kempter riecht den Braten und winkt weiter (52.). Regensburgs nordirische Staffel bei der Ecke wie so oft ohne Wirkung, den Konter vereitelt Vrenezi mit Rückpass zu Pentke (54.). Da wäre die Chance gewesen, Al Ghaddioui allein vorm Keeper aber klar im Abseits (59.).

Der nächste Konter, George mit einem Haken und der Pass in die Spitze um einen halben Meter zu weit (66.). Beste Chance in der zweiten Hälfte, nach Chaos im Mittelfeld geht Nandzik ab, Pass in die Schnittstelle, Fein am Fünfer gerade so noch geblockt (70.). Fein gemacht von Stolze, auch wenn er Glück hat, dass der Querpass glatt durch den 16er läuft, Al Ghaddioui mit einem Haken, dann eiskalt mitten ins Tor, den Keeper getunnelt, 1:2 (75.).

Ingolstadt fällt nicht viel ein

George der viel, aber etwas unglücklich gerackert hat, weicht dem jungen Maximilian Thalhammer (83.). Die Zeit läuft und dann rückt auch noch Marc Lais für Stolze ins Team (87.). In der Regenschlacht von Ingolstadt werfen die Schanzer alles rein, aber konstruktiv ist das selten – dennoch kann da immer mal ein glitschiges Ding durchrutschen.

Die Hälfte der drei Minuten Nachspielzeit hält sich der SSV die Gastgeber vom Hals. Vor allem Al Ghaddioui behauptet den Ball da vorne gut, auch wenn er wegen seiner Größe immer etwas ungelenk rüberkommt. Noch einmal Atemspielstand, nachdem Lais die Kugel am Fünfer erneut scharf macht – letzte, Ecke, Kempters Pfiff, der vierte Sieg im vierten Duell mit Ingolstadt unter Dach und Fach.

16 Jahn-Tore sitzen heute nur auf der Bank. Bild: Jahn Regensburg
16 Jahn-Tore sitzen heute nur auf der Bank.
 
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