Regensburg
30.11.2018 - 18:25 Uhr

Der SSV Jahn macht den Zehner voll

Ein 1:1 der schlampigen Art: Zwei frühe Tore sorgen in Aue für den Endstand. Das Beste für den SSV Jahn dabei: Gegen den 1. FC Köln tritt Regensburg am kommenden Freitag mit zehn Spielen ohne Niederlage im Rücken an.

Marco Grüttner gleicht mit seinem achten Saisontreffer aus. Bild: Jahn Regensburg
Marco Grüttner gleicht mit seinem achten Saisontreffer aus.

Aues frühe Führung durch Pascal Testroet gleicht fast im Gegenzug Marco Grüttner aus (12.). Der SSV Jahn hat die besseren Chancen, Aue bei Kontern gefährlich. Die zweite Halbzeit: eher Magerkost.

Macht der SSV Jahn heute den Zehner voll? Zehn Spiele ohne Niederlage. Allerdings tun sich die Regensburger traditionell gegen Erzgebirge Aue schwer. Fanprotest gegen Montagsspiele am Freitagabend: Leichenhausstille im Erzgebirge, klingt nicht nach Fußball im sächsischen Kühlhaus.

Achim Beierlorzer schickt die gleiche Startelf auf den Platz, die schon am vergangenen Sonntag im Heimspiel gegen den FC St. Pauli begonnen hat. Aues Trainer Daniel Meyer verändert seine Startformation im Vergleich zur Last-Minute-Niederlage in Bochum (1:2) auf zwei Positionen: für Breitkreuz (Kopfschmerzen und Sehstörungen) und Fandrich (Bank) beginnen Wydra und Nazarov.

Beierlorzer: „Man muss die Momente nutzen“

„Nieselregen, 1 Grad, unter Flutlichtbedingungen“, lässt Jahn-Trainer Achim Beierlorzer das „erwartet intensive Spiel“ Revue passieren, „das alles hat dazu geführt, dass wir im Spielaufbau die Dreierkette anlaufen wollten mit drei Spitzen.“ Das sei immer dann gut gelungen, „wenn’s ein klarer Aufbau war“. Im Umschaltspiel habe man einige Lücken gehabt: „Das waren die weiten Bälle über die Flügel, als die Außenverteidiger in den ersten Minuten nicht immer gut positioniert waren und so kriegen wir auch das Tor, das wir durchsichern hätten können.“

Der linke Verteidiger hätte reinrücken müssen auf die Stürmerposition. „Machen dann aber mit einem sensationellen Tor das 1:1 und sind eigentlich in der ersten Hälfte ganz klar in der Situation, dass wir eine unserer hundertprozentigen Chancen zu Toren ummünzen müssen.“ Jann George komplett allein vor dem Tor legt den Ball noch einmal quer, und Hamadi Al Ghaddioui rutscht vorbei. „Noch sensationeller gehalten von Männel war der Volley von Marco Grüttner nach einem schnell ausgeführten Freistoß.“

In der zweiten Hälfte habe Beierlorzer Aue auch in der Defensive präsenter gesehen. „Und dann war’s halt ein Spiel, jeder wollte, aber die Defensivreihen haben das gut gemacht.“ Insofern habe er dann ein gerechtes Unentschieden gesehen. „Für uns ein bisschen schade, denn man muss in der Zweiten Liga die Momente nutzen.“ Dennoch: Man habe 22 Punkte, sei gut dabei und werde genauso weiterarbeiten.

Aues Trainer Daniel Meyer (links) und Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer nicht immer einer Meinung. Bild: Robert Michael/dpa
Aues Trainer Daniel Meyer (links) und Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer nicht immer einer Meinung.

Meyer: „Angst vor dem Genickschuss“

„Ich denke, das Unentschieden geht so in Ordnung“, konstatiert FCE-Coach Daniel Meyer, „wir haben ganz gut ins Spiel hineingefunden, gehen in Führung, kriegen dann relativ schnell den Ausgleich, der ein Wirkungstreffer war.“ In der Phase danach habe man deutlich gesehen, welche Mannschaft die letzten drei Spiele verloren hat, und wer mit dem heutigen Spiel seit zehn Spieltagen ungeschlagen sei. Man habe dann große Probleme gehabt mit der Angriffswucht, sei auch vom Systemwechsel überrascht gewesen. „Wir waren erst mal froh, dass wir mit dem Unentschieden in der Halbzeit waren.“

In der zweiten Hälfte habe man alles investiert: „Wir hatten eine Phase, wo es auch nicht unverdient wäre, wenn wir in Führung gehen“ – ein Abseitstor, einige gute Situationen, „wo uns im Moment einfach die Effektivität abgeht“. In der letzten Phase habe etwas die Angst mitgeschwungen, dass sich das Bochum-Erlebnis mit einem „Genickschuss“ wiederholen könnte. „Das war nicht die absolute Schlussoffensive.“ Aber die hohen Bälle der Regensburger seien brutal schwer zu verteidigen, dazu das Dauerpressing, ein wichtiger Spieler habe außerdem gefehlt: „Insofern bin ich mit der zweiten Halbzeit zufrieden.“

Schnelle Tore

Noch geht’s vogelwild zu, beim Versuch der beiden Mannschaften, Kontrolle übers Spiel zu gewinnen. Erster Abschluss von Bene Saller aus 18 Metern halb rechts, nicht schlecht, die Kugel geht einen halben Meter daneben (4.). Aue kämpft sich ins Spiel, weiter Ball auf Krüger Pentke spielt mit und klärt (7.). Und dann spielen sie sich wieder schnell durchs Mittelfeld über Krüger, Pass in die Mitte, Testroet völlig frei netzt ein zum 1:0 (10.).

Freistoß Regensburg nach Foul an Al Ghaddioui, Sörensen direkt einen knappen Meter neben den linken Pfosten (11.). Und dann macht’s auch der Jahn mal schnell, Adamyan geht an die Grundlinie, klasse Hereingabe, Grüttner per Kopf, 1:1 (11.). Leichtsinn von Pentke, schneller Ball direkt auf Testroet, der zieht gleich ab, Glück, dass er nicht genauer zielt (13.). Die ganz große Chance für die Oberpfälzer, Doppelpass Al Ghaddioui und George, Al Ghaddioui rutscht um Millimeter am Ball vorbei, der Kasten war leer (22.).

Jahn näher an der Führung

Die nächste Hundertprozentige, Freistoß auf Grüttner, der zieht aus fünf Metern ab, Keeper Männer hebt das Ding mit Reflex über die Latte (24.). Nazarov leistet sich ein Scharmützel mit George an der Außenlinie und sieht Gelb (26.). Aue hat Schwierigkeiten beim Spielaufbau, aber wenn’s schnell geht, lässt sich der Jahn gerne vernaschen: Hochscheidt mit dem Pass, Testroet knapp vorbei (28.). Auf der anderen Seite Chaos im Auer Strafraum nach der nächsten unpräzisen Ecke von Geipl, Sörensen mit dem dritten Ball klar vorbei (30.).

Wieder einer dieser schnellen Konter, Saller rutscht weg, Testroet mit der Flanke, Correia wirft sich in den Schuss, Ecke (33.). Sörensen muss Testroet zu Boden ziehen, damit er nicht allein durchstartet, Gelb für den Dänen (35.). Ein paar Flankenwechsel vorm Auer Tor, Ecke Regensburg: Die flache Variante macht’s nicht besser (38.). Adamyan mit dummer Aktion, Ellbogen gegen Hochscheidt, zu Recht Gelb (39.).

Betteln um Platzverweise

Was geht da gerade in den Köpfen der Gäste vor: Völlig unmotivierter Schubser von Al Ghaddioui, und auch er sieht Gelb, die Regensburger betteln um einen Platzverweis (40.). Die Hektik ist ansteckend, Saller schießt den Ball unbedrängt ins Seitenaus.

Nach einem nicht enden wollenden Mittelfeldfehlpassfestival mal wieder ein Abschluss, Al Ghaddioui vom 16er in den schmuddeligen Novemberhimmel – und dann bekommt er noch eine Möglichkeit, läuft aber im 16er direkt in den Gegenspieler (45.). Ganz zum Schluss noch das Abseitstor: Georges Schuss bleibt hängen, Grüttner mit dem Abstauber, alles korrekt.

Jahn verschludert den besseren Start

Al Ghaddioui heute ein Aktivposten. Bild: Jahn Regensburg
Al Ghaddioui heute ein Aktivposten.

Was macht Geipl? Er will den Einwurf verhindern und legt den Angriff auf, Abseits (46.). Der Jahn deutlich aktiver, findet aber noch keine Lücke. Jetzt eine gute Freistoßposition, 17 Meter halb links: Sörensen ans Außennetz (56.). Das ist wieder so eine Variante: George kurz auf Geipl, noch eine Ecke – kann man auch mal aufs Tor bringen (57.).

Freistoß Hochscheidt direkt auf Pentke. Regensburg lädt jetzt Aue ein, sich auch mal Chancen rauszuspielen – Sörensen fast mit dem Eigentor. Ecke, Iyoha köpft knapp vorbei. Eckenfestival, der Jahn gerade nicht mehr konsequent – folgerichtig fast das 2:1 durch Rapp, auf Abseits entschieden, mehr als glücklich, da war allenfalls die kleine Zehe im roten Bereich (69.). Der SSV jetzt überhaupt nicht mehr präsent, nächste Kopfballchance, Pentke im Nachfassen (71.). Und die nächste scharfe Hereingabe auf den Fünfer, Sörensen gerade noch zur Stelle (72.).

Aue macht wenig aus vielen Gastgeschenken

Zeit für den Wechsel: Marc Lais kommt für Adrian Fein (74.). Endlich mal eine gefährliche Geipl-Ecke, George mit dem Hinterkopf, Adamayan verfehlt knapp (77.). Al Ghaddioui doppelpasst sich zum Strafraum, sein Schuss wird geblockt (78.). Immer wieder Gastgeschenke: Geipl gibt den gewonnenen Ball wieder ab, Fandrichs Schuss knapp drüber (88.). Aus einer dummen Schludrigkeit Adamyans der nächste Konter, Sörensen rettet in höchster Not zur Ecke (82.).

Aue mit dem nächsten Wechsel, Kvesic für Testroet. Und Beim SSV geht der müde Adamyan vom Platz, Stolze darf seine Joker-Qualitäten ausleben (85.). Regensburg im Glück, dass Aue aus gefühlt 20 Ecken zu wenig macht. Abwehrgarant Correia muss runter, Notnagel Palionis mal wieder im Einsatz (86.). Geipls Freistoß ins Nichts, darüber könnte man mal nachdenken (87.). Es bleibt bei einem leistungsgerechten 1:1, bei dem Aue in der zweiten Hälfte näher am Dreier war.

Noch macht sich die Jahn-Elf warm. Sind die Regensburger aber auch heiß genug für einen Sieg im Erzgebirge? Bild: Jahn Regensburg
Noch macht sich die Jahn-Elf warm. Sind die Regensburger aber auch heiß genug für einen Sieg im Erzgebirge?
 
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