Stark begonnen, stark nachgelassen: Nach Traumtor von Sargis Adamyan (16.) und Ausgleich durch Wooten (20.) lässt sich der SSV Jahn vom SV Sandhausen einseifen. Philipp Förster bedankt sich mit einem Knaller ins Torkreuz zum 2:1 (45.).
Auch in Hälfte 2 lässt Regensburg so gut wie alles vermissen, was die Oberpfälzer in dieser Saison so stark machte: Fehlpässe am laufenden Band ermöglichen Sandhausen zahlreiche Chancen, das Spiel frühzeitig zu entscheiden. Den Gästen gelingt kein gefährlicher Abschluss – bis in die 94. Minute: Pentke macht nach verdaddelten Konter der Hausherren das Spiel schnell, vorn in der Spitze taucht natürlich Adamyan vor Keeper Schuhen auf und schießt das Ding zum 2:2 unter die Latte.
Beierlorzer: „Extrem glücklich“
„Das einzige positive heute“, gibt Jahn-Trainer Achim Beierlorzer unumwunden zu, „ist, dass wir heute einen Punkt von hier mit nach Hause nehmen.“ Man habe es nicht geschafft, Sandhausen so zu bespielen wie geplant. „Wir sind gut in das Spiel hineingekommen mit dem herrlichen Tor von Sargis, dann haben wir leider ein ganz, ganz großes Problem damit gehabt, dass wir eine Fehlpassquote hatten, die ich so von meiner Mannschaft überhaupt nicht kenne – und für die ich auch keine Erklärung habe.“ Natürlich habe Sandhausen viel investiert, habe wenig zugelassen, aber: „Das erleben wir in jedem Training.“
Damit habe man den Gegner stark gemacht: „Bekommen dann das 1:1 – ein Kopfballtor so darf‘s in der Liga eigentlich nicht geben.“ Dann der wunderbare Schuss von Förster in den Winkel: „Das hat uns in die Situation gebracht, dass wir mussten.“ Sandhausen habe das Spiel in der Phase völlig im Griff gehabt. „Wir haben heute extrem glücklich einen Punkt mitgenommen – natürlich gab es auch schon viele Spiele, wo wir nicht belohnt worden sind.“
Koschinat: „Traurig übers Ergebnis, happy über die Leistung“
„Das allerwichtigste“, findet SV-Trainer Uwe Koschinat, „muss sein, dass wir uns heute nicht am Ergebnis, sondern an der Leistung orientieren.“ Ihm habe gut gefallen, dass wichtige Spieler enorm viel Verantwortung übernommen hätten. „Stellvertretend die Leistung von Markus Karl, der in der sehr anspruchsvollen, pendelnden Rolle mal zwischen, mal vor den beiden Innenverteidigern ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht hat.“ Sehr zufrieden sei er auch gewesen mit der Balance auf dem Feld: „Wir haben früh attackiert, ohne dem Gegner Räume zu geben.“ Das habe zu vielen, schnellen Balleroberungen und einem variantenreichen Spiel geführt.
„Insofern gibt es heute für mich nicht so viel zu meckern“, sagt Koschinat, „wir haben ein 2:1 aus meiner Sicht verdient, wir haben es in der zweiten Halbzeit geschafft, einen Gegner, der eigentlich kommen musste, weitestgehend von unserem Tor fernzuhalten, haben sehr viele Angriffe initiiert – dass man mit dem allerletzten langen Ball in einer einzigen Situation so schlecht gestaffelt steht, das ist sehr, sehr unglücklich.“ Mit so einem ausbalancierten taktischen Auftritt, würde man aber in der Zweiten Liga nicht viele Spiele verlieren. „Deshalb bin ich traurig über das Ergebnis, aber happy über die Leistung.“
Palionis mit Startelf-Debut
Von wegen Favorit: Jahn-Trainer Achim Beierlorzer warnt vor dem Vorletzten Sandhausen: „Wir werden nicht den großen Fehler machen und Sandhausen nach dem Tabellenplatz beurteilen – das ist eine Top-Truppe.“
Beierlorzer wechselt im Vergleich zur Niederlage gegen Köln einmal: Für den gesperrten Correia (das Witzrot gegen Köln) beginnt Palionis, der nach einem Schlüsselbeinbruch zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf steht.
Auch SV-Coach Uwe Koschinat nimmt gegenüber dem 1:1 in Bielefeld eine Änderung vor: Linsmayer kehrt nach abgesessener Gelbsperre in die Startelf zurück, Kulovits fehlt im Aufgebot.
Adamayan legt vor, Sörensen patzt
Der SSV Jahn beginnt gewohnt aggressiv, der SV Sandhausen muss sich erst einmal auf das enorm frühe Pressing einstellen. Das ermöglicht dem Gastgeber aber Kontermöglichkeiten: Da sieht die Regensburger Abwehr nicht gut aus, Pentke zögert beim Herauslaufen, Förster allein vorm Keeper, bekommt seine Füße nicht unter Kontrolle, deshalb nur ein Kuller in Pentkes Handschuhe (6.).
Auf der anderen Seite starker Ballgewinn durch Adamyan, der schickt Grüttner in den 16er, sein Schuss aus etwas spitzem Winkel ohne Wucht, Keeper Schuhen ohne Probleme (10.). Sensationelles Solo von Adamyan vor dem Strafraum, dann zieht er ab, herrlicher Schlenzer ins rechte Eck, 0:1 (16.). Was für ein unnötiger Ausgleich: Weiter Ball von links, Sörensen verpennt die Kugel, Andrew Wooten köpft dahinter unhaltbar ein (20.).
Sandhauen übernimmt das Kommando
Die Regensburger Verteidigung nimmt das zu leicht, wieder Flanke von Leart Paqarada von links, schlecht verarbeitet. Und keine Minute später die Hereingabe von rechts, und da hat der Jahn etwas Glück, dass der Fall im Strafraum nicht geahndet wird (23.). Paqarada tritt George auf die Füße, Gelb für Sandhausens besten Ballverteiler (26.). Und wieder Paqarada, der viel zu viel Platz hat, zieht ab aus 16 Metern, Pentke unten, muss nach vorne wegboxen, zum Glück für den SSV kein Abstauber zur Stelle (36.).
Grüttner versucht etwas übermotiviert den Ball im Spielaufbau zu erobern, sieht Gelb. Genau die gleiche Szene auf der anderen Seite, Linsmayer eine Nummer härter gegen Nandzik, kein Gelb – entweder oder, Herr Kampka (40.)! Das ist nicht clever, Grüttner mit dem nächsten Knöcheltritt, letzte Mahnung für den Kapitän (43.). Und das musste passieren: Der Jahn lässt Sandhausen seit gut 15 Minuten rund um den Strafraum schalten und walten, Förster zieht mit dem zweiten Ball ab, oben ins linke Eck, 2:1 (45.). Nach Freistoß aus dem Halbfeld fehlt Al Ghaddioui eine Schuhspitze zum Ausgleich (46.).
Grausamer Jahn-Kick in Hälfte 2
Für Regensburg geht’s so schlecht weiter, wie es in Hälfte 1 aufgehört hat – wieder lassen sie Paqarada freistehend aus 14 Metern abziehen, drüber (47.). Vorne glänzt der Jahn mit absurden Aktionen, Al Ghaddioui mit Flanke ins Nichts. Und hinten Palionis im Harakiri-Modus, hält Schleusener mit beiden Händen, muss eigentlich Elfer geben (53.).
Nächster Wechsel, ob das was bringt? Sebastian Stolze für Al Ghaddioui (59.). Obwohl sich der SSV inzwischen im Mittelfeld fruchtlos müht, und Sandhausen abwartet, kommen dennoch die Gastgeber hin und wieder zu Chancen: Förster darf allein aufs Tor zugehen, Wooten mit dem Kopf, Palionis gerade noch mit einer Haartolle zur Ecke (67.). Auch Pentke lässt sich vom Katastrophenkick anstecken, Ausschuss ins Mittelfeld, wo kein Roter steht – zur Verteidigung des Keepers: Keiner bietet sich an (68.).
Zwei Schlüsselspieler fehlen in Ingolstadt
Schlechter kann es nicht laufen: Auch Adamyan holt sich die fünfte Gelbe ab und ist in Ingolstadt wie Grüttner nicht dabei (70.). Ein hochumständlicher Eckball von Geipl, George mit dem Kopflupfer nach innen, geklärt (74.). Der nächste Wechsel, Maximilian Thalhammer kommt für Palionis, bei Sandhausen Gislarson für Wooten (76.).
Sandhausen hat jetzt natürlich viel Zeit, jede Unterbrechung wird zelebriert. Dabei ist das bei der Ungenauigkeit, mit der Regensburg heute spielt, gar nicht nötig. Unvorstellbar: Ein Schüsschen aus 30 Meter, hilfloser geht nicht mehr. Nur Adamyan kann man eingeschränkt loben, Spurt über den ganzen Platz, noch mal Ecke – per Kopf geklärt, Nandzik jagt den zweiten Ball auf die Tribüne (92.). Und ist das unverdient: Während Schleusener den Konter versemmelt, macht Pentke das Spiel schnell, der Ball in die Spitze natürlich auf Adamyan, und der lässt Schuhen leine Chance, 2:2 (94.).
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