Schon wieder lässt der SSV Jahn einen Elfer liegen: Stolze scheitert. Und dann macht Union Berlin mit der ersten Chance das 0:1 (45.), natürlich Polter. Doch dann kommt Jann George: Kunstschuss vom Strafraumeck, 1:1 (46.). Und dieses Ergebnis hält bis zum Schluss.
Eine wichtige Personalie vorab: Schiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel) pfeift die heutige Stadtpartie. Und der wird in den nächsten 93 Minuten für einige Aufregung sorgen.
Fischer: „Ein Tor bejubelt, das keines war“
„Ein Kampfspiel“, hat Union-Coach Urs Fischer gesehen, „von der ersten bis zur letzten Minute.“ Die Struktur habe etwas gefällt, vieles sei über Attackieren, zweite Bälle gelaufen. „Regensburg hat es uns heute sehr schwer gemacht, wir kamen über 90 Minuten nie so richtig ins Spiel.“ Man sei unpräzise gewesen, habe keine Ruhe ausgestrahlt. „Das 1:1 geht sicher in Ordnung.“ Aber man hätte das besser spielen können.
„Ich habe ein Tor bejubelt, das letztendlich aberkannt wurde“, beschreibt Fischer die Szene nach Reichelts Torschuss schon wieder lachend, „das keines war – was soll ich mehr dazu sagen?“ Man habe ein dreckiges Spiel, das man eigentlich zu seinen Gunsten entschieden habe, noch dazu nach der gelbroten Karte, und werde schlussendlich nicht belohnt. „Von daher kann ich die Reaktionen meiner Spieler verstehen“, beurteilt er die Aufregung nach dem Spiel. „Wenn ich wählen könnte, wären wir beide an erster Stelle, hätten noch nie verloren“, glaubt er nicht an die Verkrampfung nach den fünf Unentschieden.
Beierlorzer: „Größtes Lob, das man meiner Mannschaft zollen kann“
„Wenn ich mir so anhöre, was Urs gesagt hat“, antwortet Jahn-Trainer Achim Beierlorzer, „dann ist das das größte Lob, das man meiner Mannschaft zollen kann – denn genau das wollten wir.“ Den Gegner stressen, keinen kontrollierten Spielaufbau zulassen. „Es ist uns über weite Strecken gelungen, diese Qualität der Berliner im Griff zu behalten.“ Die erste Halbzeit habe ihm besonders gut gefallen, man habe nur einen Schuss zugelassen. „Über das Tor möchte ich mich nicht äußern, als Zweitliga-Mannschaft dürfen wir das nie im Leben bekommen.“
Leider habe man die Möglichkeiten, die Berlin zugelassen habe, nicht immer genutzt: „Wenn ich an das Umschaltspiel mit Jann George denke, wo wir den letzten Pass vielleicht noch bringen müssen.“ Man sei zufrieden mit dem einen Punkt gegen eine Spitzenmannschaft. „Wichtig war für uns, dass nach einer diagonalen Verlagerung der Jann den Ball so gut trifft“, freut er sich über Georges Ausgleichstreffer.
Tragische Pokalhelden wechseln durch
Keine großen Veränderungen in der Startelf des Gastgebers: Vor Jahn-Keeper Philipp Pentke formieren sich Asger Sörensen, Marcel Correia, Bene Saller und wieder dabei Jonas Föhrenbach. Andi Geipl und Adrian Fein bilden die Brücke in die Offensive mit Sebastian Stolze, Sargis Adamyan, Jann George und Marco Grüttner.
Bei den Eisernen läuft im Vergleich zu Dortmund ein neuer Sturm auf – mit fünf Veränderungen will Union-Coach Urs Fischer die Strapazen vom Pokal lindern. Fast mit dem Anpfiff läuft Adamayan den Berliner Keeper an, in letzter Minute zur Seite geklärt. Freistoß George von links außen nach Hand von Gogia, per Kopf geklärt, auch der zweite Ball bleibt hängen.
Berlins erste Offensivaktion endet mit einer Gelben für Grischa Prömel, der erst George auf den Fuß tritt, dann den Ball auf den Boden schmettert (4.). Die Eisernen werden besser, Polter allein Richtung Pentke, abseits (11.). Auf der anderen Seite der weite Ball auf Grüttner, der durch gewesen wäre, wenn er nicht überflüssigerweise dem Gegenspieler eine mitgibt (17.). Da lassen sie den Robert Schul am Strafraumeck zu viel Raum, sein Schuss knapp übers Kreuz (19.).
Furiose Pausen-Schlussphase
Jonas Föhrenbach fällt die Kugel knapp vorm 16er vor die Füße, freie Bahn, aber Rückenlage, drüber (20.). Nach dem ein Foul an Stolze nicht geahndet wird, wird’s verwirrend im Strafraum, Correia auf der Linie mit Köpfchen, aber zuvor abgepfiffen, abseits (24.). Correia mit schlimmem Aufbaufehler, Saller rettet in letzter Sekunde zur Ecke (27.). Leichter Schubser im Strafraum gegen Adamyan, Elfmeter: Stolze läuft gegen den hampelnden Rafał Gikiewicz an und schiebt ihm den Ball flach rechts in die Arme (30.).
Stolze versucht Wiedergutmachung, Solo über rechts, Pass zur Ecke geklärt, Grüttner am Fünfer überrascht drüber (32.). Die Linie von Schiri Stegemann nicht immer nachvollziehbar, der leichte Schubser im Strafraum führt zum Elfer, mehrere harte Fouls im Feld lässt er laufen – dafür Gelb für Saller nach leichtem Rempler (42.). Aus dem Nichts die Berliner Führung: Einwurf an der Linie, Geipl begleitet viel zu langsam Prömel, der legt Polter auf, der aus acht Metern kein Problem hat, 0:1 (45.). Aber auch das ist der SSV Jann: George auf der anderen Seite zwirbelt die Kugel vom Strafraumeck ins Kreuz, 1:1 (46.).
Jahn kommt agiler aus der Kabine
Die zweite Hälft beginnt schmerzhaft für Fein, der erst Gogias Sohle und dann noch den Ball ins Gesicht bekommt (46.). Nächste Karte für Ken Reichel, der Geipl auf den Knöchel tritt (54.). Klasse Idee von Adamyan, aber Stolze am falschen Fuß, sonst wäre er allein vorm Torwart (55.). Fantastischer Konter über Fein, der George schickt, frei vorm Keeper, der die Hand ranbekommt (58.). Was für eine Chance nach der kurzen Ecke, Grüttner köpft die Kugel am Fünfer eher raus als rein (61.).
Saller erläuft sich den Ball, bringt die Flanke auf Grüttner, der Kopfball knapp daneben (64.). Erster Torabschluss der Berliner, Polter aus 16 Metern in den verhangenen Novemberhimmel. Jahn-Trainer Beierlorzer bringt Marc Lais für den ausgepowerten Fein (71.). Größte Union-Chance, Polter am Fünfer, Pentke mit Handballreaktion (71.). Nach Georges Ecke knallt Lais gleich mal den zweiten Ball nicht so weit neben den Pfosten (73.).
Ein Elfer und ein Tor, die nicht gegeben werden
Nächstes großes Ding für den Jahn, Adamyan bekommt die Kugel am Fünfer nicht kontrolliert, legt zurück auf George, der zieht ab, Grüttner rutscht knapp vorbei, auch weil er umgerissen wird – das war der klarere Elfer (75.). Dafür schwächt Prömel die Berliner nach dem nächsten Ellbogencheck gegen Geipl, Gelb-Rot (77.). Berlin wechselt defensiv, Michael Parensen für Polter (82.).
Und dann hat der Jahn auch mal Glück: Der SSV bekommt den Ball nicht weg, Reichelt zieht aus zehn Metern ab, das Ding zappelt im Netz – dann zückt der Linienrichter die Fahne, keiner weiß warum, kein Tor. Jetzt setzt sich der Jahn beim Eckenfestival vorm Berliner Tor fest. Und Beierlorzer schickt Joker Hamadi Al Ghaddioui aufs Grün. Der weite Ball nach vorne, Adamyan legt für Derstroff auf, der kommt einen Schritt am langen Pfosten zu spät. Nach 93 aufregenden Minuten steht fest: Der SSV bleibt zum siebten Mal ungeschlagen, aber kann auch das vierte Mal in Folge nicht gewinnen.
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