In Pilsen: Endlich ein "echtes Heimspiel" für die Oberpfälzer Bayern-Fans

Vohenstrauß
13.10.2022 - 16:13 Uhr
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Die Fans des FC Bayern aus der Oberpfalz nehmen weite Anfahrten auf sich, um Heimspiele in der Allianz-Arena zu erleben. Die Partie bei Viktoria Pilsen am Mittwoch war für viele dagegen ein Kurztrip. Wenn sie eine Karte bekommen haben ...

Da reicht einfachste Mathematik: Fünf Prozent von 13 000 sind ... in erster Linie mal viel zu wenig. Etwa 650 Tickets hat der FC Bayern München für seine Fans für das Auswärtsspiel am Mittwochabend, das die Bayern mit 4:2 gewannen, bei Viktoria Pilsen zugeteilt bekommen. Zur Einordnung: Die Münchener haben mehr als 4400 eingetragene Fanclubs, und da sind etwa 360 000 Fanclub-Mitglieder registriert. Da eine Karte für den Champions-League-Auftritt in Pilsen zu bekommen, ist wie ein Lottogewinn, den sich sicherlich viele Oberpfälzer FCB-Anhänger gewünscht hätten. Denn von hier nach Pilsen ist es für die meisten ein Katzensprung.

Auch für die Vohenstraußer Bayern-Fans. Vier Anhänger machten sich am Mittwochabend auf den Weg hinüber nach Westböhmen. Strecke und Fahrzeit Vohenstrauß–Pilsen laut Google Maps: 86,4 Kilometer, 55 Minuten. Wenn die Vohenstraußer in die Allianz-Arena fahren, dauert das doppelt so lange. Und sie hatten auch einen „Lottogewinner“ dabei: Josef Maier (55), der Fanclub-Chef: „Ich habe mich bei den Bayern für eine Karte beworben und hatte Glück.“ Sein Kumpel Stefan Schäftner war zum Vorverkauf eigens nach Pilsen gefahren und hatte im Vorverkauf Tickets erworben. Pilsener Anhänger hatten die Karten zurückgegeben, da die Preise in der Champion-League für das Spiel zwischen 60 und 150 Euro lagen. Bei einem Ligaspiel in Tschechien kostet die Karte etwa 10 Euro.

Eingesperrt im Bayern-Block

Um halb ein Uhr waren die Vohenstraußer daheim. Es hätte noch früher sein können, „aber wir wurden lange im Bayern-Block festgehalten“, sagt Maier. 20 Minuten wurden die gut 500 Fans im Block quasi eingesperrt. „Wie im Gefängnis. Das ist echt ein beklemmendes Gefühl, eingekastelt zu sein“, beschreibt es Maier, für den der „Lottogewinn“ am Ende doch kein richtiger war. Schäftner saß nur ein paar wenige Meter weiter in einem anderen Block – ohne Einschränkung.

Willi Richtmann aus Tirschenreuth ist auch viel mit den Bayern unterwegs. Mit seinem Kumpel Roland Meiler aus Weiden hatte er sich eine Karte fürs Doosan-Stadion besorgt. „Ich liebe solche kleine Stadien. Die sind schöner als so mancher Fußballtempel“, schwärmte der 57-Jährige am Tag danach. Die Atmosphäre sei entspannt und familiär gewesen. „Und als die Tschechen die zwei Tore geschossen haben, war die Stimmung auch prächtig.“ Die gut einstündige Anreise sei ohnehin ein Klacks gewesen. Auch mit den tschechischen Fans habe man sich bestens verstanden. Die beiden Oberpfälzer blieben noch eine Nacht in Pilsen, um auch ein bisschen was von der westböhmischen Bezirkshauptstadt mitzubekommen. „Pilsen ist jetzt nicht gerade eine Fußball-Hauptstadt“, sagt derweil Sepp Finster, Chef der „Kaisertreuen“ aus Vilseck. Auch von seinem Fanclub waren einige da. „Es war ein schöner Ausflug nach Tschechien“, ergänzt er.

„Eh keine Chance“

Viele Oberpfälzer Fanclubs hatten erst gar nicht versucht, sich für Karten in Pilsen zu bewerben. „Eh keine Chance“, hieß es von vielen Fanclub-Chefs. Obwohl die Nachfrage nach diesem „echten Heimspiel“ für die Bayern-Fans natürlich alles andere überstieg, waren doch einige Fans findig und kamen an Karten. Die Oberpfälzer Kennzeichen lassen das vermuten. NEW – WEN – TIR – SAD oder AS – diese Schilder waren vorm Stadion keine Seltenheit.

Hohe Preise: Protest der Fans

Die teuren Tickets veranlassten Teile der Bayern-Fans auch zu einer Protestaktion in Pilsen. In den ersten 12 Minuten blieben viele ihren Sitzen fern. Mit Trillerpfeifen zogen sie dann ins Stadion. So machten die Fanvereinigung „Club Nr. 12“ und die Gruppen der Südkurve ihrem Unmut Luft. In einer Mitteilung wurden sie deutlich. „500 Prozent Preiserhöhung? F.... euch!“ Der Vohenstraußer Maier ist zwiegespalten: „Das ist natürlich mittlerweile alles viel zu teuer. Aber man kann die Pilsener auch verstehen. Die spielen Champions-League, die wollen da viel mitnehmen.“

Vor dem Stadion war auch der Schönkircher Christoph Mayer vom Fanclub Wildenau anzutreffen. Auch er war mit den Bayern schon überall unterwegs. Auch er musste schauen, wie er an eine Karte kam und sagte augenzwinkernd: „Bei so einem Heimspiel willst du natürlich dabei sein.“

Info:

FC Bayern

  • Der FC Bayern München hat 4460 Fanclubs (360998 Fanclub-Mitglieder/Stand: 4. Oktober 2022).
  • Kein anderer Verein in Deutschland hat so viele registrierte Anhänger wie der FC Bayern.
  • Miit 290000 Mitgliedern ist der FC Bayern der mitgliederstärkste Sportverein Deutschlands.
 
 

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