Bescheidenheit ist eine Zier. Deshalb hatte der SV Altenstadt/WN zum Saisonstart auch artig den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben. Ganz so, wie es sich für einen Aufsteiger eben gehört. So brav, wie sie sich verbal geben, sind die Blau-Weißen aber ganz und gar nicht. Denn in den bisherigen 16 Punktspielen hat der SVA mächtig vom Leder gezogen und der Konkurrenz das Fürchten gelehrt. 13 Siege, ein Remis und nur zwei Niederlagen – das bedeutet Tabellenplatz eins, drei Punkte vor der hoch gehandelten DJK Irchenrieth und gar sechs Zähler vor der lange Zeit führenden SpVgg Windischeschenbach.
"Ich war schon immer überzeugt davon, dass wir in einer höheren Liga mithalten können", kommentiert Michael Nordgauer den Höhenflug seiner Schützlinge. Ob der bis Saisonende anhält, den Verein vielleicht sogar schnurstracks nach langen Jahren der Absenz zurück in die Kreisliga führt, will der Trainer nicht ausschließen. Zuletzt spielte der SVA in der Saison 2014/15 in der höchsten Liga auf Kreisebene. "Wir spielen zurzeit einen sehr guten Fußball, stehen kompakt und diszipliniert", sagt der ehemalige Bayernligaspieler der SpVgg Weiden: "Wieso soll es nicht klappen, wenn alle weiter so mitziehen?"
Natürlich weiß Nordgauer um die Tücken eines langen Saisonverlaufs. Hier mal eine Schwächephase, da mal ein Ausrutscher – die Momentaufnahme einer Tabellenführung ist vergänglich. "Klar ist, dass wir aktuell einen Lauf haben. Und den wollen wir beibehalten, so lange es geht", meint der 50-Jährige und lenkt den Blick auf die letzten beiden Punktspiele in 2022. Am Sonntag geht es zum Tabellenelften VfB Thanhausen, eine Woche später steht das Heimspiel gegen Schlusslicht TSV Pleystein auf dem Terminplan – beides scheinbar lösbare Aufgaben. "Wir wollen diese beiden Spiele konzentriert durchziehen und unbedingt positiv gestalten", betont Nordgauer. "Damit hätten wir 46 Punkte. Dann schauen wir mal, wie wir nächstes Jahr aus der Winterpause kommen."
Gründe, wieso es beim letztjährigen Vizemeister der A-Klasse West so rund läuft, gibt es viele. Nordgauer nennt an erster Stelle die Ausgeglichenheit und ungewöhnliche Breite des Kaders. Da die erste Mannschaft zusammen mit der "Zweiten" trainiert, kann es schon mal sein, dass sich bis zu 35 Spieler auf dem Trainingsplatz tummeln. "Der Trainingsbesuch ist sehr positiv. Jeder ist motiviert, haut sich rein und kämpft um seinen Platz im Kader", berichtet der Coach. "Es geht vergeht keine Woche, wo nicht einer angefressen ist, weil er nicht zum Einsatz kommt."
Und es ist offensichtlich die viel zitierte, richtige Mischung aus Alt und Jung, die den Charakter der Mannschaft ausmacht. Nordgauer nennt Routiniers wie den bereits 42-jährigen Tobias Schuller, Johannes Gruber (36) oder Jochen Krämer (35), die dem Team den nötigen Halt verleihen. Zusätzlich könne er aber auch auf etliche jüngere Spieler wie Michael Bündgens, Andreas Kallmeier oder Neuzugang Martin Bertelshofer zurückgreifen: "Die haben alle Talent und Ehrgeiz." Fast schon ins Schwärmen gerät der Trainer, wenn er über Fabian Zaus spricht. "Der hat eingeschlagen wie eine Bombe und spielt aktuell überragend." Dabei wollte der Youngster ursprünglich nicht so viel in den Fußball investieren und lieber in der "Zweiten" spielen. Nun zieht er laut Nordgauer "das Ding durch" und ist mit elf Toren der Goalgetter des Spitzenreiters.
Der sportliche Erfolg des SV Altenstadt/WN bleibt nicht unbemerkt. Die Anhänger honorieren die Leistungen ihrer Mannschaft und sind selbst bei Auswärtsspielen stark vertreten. "Da sind immer 100, manchmal auch 150 Fans mit dabei", freut sich Nordgauer über die positive Resonanz, die ihren Grund hat. "Die Fans sehen, dass wir eine Einheit sind. Wir sind in den letzten Jahren zusammengewachsen. So wie wir jetzt auftreten, das haben sich die Spieler hart erarbeitet." Nordgauer ist auch nicht bange vor Rückschlägen. "Natürlich werden wir auch wieder verlieren. Aber dann müssen und werden wir auch eine Reaktion zeigen."
Die Reife, ein gewichtiges Wort im Titelkampf der Kreisklasse Ost mitzusprechen, spricht er seinen Schützlingen allemal zu – auch wenn er die DJK Irchenrieth als Top-Favoriten bezeichnet. Vor drei Wochen standen sich die beiden Spitzenteams im direkten Duell gegenüber und trennten sich torlos 0:0. "Wir haben zwar nicht gewonnen, aber unser bestes Saisonspiel gezeigt." Weitere starke Leistungen will der SVA bis zum Saisonende folgen lassen.
SV Altenstadt/WN
- Als Vizemeister der A-Klasse West über die Relegation in die Kreisklasse Ost aufgestiegen
- Aktuell ist die Mannschaft Tabellenführer mit 40 Punkten und 45:19 Toren
- Ärgste Verfolger sind die die DJK Irchenrieth (37/53:18) und die SpVgg Windischeschenbach (34/42:24)
- In der Kreisliga Nord spielte der SVA letztmals in der Saison 2014/15
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.