Weiden in der Oberpfalz
25.06.2019 - 16:54 Uhr

Blue Devils: Bisschen Risiko muss sein

Vor einem Jahr lautete die Frage: Geht es mit den Blue Devils weiter oder nicht? Die gute Nachricht: Crowdfunding bedarf es heuer nicht, um weiter Oberliga-Eishockey zu bieten.

In den Play-offs der vergangenen Saison war für die Blue Devils (links Michael Kirchberger) gegen die Hannover Scorpions Endstation. Die Play-off-Teilnahme ist das erneute Weidener Ziel in der kommenden Oberliga-Spielzeit. Bild: gb
In den Play-offs der vergangenen Saison war für die Blue Devils (links Michael Kirchberger) gegen die Hannover Scorpions Endstation. Die Play-off-Teilnahme ist das erneute Weidener Ziel in der kommenden Oberliga-Spielzeit.

Franz Vodermeier ist ein Mann der Zahlen. Das gibt der Diplomkaufmann unumwunden und gerne zu. "Ich gehe schon kostenbewusst an Dinge heran", sagt der 54-Jährige im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Seit 1. Juni ist Vodermeier bei den Blue Devils Weiden ganz offiziell in der Verantwortung. Als Nachfolger von Thomas Siller hat er die Geschäftsführung der Blue-Devils-Spielbetriebs GmbH übernommen. Als "Riesenkomplex" beschreibt er, was sich rund um das Weidener Eishockey auftürmt.

Geordnete Strukturen

"Wir haben damit begonnen, wie in einem Unternehmen geordnete und effektive Strukturen reinzubringen", betont Vodermeier. Mittlerweile gebe es mehrere kleine Teams, die sich um Aufgabenfelder wie Medien, Events, Sponsoring und Finanzen kümmern: "Da werden auch Entscheidungen in Eigenverantwortung getroffen."

In den letzten Monaten hat Vodermeier seinen Vorgänger Thomas Siller intensiv im Tagesgeschäft begleitet. Er saß bei Vertragsverhandlungen mit Spielern am Tisch, lernte Netzwerke im Eishockey kennen, war in die Etatplanungen eingebunden. "Diese Zeit war für mich wichtig", erklärt er. "Ohne sie wäre es unmöglich gewesen, aus dem Stand heraus die Geschäftsführung zu übernehmen." Auf die Erfahrung seines Vorgängers will der "Neue" weiterhin gerne zurückgreifen: "Thomas Siller bleibt ja Gesellschafter und wird mir unter die Arme greifen."

Für Vodermeier ist die GmbH zusammen mit den Sponsoren und Fans eine der Grundlagen für die Weiterentwicklung des Eishockey-Standorts Weiden - und zwar nicht nur wegen der Kapitaleinlagen der aktuell zehn Gesellschafter. "Alle haben signalisiert, langfristig dabei bleiben zu wollen. Das ist für uns wichtig", unterstreicht Vodermeier. Eine Ausweitung der Gesellschafterzahl sei aktuell kein Thema: "Mit zehn Personen kann man gut am Tisch sitzen und diskutieren."

Zum Beispiel über die Eishockey-Saison 2019/20. Ein positives Signal hat die Blue Devils in diesen Tagen mit der Lizenzerteilung ohne Auflagen erreicht. "Wir haben gut gewirtschaftet und ganz realistische Zahlen vorgelegt. Deshalb sind wir bei der Lizenzierung gut durchgekommen", betont Vodermeier. Allerdings bleibt den Blue Devils im kostenintensiven Eishockeygeschäft kaum finanzieller Spielraum. "Es ist so: Wir müssen uns nach der Decke strecken", sagt Thomas Siller und nennt als warnendes Beispiel den ERC Sonthofen. Die Allgäuer haben als einziger Verein der Oberliga Süd bislang keine Spielerlaubnis erteilt bekommen. "Es wäre wichtig, dass die Oberliga weiter mit zwölf Mannschaften spielen kann", betont Siller. "Wir hoffen, dass da eine Lösung gefunden wird."

Play-offs das Ziel

Die Blue Devils gehen in die Saison 2019/20 mit einem klaren sportlichen Ziel. "Wir wollen wieder den Einzug in die Play-offs schaffen", lautet die Ansage von Siller. Keine einfache Aufgabe, denn die Liga sei mit Riessersee, Deggendorf und Rosenheim als Top-Favoriten nochmals stärker einzuschätzen als zuletzt: "Da musst du an die Schmerzgrenze gehen, um einen konkurrenzfähigen Gegner abzugeben." Trotz wirtschaftlicher Zwänge wollen sich die Blue Devils dem Wettbewerb stellen. "Wir wollen nicht nur sparen, sondern in der Oberliga auch gut mitspielen, uns etablieren", stellt Vodermeier fest. Dazu seien auch Investitionen nötig: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Und Siller pflichtet bei: "Ohne ein bestimmtes Risiko kann man in dieser Liga nicht spielen."

Info:

Zweiter Ausländer und Torwart die Baustellen

Die personellen Planungen bei den Blue Devils Weiden sind knapp sieben Wochen vor dem Trainingsauftakt am 19. August im Endstadium. Was vor allem noch fehlt beim Eishockey-Oberligisten, sind ein weiterer Torwart und der zweite ausländische Kontingentspieler.

Aktuell weilt Trainer Ken Latta zum Heimaturlaub in Kanada, um dort einen geeigneten Ersatz für den abgewanderten Matt Abercrombie zu finden. „Die Tendenz geht zu einem Nordamerikaner“, berichtet Vodermeier. „Es soll ein spielerischer Mittelstürmer sein. Die Personalie wird relativ zügig entschieden.“

Fast in trockenen Tüchern ist die Verpflichtung eines zweiten Goalies neben Daniel Filimonow. „Wir werden wohl einen hochtalentierten Förderlizenztorwart aus der DEL unter Vertrag nehmen. Die Formalitäten sind aber noch nicht alle unter Dach und Fach“, kündigt Siller an. Und wer wird die Nummer eins im Tor? „Das muss der Trainer entscheiden“, sagt Siller.

Erfreulich ist, dass nach jahrelanger Flaute die vor rund zehn Jahren intensivierte Nachwuchsarbeit nun endlich Früchte bringt. Vier Nachwuchsspieler wollen die Blue Devils fest in den Oberliga-Kader integrieren. Damit stoßen sie beim Verband auf offene Ohren. „Der DEB hat sein Förderkonzept neu aufgestellt und den Vereinen nahegelegt, Talente früh in den Erwachsenenbereich reinzubringen“, berichtet Vodermeier. Die Botschaft für junge Spieler sei: „Wenn du gut spielst, hast du eine Chance in der Oberliga.“ Die Namen der vier Talente wollen die Blue Devils demnächst bekanntgeben

Franz Vodermeier, seit 1. Juni neuer Geschäftsführer der Blue-Devils-Spielbetriebs GmbH. Bild: gb
Franz Vodermeier, seit 1. Juni neuer Geschäftsführer der Blue-Devils-Spielbetriebs GmbH.
Thomas Siller, Vorsitzender des 1. EV Weiden und Gesellschafter der Blue-Devils-Spielbetriebs GmbH. Bild: gb
Thomas Siller, Vorsitzender des 1. EV Weiden und Gesellschafter der Blue-Devils-Spielbetriebs GmbH.
 
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