Chefcoach Ken Latta und Co-Trainer Florian Zellner standen am Mittwoch der Sportredaktion Rede und Antwort. Dabei ging es nicht nur um die Vorbereitungsphase, personelle Baustellen und Saisonziele. Ein Name stand ganz am Anfang des Fragenkatalogs.
ONETZ: Marcel Waldowsky hat vor wenigen Tagen verletzungsbedingt sein Karriereende verkündet. Wie schwer wiegt der Ausfall eines solchen langjährigen Leistungsträgers?
Ken Latta: Das war ein Schlag für uns. Wir haben erstmal schlucken müssen, weil es überraschend kam. Mir tut es leid für ihn. Sein Ausfall tut uns sportlich weh.
Florian Zellner: Es gibt in der Oberliga kaum einen deutschen Spieler, der so wertvoll ist für sein Team wie Marcel bei uns. Er hat sich jahrelang in den Dienst des Vereins gestellt. Es ist schade, dass er nicht mehr spielen kann.
ONETZ: Gibt es schon Kontakte zu einem eventuellen Ersatz?
Latta: Jemanden zum jetzigen Zeitpunkt zu finden, ist extrem schwer. Der Spielermarkt ist so kurz vor Beginn der Punkterunde leergefegt.
ONETZ: Wie bewerten Sie die Vorbereitung? Von den Ergebnissen her ist sie mit zwei Siegen und sechs Niederlagen eher negativ verlaufen ...
Latta: Ich sehe das nicht so schwarz. Unsere Gegner hatten alle ein gutes Niveau, die Ergebnisse sind zweitrangig. Wichtig ist, dass wir gesehen haben, wo die einzelnen Spieler stehen, wo wir noch Probleme haben.
ONETZ: Die Blue Devils hatten heuer mehr Ab- als Zugänge. Jetzt kommt auch noch der Waldowsky-Ausfall hinzu. Ist der Kader zu dünn besetzt?
Zellner: Natürlich ist es für jeden Trainer schöner, wenn unter den Spielern ein Konkurrenzkampf herrscht. Bei einem kleinen Kader ist das schwierig. Allerdings hat der auch den Vorteil, dass eine Mannschaft enger zusammenrückt. Das war ja auch bei uns letzte Saison der Fall.
ONETZ: Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Mannschaftsteile. Im Tor macht Neuzugang Jonas Neffin einen starken Eindruck. Wer wird die Nummer eins? Neffin oder Daniel Filimonow? Oder gibt es wieder einen ständigen Wechsel?
Latta: Da habe ich noch keine Entscheidung getroffen. Momentan sehe ich beide gleichauf. Ich werde von Fall zu Fall entscheiden, was aber nicht heißt, dass es einen ständigen Wechsel geben wird.
ONETZ: Momentan stehen sieben Verteidiger im Kader. Ist Adam Poldruhak die erhoffte Verstärkung?
Latta: Adam wird sich mit Sicherheit noch verbessern. Der Schritt in die 2. Liga war letztes Jahr ein Schritt zuviel für ihn. Er muss zurück in die Realität und wieder lernen, seine Fähigkeiten auf das Eis zu bringen. Da ist er auf einem guten Weg, aber er hat Luft nach oben.
ONETZ: Was erwarten Sie von Adrian Klein. Er ist Junioren-Nationalspieler, aber erst 16 Jahre alt geworden ...
Zellner: Er hat die richtigen Voraussetzungen, aber er muss natürlich Erfahrung sammeln und noch viel lernen. Männer-Eishockey ist ein anderes Spiel als in den Nachwuchsligen. Wir werden ihm die Chance geben, wenn wir sehen, dass es passt. Er hat ja ein Riesenpotenzial. Es liegt an ihm, dass er sich ihm Training beweist und ob er die Chance dann auch nutzt. In der Abwehr haben wir ja auch noch andere junge Jungs, den Valentin Bäumler zum Beispiel. Der hat viele Spiele letzte Saison gemacht und muss auch noch lernen.
ONETZ: Im Sturm ist die Reihe Rubes/Siller/Heinisch eingespielt. Darüberhinaus stellt sich die Frage: Ist Chase Clayton ein gleichwertiger Ersatz für den abgewanderten Matt Abercrombie?
Latta: Chase ist ein völlig anderer Spielertyp. Er arbeitet hinten wie vorn. Die Spielerstatistik bei ihm ist in den Vorbereitungsspielen im Positivbereich, bei Abercrombie war sie letztes Jahr negativ. Ich finde es unfair, Chase in eine falsche Richtung zu bewerten, nur weil Abercrombie vielleicht mal einen Trick mehr gemacht hat auf dem Eis. Er wird gut sein für die Mannschaft.
ONETZ: Wie steht's um die dritte Reihe? Da wurde ja schon seit längerem auch von der Vereinsführung betont, diese stärker aufstellen zu wollen ...
Zellner: Ich finde unsere dritte Reihe eigentlich ziemlich stark im körperbetonten Spiel. Und sie hat auch das Zeug, mal ein Törchen zu schießen. Das Niveau unserer Reihen ist nicht mehr ganz so unterschiedlich wie früher.
Latta: In den vergangenen Jahren war es so: Wenn ein Bully nach Icing in unserem Drittel war, dann schickte der Gegner seine erste Reihe auf das Eis. Das war problematisch. Jetzt ist es weniger problematisch.
ONETZ: Es gibt bei der diesjährigen Zusammensetzung der Oberliga zwei Änderungen. Deggendorf für Landshut und Füssen für Waldkraiburg. Ist die Liga auf gleichem Niveau wie zuletzt oder noch stärker geworden? Wer sind die Favoriten?
Latta: Für mich sind Rosenheim und Deggendorf die Kandidaten für Platz eins.
Zellner: Stärker geworden ist sie auf jeden Fall. Schon alleine deshalb, weil man Riessersee diesmal auf dem Schirm haben muss. Das ist eine Mannschaft mehr, die um die Playoff-Plätze mitspielen wird.
ONETZ: Wo stehen die Blue Devils im Vergleich zu den Lokalrivalen Selb und Regensburg?
Zellner: Wir wollen uns step by step nach oben hin verbessern. Das ist unser Ziel auch heuer wieder. Ich denke, dass wir auf Augenhöhe mit Selb und Regensburg sind.
Latta: Meine Einschätzung ist, dass wir stärker sind als in der vergangenen Saison. Auf dem Papier schaut immer alles perfekt aus. Du denkst dir, du hast alles richtig gemacht in der Sommerzeit. Aber dann gibt es Verletzungsphasen, Schiedsrichterentscheidungen, die Tagesform der Spieler, das sind alles Faktoren, die ein Trainer nicht unter Kontrolle hat. Wo wir dann letztlich stehen, werden wir in der Tabelle im November sehen.
ONETZ: Vor zwei Jahren war man Achter, zuletzt Siebter - folgt jetzt der nächste Schritt nach vorne? Oder wird es wieder ein Kampf um Platz acht bis zum letzten Spieltag?
Latta: Bei Zielen sollte man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Wir müssen schauen, dass wir die Play-offs schaffen. Das ist das Allerwichtigste.
Zellner: Es ist auf jeden Fall möglich, ein bisschen weiter nach oben zu schauen. Und es ist auch unser Ziel.
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