Auf der Onetz-Facebookseite hatte Oberpfalz-Medien zu Wochenmitte eine Umfrage gestartet, wie es im Amateurfußball nach Überstehen der Coronakrise – wann auch immer das sein mag – weitergehen soll. Das Ergebnis war eindeutig: 79 Prozent der knapp 900 Teilnehmer votierten für einen Saisonabbruch. 21 Prozent können sich auch einen Nachholspiel-Marathon vorstellen. Oberpfalz-Medien konfrontierte Bezirksvorsitzenden Thomas Graml mit der Abstimmung, der das Resultat einordnete.
ONETZ: Herr Graml, 79 Prozent von knapp 900 Teilnehmern unserer Umfrage sind für einen Saisonabbruch. Wie würde die aktuelle Spielzeit dann gewertet? Wird sie komplett annulliert? Zählt der Stand zur Winterpause?
Thomas Graml: Es sind verschiedene Szenarien möglich. Von der Fortsetzung, über eine Saisonverlängerung bis hin zum Abbruch. Und auch beim Saisonabbruch gibt es viele Überlegungen, wie die Saison gewertet werden könnte.
ONETZ: Im Profifußball werden aktuell mehrere Szenarien diskutiert, wie die Saison doch noch zu Ende gespielt werden könnte. Gibt es auch Denkmodelle für den Oberpfälzer Amateurfußball?
Thomas Graml: Da sich die Situation täglich ändert, spielen wir mehrere Variationen durch und diskutieren diese in Telefon- oder Onlinekonferenzen mit den ehrenamtlichen BFV-Funktionären und nehmen natürlich auch die Vereine mit ins Boot, um die möglichst gerechteste Lösung zu finden.
ONETZ: Wäre es theoretisch möglich, dass die Profis ihre Saison fortsetzen und die Amateure ihre Spielzeit abbrechen? Oder umgekehrt?
Thomas Graml: Die Erfahrung dieser einen Woche zeigt mir, dass ich nichts ausschließen kann und ausschließen werde.
ONETZ: Das heißt, Sie planen die weiteren Schritte unabhängig von den Entscheidungen auf Profi-Ebene?
Thomas Graml: So ist es. Wir orientieren uns an den Weisungen der bayerischen Staatsregierung. Sollte die beispielsweise sagen, ab 20. April kehren wir zur Normalität zurück, werden auch wir den Spielbetrieb in Bayerns Amateurklassen ab diesem Zeitpunkt neu koordinieren. Auch wenn die Profis sich für einen Saisonabbruch entscheiden sollten.
ONETZ: Sind Geisterspiele auf Amateurebene vorstellbar?
Thomas Graml: Theoretisch ja, allerdings sehe ich das als schwer umsetzbar an. Bei kleinen Stadien oder komplett umzäunten Sportgeländen wäre das vielleicht mit enormem Aufwand realisierbar, aber 90 Prozent der bayerischen Plätze sind frei zugänglich. Da wäre viel Polizei und Security nötig, von daher gelten Geisterspiele im unteren Amateurbereich als nahezu ausgeschlossen.
ONETZ: Sind Gedanken zur Lockerung oder Neuschreibung des Rahmenterminkalenders schon spruchreif?
Thomas Graml: Spruchreif ist noch nichts. Aber die Spielleiter sind nicht zu beneiden. In der ersten Hälfte der kommenden Saison 2020/21 fallen alle Feiertage, die früher zu Doppelspieltagen genutzt wurden, auf ein Wochenende. Allerheiligen an einem Samstag verschärft den Termindruck zusätzlich.
ONETZ: Niemand weiß oder kann sagen, wann wieder gespielt wird. Was denken Sie persönlich: Wie geht's weiter?
Thomas Graml: Ein Saisonabbruch ist nicht auszuschließen. Mein Wunsch wäre es aber dennoch, dass die Saison auf dem grünen Rasen und nicht am Grünen Tisch entschieden werden soll.
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