Einst quirliger Halbstürmer beim SV Weiden: Günter "Tscheggern" Wolfrath ist tot

Weiden in der Oberpfalz
10.03.2023 - 12:42 Uhr

Der SV Weiden hat viele tolle Fußballer herausgebracht. Einer von ihnen war Günter Wolfrath.

Günter Wolfrath.

Er war eher klein von Gestalt, aber auf dem Fußballplatz und als Mensch ein Großer: Günter Wolfrath kickte Ende der fünfziger und in den sechziger Jahren beim SV Weiden. Zu einer Zeit, als der Amateurfußball noch einen überragenden Stellenwert hatte und der Arbeiterverein an der Stockenhut herausragende Fußballer hervorbrachte. Wolfrath, als Halbstürmer quirlig und torgefährlich, war einer von ihnen. Im Alter von 83 Jahren ist der "Tscheggern", wie er von vielen liebevoll genannt wurde, nun gestorben.

Aus einer Fußballerfamilie stammend, trat Günter Wolfrath an der Stockenhut schon als Jungspund gegen das Leder. Ein Wechsel vom SV Weiden zu einem anderen Verein kam für ihn nie in Frage. Wieso auch? Der Sportverein wuchs ihm von klein auf ans Herz, wurde für ihn Heimat und Inspiration zugleich. Mit knapp 18 Jahren erhielt er eine Sondergenehmigung und durfte die "Erste" verstärken, was auch dringend notwendig war. Der Stockenhutelf drohte damals der Abstieg aus der Kreisklasse, einst die höchste Oberpfalzliga. Bei seinem Debüt gegen die Regensburger Turnerschaft erzielte Wolfrath zwei Tore beim 4:1-Sieg – und am Ende stand der SVW auf dem siebten Tabellenplatz.

Namen sind oft Schall und Rauch, auch im Sport. Was aber nichts daran ändert, dass sich ältere Fußballanhänger noch gerne an jene eingeschworene SV-Mannschaft von damals erinnern. Ein Dieter Heining, Karl Nickl, Helmut Schicker, German Vogelsang oder Gustl Hegner (später Vorsitzender des Lokalrivalen SpVgg) sind in der Vereinshistorie fest verankert. Die Gegner hießen zu jener Zeit beispielsweise Wackersdorf, Teublitz, Schwarzenfeld oder ASV Neustadt. Zu einem legendären Derby gegen den SV Floß kamen an einem Sonntagvormittag 3500 Zuschauer. Eine Zahl, die heutzutage kaum vorstellbar ist..

Als Vorbild hatte sich der "Tscheggern" einen ganz besonderen Fußballer auserkoren, einen, der die Position als Halbstürmer in Vollendung ausfüllte – Max Morlock vom 1. FC Nürnberg. Als der Club einst zum Ablösespiel für den nach Nürnberg gewechselten Walter Feilhuber an die Stockenhut kam, verlor der SV Weiden glatt mit 1:7. Max Morlock schoss alleine vier Tore – Wolfrath nahm's gelassen, für ihn blieb der 54er-Weltmeister stets sein großes Idol.

So ehrgeizig und mit allen Wassern gewaschen Günter Wolfrath jahrelang auf Torejagd ging, so bodenständig und bescheiden blieb er im Privatleben. Nach der Volksschule arbeitete er zuerst im elterlichen Wirtshaus am Hammerweg mit, ehe er bei der Bundesbahn als Lokführer sein Geld verdiente. Die Geschichte von seinem ungewöhnlichen Spitznamen hat er oft erzählt. Er sei als junger Kerl gerne in die Filmbühne, ins "Spitzkino", gegangen und habe sich für 20 Pfenning die Western mit einem Helden namens "Jack" angeschaut. Daraus resultierte der "Tscheggern".

Nach dem Ende seiner Fußballerkarriere blieb Wolfrath sportlich aktiv, zunächst bei den "Alten Herren", dann bei den Fortuna-Keglern des SV Weiden. Erst im Rentenalter ließ er es ruhiger angehen, vor einer Woche schloss sich sein Lebenskreis. Trauergottesdienst ist am Donnerstag, 16. März, um 7.30 Uhr in St. Konrad, anschließend Urnenbeisetzung am Stadtfriedhof.

 
 

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