Mit 6:1 gewann die deutsche U20-Auswahl am Samstag in Füssen gegen Frankreich. Es war der fünfte Sieg im fünften Spiel bei der B-WM für das Team von Bundestrainer Christian Künast. Und der erfolgreiche Schlusspunkt eines siebentägigen Kraftakts. "Das Turnier hat echt Körner gekostet", sagt Tim Brunnhuber. "Ich war nach der Schlusssirene richtig platt."
Viel Zeit zum Ausruhen blieb dem 19-jährigen Stürmer aber nicht. Zwischen Siegerehrung und Fete ging's schon wieder an die Substanz. Das Smartphone klingelte, per Whats-App trafen regelmäßig Glückwünsche ein. "Es haben sich viele Bekannte und Freunde gemeldet, auch aus Weiden und Regensburg", berichtet der 1,82 Meter große und 90 Kilo schwere Nationalspieler. "Darüber habe ich mich super gefreut."
Brunnhuber geht seit dieser Saison für die Ravensburg Towerstars auf Torejagd. 17 Spiele hat der 19-jährige Angreifer für den Tabellenführer der DEL2 absolviert. Vier Treffer und sieben Vorlagen gehen auf sein Konto. Eine beachtliche Ausbeute. In Ravensburg sind sie froh, dass sie so ein Eishockey-Juwel in ihren Reihen haben. "Er ist einer, über den ich mir nicht den Kopf zerbrechen muss", sagte Trainer Jiri Ehrenberger der "Schwäbischen Zeitung". Ein Lob, mit dem der bodenständige Charakter und das Potenzial des Vollblutstürmers treffend beschrieben sind.
In Weiden aufgewachsen
Gelernt hat Brunnhuber das Eishockeyspielen aber nicht in Oberschwaben, sondern knapp 400 Kilometer weiter östlich. In Weiden aufgewachsen, absolvierte der kleine Tim als Vierjähriger ein erstes Schnuppertraining. Mit dem Schläger dem Puck hinterherzuflitzen, gefiel ihm so gut, dass er später sogar dem Fußball den Laufpass gab. "Eishockey macht mir einfach extrem viel Spaß", erzählt Brunnhuber. Beim 1. EV Weiden durchlief er die Schülerteams, erfuhr die bestmögliche Basisausbildung. "Ich hatte Peter Hampl als Trainer. Er war streng, aber das muss im Eishockey so sein."
Mit 15 Jahren folgt der nächste Schritt, der Wechsel zum EV Regensburg. "Das war notwendig, um mich weiterzuentwickeln", betont er. In der Domstadt erklimmt Brunnhuber die nächsten Stufen der Karriereleiter: Er geht auf ein Sportinternat, spielt in der Deutschen Nachwuchsliga, wird in die U18-Nationalmannschaft berufen. Nebenbei baut er sein Abitur, ein Studium ("später einmal Sportmanagement") wird aber bis auf Weiteres verschoben. Vor allem auch deshalb, weil die Ravensburg Towerstars auf ihn aufmerksam werden. Ein Jahr lang spielt Brunnhuber beim Ravensburger Partnerverein EV Lindau. Dort verbucht der Linksschütze in der Saison 2017/18 in 47 Pflichtspielen 37 Scorerpunkte. Eine Bilanz, die ihn in den DEL2-Kader der Towerstars befördert.
Starke Mannschaft
Bekommt man als junger Spieler bei so einer rasanten Entwicklung nicht Angst vor der eigenen Courage? "Nein", sagt der 19-Jährige und ist ganz entspannt. "Ich mache mir keinen Druck. Ich versuche, frei und locker in jedes Spiel zu gehen." In Ravensburg gefällt es Brunnhuber. "Die Mannschaft ist stark, hat einen super Charakter. Wir haben gute Chancen auf die Meisterschaft in der Hauptrunde." 2600 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Heimspielen, stehen wie ein Mann hinter dem Team.
Nicht ausgeschlossen, dass mittelfristig eine noch größere Kulisse wartet. Seine Leistungen - nicht zuletzt bei der U20-B-WM, als er beim Spiel gegen Lettland als bester Spieler ausgezeichnet wurde - haben DEL-Vereine auf den Plan gerufen. "Es gibt Anfragen", bestätigt Brunnhuber, der in aller Ruhe entscheiden will: "Die DEL ist mein Traum. Vielleicht bleibe ich aber noch ein Jahr in Ravensburg, wenn das für meine Entwicklung besser ist." Was er sich aber nicht nehmen lassen will, sind die Besuche in seiner Heimatstadt. "Ich komme im Sommer immer für ein paar Wochen nach Weiden. Dann unternehme ich etwas mit Freunden." Für Glückwünsche zu einem möglichen Wechsel ins Eishockey-Oberhaus wäre dann reichlich Zeit.
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