Dass sich die eingefleischten und organisierten Anhänger der Blue Devils Weiden bei Testspielen zurückhalten und mitunter gar nicht ins Stadion kommen, das ist seit Jahren an der Tagesordnung. Bei den beiden bisherigen Vorbereitungsspielen in der Hans-Schröpf-Arena gegen die Icefighters Leipzig und die Lausitzer Füchse blieb die Fankurve so gut wie Schlachtenbummler-frei. Doch die Devils-"Ultras" hinterließen immerhin zwei Botschaften.
Beim ersten Spiel prangte ein großes Banner in der Kurve, auf dem stand: "Tradition bewahren – gegen Modernisierung". Am vergangenen Freitag wurde es noch deutlicher, wogegen sich der stille Protest richtet: "Nein zum neuen Logo" war auf einem weiteren Spruchband zu lesen. Dass der anfängliche Aufschrei rund um die Präsentation des neuen Logos der Blue Devils noch nicht ganz verhallt ist, merkt man nicht nur am Verhalten der Anhängerschaft, auch die Initiatoren und Mitgestalter des "alten" Teufel-Logos machen sich so ihre Gedanken.
"Transformers und Außerirdische"
"Ich finde, das neue Logo ist lieblos gestaltet und wenig aussagekräftig. Zweifelsfrei entspricht es dem modernen Geist, es finden sich daher aber ähnliche Motive in der Autobranche", merkt Markus Hummel im Gespräch mit Oberpfalz-Medien an. "Initial denkt man an Manga-Fans, Transformers und Außerirdische. Der erste Eindruck vermittelt Boshaftigkeit und Brutalität. Also Werte, die keinesfalls für den Sport stehen dürfen."
Der Allgemeinmediziner im Ruhestand aus Irchenrieth war bis 2008 Vorsitzender des 1. EV Weiden, somit Vorgänger von Thomas Siller, und als Ideengeber maßgeblich an der Gestaltung des alten Devils-Logos im Jahr 2003 beteiligt. "Das alte Logo vereint Sympathie und Kampfgeist, ohne deswegen brutal und übertrieben aggressiv zu wirken." Vor 20 Jahren wählten die Blue Devils einen Weg, den sich Hummel auch diesmal gewünscht hätte. "Wir haben damals die Fans abstimmen lassen, die hätte man auch jetzt befragen sollen. Aber scheinbar spielt der Fan-Wille jetzt keine Rolle mehr."
Vergleich mit dem FC Bayern
Von den Protesten in den Sozialen Medien unmittelbar vor der Vorstellung des neuen Logos hat Hummel nichts mitbekommen, mit der aktiven Fanszene hat er nach eigener Aussage "überhaupt nichts" zu tun. Er könne den Weg, den der Verein nun gegangen ist, auch nachvollziehen: "Alles wird professioneller und damit auch das Marketing. Ohne das geht es heute auch gar nicht mehr." Allerdings stört sich der Ex-Vorsitzende des 1. EV Weiden am Wie. "Fans identifizieren sich mit einem Logo. Ein Logo hat einen historischen Hintergrund, bildet die Geschichte eines Vereins ab. Stellen Sie sich einmal den Aufschrei vor, den es gegeben hätte, wenn das Logo des FC Bayern München derart radikal verändert worden wäre", zieht Hummel einen Vergleich mit dem Branchenprimus aus dem Fußball heran.
Der 69-Jährige kann auch die Argumente nachvollziehen, wonach die Bedeutung eines Logos überschätzt und die Diskussion darüber zu überhitzt geführt wird. Ist es nicht viel wichtiger, was in einem Trikot drinsteckt und welche Leistung auf dem Eis erbracht wird, als das, was auf einem Trikot draufsteht? "Das gehört für mich zusammen: Die Leistung auf dem Eis sowie das Fan-Sein und die Identifikation mit einem Logo", entgegnet Hummel einer solchen Argumentation.
Finanziell schwierige Zeit
Auch wenn ihn die Modernisierung des Blue-Devils-Logos beschäftigt, spielt der Eishockey-Sport heute nur mehr eine Nebenrolle in seinem Leben. Hummel ist noch EV-Mitglied, im Stadion war er aber schon lange nicht mehr, ab und an verfolgt er die Weidener Spiele im Stream. Auf die Möglichkeiten, die der Verein heute hat, blickt er durchaus mit einem Anflug von Neid. "Die Struktur heute ist ganz anders, wir hatten damals noch keine Spielbetriebs-GmbH, waren bei weitem nicht so professionalisiert. Die Gedanken daran waren auch bei uns da, aber die wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht", erinnert sich Hummel an die "schwierige Zeit", in denen die Blue Devils finanziell "überhaupt nicht mehr auf die Füße gekommen" sind und zum Ende Hummels Amtszeit 2008 den Rückzug in die Landesliga antreten mussten.
"Auch wenn wir die finanziellen Möglichkeiten von heute gerne gehabt hätten, sind wir damals nicht ‚Hops‘ gegangen. Im Gegensatz zu den lokalen Konkurrenten aus Selb oder Bayreuth mussten wir keine Insolvenz anmelden." Von derartigen Sorgen sind die Blue Devils im Jahr 2023 weit entfernt, einen sportlicher "Hopser" hinauf in die DEL2 würden sie aber am Ende dieser Spielzeit schon machen. Da ist es dann auch vollkommen gleichgültig, welches Logo auf den Trikots prangt.
Zur Person: Das ist Markus Hummel
- Alter: 69 Jahre alt
- Beruf: Allgemeinmediziner im Ruhestand, im Nebenjob noch als Betriebsmediziner drei Mal pro Woche tätig
- Praxis: in Irchenrieth
- 1. EV Weiden: Vorsitzender von 1997 bis 2008
- größer Erfolg der Amtszeit: Aufstieg in die zweite Bundesliga in der Saison 2002/03
- Abgang: nach dem Ende seiner Amtszeit 2008 Rückzug der Blue Devils in die Landesliga wegen finanzieller Probleme
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