Vor wenigen Wochen noch schwelgte die SpVgg SV Weiden nach dem Bayernliga-Aufstieg in Euphorie und guter Laune. Die schwarz-blauen Glücksgefühle sind seit Mittwoch der Ernüchterung gewichen. Unmittelbar nach der Trennung von Teammanager Hannes Beer folgte die Reaktion des Trainerstabs. Aus Solidarität mit Beer legte nicht nur Andreas Scheler sein Amt nieder, auch die beiden Co-Trainer Josef Haas und Dieter Scheler warfen hin – ein heftiger Nackenschlag rund zwei Wochen vor dem Saisonstart am 15. Juli bei der DJK Gebenbach.
Urplötzlich sieht sich die Mannschaft mit Umständen konfrontiert, die vor wenigen Tagen noch undenkbar schienen. "Im Fußball haben solche Entscheidungen immer eine gewisse Tragweite", gibt Stefan Graf zu bedenken. Gleichzeitig, so der Kapitän, müsse man aber als Spieler akzeptieren, wenn unterschiedliche Meinungen zu so einer Situation führen. "Wir müssen uns ab sofort auf das Sportliche konzentrieren", forderte Graf. "Wir brauchen jetzt viele gute Gespräche und gute Trainingseinheiten, um beim Saisonauftakt in bestmöglichem Zustand auflaufen zu können."
Von Entwicklung überrollt
Ihren neuen Trainer lernte die Mannschaft am Donnerstagabend bereits persönlich kennen. Beim Testspiel beim Landesligisten FCVW Röslau stellte sich Rüdiger Fuhrmann in der Kabine vor und stand danach auch an der Seitenlinie. "Mich hat die Entwicklung genau wie andere überrollt", sagte Fuhrmann gegenüber Oberpfalz-Medien. Der Vereinsbitte, die Traineraufgabe zu übernehmen, habe er jedoch ohne Zögern entsprochen: "Ich bin da noch von der alten Garde. Es ist für mich klar, dass ich den Verein nicht hängen lasse. Ich habe mich in die Pflicht nehmen lassen und gesagt: Ich mach' das." Mit seinem Vorgänger habe er sofort nach seiner Zusage telefoniert, um mögliche Irritationen auszuräumen. "Ich hatte mit Andreas Scheler immer ein gutes Einvernehmen. Er hat ja früher beim SC Luhe-Wildenau gespielt, als ich dort Trainer war."
Fuhrmann will nun so schnell wie möglich die Mannschaft kennenlernen, dabei seine langjährige Expertise als Trainer einbringen. "Wir haben nur noch wenig Zeit bis zum ersten Punktspiel. Da wird jetzt der Spaßfaktor nicht so groß." Dass die SpVgg SV ihn mit einem zweijährigen Vertrag bis 2024 ausgestattet habe, wertet er auch als Signal an die Spieler: "Das zeigt: Ich bin kein Feuerwehrmann, der nur kurzfristig aushilft." Wer ihn als Co-Trainer unterstützen wird, ist noch offen. Mögliche Kandidaten habe er aber im "Kopf". Zur Seite stehen wird dem 61-Jährigen in jedem Fall Rüdiger Hügel. Der ehemalige A-Junioren-Trainer der SpVgg SV übernimmt ab sofort die Funktion des Sportlichen Leiters. "Ein guter Mann mit einem guten Netzwerk. Sonst hätte ihn der Verein nicht in die Position geholt", sagt Fuhrmann über den Schwarzhofener. Sein bisheriges Amt als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums wird Fuhrmann zunächst weiter ausüben: "Da muss aber eine andere Lösung her."
Kurz bedauert Scheler-Rücktritt
Das Gespräch mit der Mannschaft wird die Vereinsführung am Freitagabend suchen. Dann will Vorsitzender Michael Kurz nicht nur Fuhrmann und Hügel offiziell vorstellen, sondern auch die Gründe für die personellen Verschiebungen erläutern. " "Wenn der eine nach links zieht, der andere nach rechts, dann passt das nicht zusammen", sagt Kurz über die Dissonanzen mit Ex-Teammanager Hannes Beer. Trainer Andreas Scheler habe nie zur Disposition gestanden, so Kurz. "Uns tut es leid, dass er zurückgetreten ist, aber wir müssen das akzeptieren und scheiden nicht im Bösen. Wir hätten gerne mit ihm weitergemacht." In Fuhrmann glaubt Kurz die richtige Nachfolgelösung gefunden zu haben: "Er ist ein erfahrener Bayernliga-Trainer. Ich bin froh, dass sowohl er als auch Rüdiger Hügel spontan zugesagt haben."
Zur Person: Rüdiger Fuhrmann
- Geboren am 14. März 1961
- Von Beruf Geschäftsleiter bei der Gemeinde Altenstadt/WN
- Bisherige Trainerstationen: u.a. ASV Cham, FC Vorwärts Röslau, SV Etzenricht, SC Luhe-Wildenau
- Seit 1. Juni 2021 Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) der SpVgg SV Weiden
- Vertrag als Trainer bei der SpVgg SV Weiden bis Saisonende 2023/24
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