Es waren surreale Szenen, die sich am Wochenende im Evangelischen Vereinshaus in Weiden abgespielt haben. Zum einen hatte man in den vergangenen zwei Corona-Jahren Verhaltensregeln verinnerlicht, die von Abstand, gegenseitiger Rücksichtnahme, Masken im Gesicht sowie vom Verzicht auf größere Menschenansammlungen geprägt waren. Und dann trafen das Faschingswochenende sowie "Shortys Darts-Event" aufeinander.
Acht ehemalige und noch aktuelle Profis aus dem Welt-Darts um Rekordweltmeister Phil Taylor sorgten für eine Premiere in ganz Deutschland: Drei große Turniere an drei aufeinanderfolgenden Tagen an einem Ort hatte es in dieser Form zuvor noch nie gegeben. Dementsprechend groß war der Andrang: Eine lange Schlange am Eingang, als der 2G-Status aller Zuschauer überprüft werden musste, und drinnen steppte im wahrsten Sinne des Wortes der Bär. "Ist das geil, dass so eine Party wieder möglich ist. Riesenkompliment an den Organisator, super Idee, klasse umgesetzt", sagte ein Gast von den "Dartsfreunden Eslarn", der seinen Namen aber nicht veröffentlicht wissen wollte.
Wummernde Partymusik, zwischen 800 und 900 grölender Darts-Fans, die die Klassiker aus dem Londoner "AllyPally" wie "Taylor Wonderland" oder den "Touré-Song" in Dauerschleife anstimmten, dazu die passenden alkoholischen Getränke: Dieser Mix ließ den ein oder anderen nur zu Beginn noch die mentale Handbremse angezogen halten. Doch mit zunehmender Zeit wurde der "innere Karl Lauterbach" immer leiser, die letzten Hemmungen wichen. Stickige, schweißgeschwängerte Luft sorgte dazu für eine Faschings-Darts-Party wie in Vor-Corona-Zeiten.
Ja doch, Darts wurde auch gespielt. Die größte Stimmung herrschte natürlich bei den Auftritten von Phil Taylor. Der 61-jährige Brite gab sich dann auch volksnah, war bestens gelaunt und immer zu Späßen auf der Bühne aufgelegt – egal, ob er gegen einen Profi oder gegen einen Qualifikanten aus der Region antrat. Da wurden Pfeile gereicht, um dem Hobbyspieler mehr Würfe zu erlauben, die Darts-Scheibe mittels draufgehaltenem Papier verkleinert – der Spaß stand im Vordergrund. Trickwürfe vom Stuhl (Colin Lloyd) oder durch die Beine (Glen Durrant) sorgten für besten Unterhaltungswert.
"Phil Taylor hat meinem Sohn gerade die Kappe aufgesetzt, der Wahnsinn", frohlockte ein Vater, der den 16-fachen Weltmeister in den Rang eines Superstars emporhob. Am Freitag gewann Glenn Durrant das Profi-Turnier (3:2 im Finale gegen Taylor). In den Pausen wurden Souvenirs der Darts-Profis versteigert, getragene und unterschriebene Turnier-Hemden fanden reißenden Absatz. Gebote über 500 Euro waren dabei keine Seltenheit, die Fans waren nicht nur in Party-, sondern auch in Investierlaune.
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