Drei Tage vor Weihnachten ist die Stimmung bei der SpVgg SV Weiden im Keller. Bei einer gemeinsamen Besprechung der Vorstandschaft und Sportlichen Leitung des Vereins mit Trainer Rüdiger Fuhrmann, die die Analyse des bisherigen Saisonverlaufs zum Ziel hatte, platzte die Bombe: Fuhrmann stellte sein Amt als Bayernliga-Trainer am Weidener Wasserwerk mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Laut einer vom Verein am Mittwochabend verschickten Pressemitteilung will der 61-jährige Trainer mit diesem Schritt der SpVgg SV ermöglichen, "noch einmal alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Ziel Bayernliga-Klassenerhalt realisieren zu können."
Laut Presseerklärung hätte der Verein den bis 2024 datierten Vertrag erfüllen wollen – wobei sogar eine noch längere Zusammenarbeit mit Rüdiger Fuhrmann angedacht gewesen sei. In den Punkten Vereinsidentität, Engagement, Weitsicht und sportliches Know-How sei Fuhrmann vorbildlich gewesen, teilte die SpVgg SV mit. Einzig und allein der Tabellenstand und die jüngste negative Bilanz hätten ihn veranlasst, "den Weg freizumachen". 1. Vorsitzender Michael Kurz, sein Stellvertreter Kurt Seggewiß sowie Sportdirektor Rüdiger Hügel bedauern die Entscheidung des Trainers "zutiefst, zumal auch seine menschliche Komponente Vorbildcharakter am Wasserwerk hatte".
In besagter Sitzung am Montagabend wurden dem Vernehmen nach "Roß und Reiter" genannt. "Wir haben die unbefriedigende sportliche Situation von allen Seiten her analysiert", teilte Hügel am Mittwoch auf Anfrage von Oberpfalz-Medien dazu mit. Der Sportdirektor bestätigte, dass im Vorfeld die Meinung von Spielern eingeholt worden und mit Fuhrmann diskutiert worden sei. Auch mit Verweis darauf, dass er die Mechanismen im Fußball kenne, habe Fuhrmann schließlich seinen Rückzug erklärt. "Er hat gesagt, die Mannschaft braucht einen frischen Wind, eine Aufbruchstimmung", sagte Hügel. Die Bitte, eine Nacht darüber zu schlafen, habe nichts an der Entscheidung geändert: "Wir hätten ihn gerne als Trainer behalten."
Fakt jedoch ist: Die Talfahrt des Bayernliga-Aufsteigers konnte Fuhrmann nicht stoppen. Nach einem respektablen Saisonstart setzte es zuletzt sechs Niederlagen in Folge, der letzte Saisonsieg datiert vom 17. September 2022 (4:1 gegen DJK Don Bosco Bamberg). Zur Winterpause belegen die Schwarz-Blauen mit nur 15 Punkten in 20 Spielen den vorletzten Tabellenplatz. Auf Schlusslicht 1. FC Geesdorf, das den direkten Abstiegsplatz einnimmt, hat man lediglich drei Punkte Vorsprung. Der Rückstand auf Rang 13, der den direkten Klassenerhalt ohne Umweg über die Relegation bedeuten würde, beträgt bereits sechs Zähler.
Fuhrmann selbst wollte sich nicht zu seinem Rücktritt äußern. Der 61-Jährige verwies auf die aktuelle Vertragssituation. Das Amt als Bayernliga-Trainer am Wasserwerk hatte der Luhe-Wildenauer erst im Sommer 2022 angetreten. Der damalige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums war in die Bresche gesprungen, als in Folge der Trennung von Teammanager Hannes Beer Aufstiegstrainer Andreas Scheler seinen Posten zur Verfügung gestellt hatte.
Wer die Fuhrmann-Nachfolge beim Weidener Bayernligisten antritt, ist noch unklar. "Bis Weihnachten wird sich sicherlich nichts mehr tun", heißt es von Vereinsseite. Gut möglich sei, dass bis zum Jahresanfang eine Lösung präsentiert wird. Mit aussichtsreichen Kandidaten wird seit dem Rücktritt von Fuhrmann gesprochen. "Wir suchen keinen Feuerwehrmann, sondern jemanden, der eine langfristige Perspektive bietet", betont Hügel. Was Verstärkungen in der Winterpause betrifft, will der Verein auch in der prekären Lage Ruhe bewahren: "Wenn wir einen neuen Spieler verpflichten, dann muss der auch wirklich passen."













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