Vorletzter in der Abschlusstabelle der Bayernliga Nord, K.o. in der Relegation gegen den SV Schwandorf-Ettmannsdorf: Die sportlichen Realitäten lassen sich nicht beiseite wischen, weshalb Michael Kurz auch gar nicht erst um den heißen Brei herumredet. Ja, das Relegationsspiel am Samstag mit der Niederlage im Elfmeterschießen sei unglücklich verlaufen, sagt der Vorsitzende der SpVgg SV Weiden im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Aber letztlich, so Kurz, komme der Abstieg nicht von ungefähr und habe seine Gründe: "Am Ende des Tages muss man zugeben, dass es nicht gereicht hat."
An der Motivation, am Willen der Spieler habe es nicht gelegen, betont der Vereinschef: "Wir haben eine charakterlich super Truppe. Jeder wollte die Liga halten. Da können wir keinem einen Vorwurf machen." Das sahen am Samstag auch die Weidener Anhänger so. Nach einem hochdramatischen Spielverlauf und einem nervenzehrenden Elfmeterschießen spendeten auf der Tribüne viele Zuschauer dem Verlierer stehend Applaus. Eine Aufmunterung, die in der Stunde des schmerzhaften Scheiterns gut tat. "Unsere Fans wissen das Ganze einzuordnen", glaubt Kurz. "Sie sehen, dass da viele junge Spieler aus der eigenen Jugend auf dem Platz stehen und alles geben." Dass die SpVgg SV Weiden als Absteiger sogar Platz eins der Zuschauer-Tabelle der Bayernliga Nord (Heimschnitt 690 Besuchern) belegt, macht Mut und Hoffnung: "Es ist für die Spieler wichtig, dass sie auf diesen Rückhalt bauen können."
Deutlicher Standortnachteil
Fehlende Unterstützung von den Rängen war also nicht ausschlaggebend für die Rückversetzung in die ungeliebte Landesliga. Kurz nennt andere, seiner Meinung nach entscheidende Faktoren: Massives Verletzungspech, da teilweise zeitgleich bis zu elf Spieler ausfielen, und fehlende finanzielle Möglichkeiten für Verstärkungen. "Wir haben einfach nicht die Riesenmittel, sondern müssen uns hier im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten bewegen", erklärt Kurz. Den Standortnachteil nördliche Oberpfalz habe man bei der Suche nach bayernliga-erfahrenen Spielern deutlich zu spüren bekommen: "Bei uns in der Region sind solche Spieler so gut wie nicht auf dem Markt. Von der geografischen Lage her sind wir da Diaspora. Es bleibt nur, sich entweder in Tschechien zu bedienen oder einen Spielervermittler einzuschalten. Dann wird's aber richtig teuer." Er ist überzeugt: "Vieles im Saisonverlauf hätte anders ausgesehen, wenn wir uns auf zwei, drei Schlüsselpositionen hätten verstärken können."
Dass der Mannschaft mehr Erfahrung gut getan hätte, belegen nach Meinung von Kurz die vielen Gegentreffer in der Schlussphase von Spielen. "Wir haben geführt, und dann kurz vor Ende doch noch den Ausgleich kassiert. Das ist uns gleich öfters passiert." Die Relegations-Pleite gegen Schwandorf-Ettmannsdorf ordnet er ebenfalls in dieses Schema ein: "Das Spiel war ein Spiegelbild der Saison. Wenn Bezdicka seinen Elfmeter verwandelt hätte, wären wir durch gewesen. Aber es hat nicht sollen sein."
Bei der Ursachenforschung für eine missratene Saison ist zwangsläufig auch der Wirrwarr um das Traineramt ein Thema. Noch vor Saisonbeginn musste Teammanager Hannes Beer gehen, woraufhin Aufstiegstrainer Andreas Scheler hinwarf. "Wir hatten jahrelange Ruhe und haben uns diese Situation nicht ausgesucht", sagt Kurz rückblickend. "Aber es im Fußball wie im Leben: Manchmal passt es halt nicht mehr. Dass Andreas Scheler mitgeht, war so nicht abzusehen." Die Nachfolgelösung mit Rüdiger Fuhrmann hatte danach gerade mal zur Winterpause Bestand, die sportliche Talfahrt beschleunigte sich, je länger die Hinrunde dauerte. Man könne Fuhrmann nichts vorwerfen, betont Kurz, der allerdings auch einräumt: "Wenn ein großer Teil der Mannschaft auf dich zukommt und sagt, dass sie mit dem Trainer nicht zurechtkommt, dann ist der Schritt zur Trennung notwendig."
Riester der Richtige
In Michael Riester, der in der Frühjahrsrunde engagiert, aber glücklos versuchte, das Ruder noch herumzureißen, glaubt der Verein nun auch längerfristig den richtigen Mann auf der Trainerbank gefunden zu haben: "Michael hat als ehemaliger aktiver Spieler einen sehr guten Draht zur Mannschaft. Er spricht ihre Sprache und ist auch fachlich unbestritten." Unabhängig von der Ligazugehörigkeit haben die Schwarz-Blauen in den letzten Monaten bereits Nägel mit Köpfen gemacht und mehrere Neuzugänge für die Spielzeit 2023/24 vorgestellt. Aktuell laufen noch Gespräche mit "zwei, drei interessanten Spielern".
Ob die beiden Tschechen David Bezdicka, trotz mehrwöchiger Verletzungspause mit 14 Toren immerhin treffsicherster Schütze der SpVgg SV Weiden, und Martin Ruda bleiben, soll zeitnah geklärt werden. Der Knackpunkt bei Bezdicka wird sein, ob ihm Angebote von höherklassigeren Vereinen vorliegen. Was auch für für Sturmtalent Stefan Pühler gilt: "Er ist ein Riesenspieler, wir wollen natürlich, dass er bleibt. Wenn er aber ein Angebot von einem Top-Klub erhält, dann wird er wohl gehen. Dafür hätten wir auch Verständnis."
Unterm Strich ist Kurz zuversichtlich, dass nächste Saison eine schlagkräftige Weidener Truppe auf dem Platz stehen wird. "Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft richtig gut wird", sagt Kurz. Dass jede Saison aber ihre Unwägbarkeiten hat, haben die Schwarz-Blauen zuletzt auf frustrierende Art und Weise erfahren müssen. Dennoch bleibt für Tiefstapelei wenig Platz. Fans, Sponsoren, ja das gesamte Umfeld des Vereins sind zwangsläufig auf Wiederaufstieg gepolt – das weiß auch der Vereinsboss. "Natürlich wollen wir oben mitspielen", betont Kurz. "Und wenn möglich wollen wir auch wieder aufsteigen."
SpVgg SV Weiden: Die bisherigen Neuzugänge
- Simon Kasper (SpVgg Bayern Hof/20 Jahre/Abwehr)
- Sebastian Bauer (TB Roding/27/Mittelfeld)
- Andreas Schächerer (SV Schwarzhofen/22/Angriff)
- Mauricio Göhlert (SV Mitterteich/27/Mittelfeld)
- Laurentin Göhlert (SV Mitterteich/20/Mittelfeld)
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