Weiden in der Oberpfalz
24.10.2018 - 16:50 Uhr

Die SV-Wasserballer - ein total verschworener Haufen

Einmal um die halbe Welt: Die Wasserballer des SV Weiden werden in den nächsten Monaten nicht nur viel im Wasser, sondern auch auf den Straßen unterwegs ein. Die Rückkehr in die erste Liga fordert aber noch viel mehr.

Die Weidener Wasserballer sind bereit. Die Bundesliga kann starten. Bild: mr
Die Weidener Wasserballer sind bereit. Die Bundesliga kann starten.

Weiden.Zwei Jahre waren sie in der zweiten Liga abgetaucht, jetzt sind die Wasserballer des SV Weiden wieder in der ersten Liga. Am Samstag (17.30 Uhr) beginnt für die Oberpfälzer die Saison mit dem Spiel beim SC Wedding in Berlin. Die Weidener haben sich lange und intensiv vorbereitet, die Jungs sollten topfit sein. Auch die Badehosen liegen bereit. Apropos Badehosen ...

Wie viele Badehosen braucht ein Spieler pro Saison?

"Die Spieler haben Trainings- und Spiel-Wasserballhosen", erklärt Abteilungsleiter Irek Luczak. Der Verschleiß sei nicht so groß, da die Hosen aus einem besonderen Stoff und doppelschichtig gefertigt seien. "Hin und wieder wird eine natürlich zerrissen, aber eine Spielhose überlebt locker zwei, drei Jahre. Aber natürlich haben wir immer Reserven parat."

Und wie viele Bademützen braucht ein Spieler?

"Da verhält es sich ähnlich wie mit den Badehosen", sagt Luczak. "Immer wieder muss mal eine erneuert werden, es hält sich aber in Grenzen." Spielkappen sind nicht billig, und sie werden speziell gefertigt. Man muss sie immer satzweise kaufen. Ein Satz besteht aus 15 Kappen, und das kostet zusammen ungefähr 600 Euro. Deshalb, so der Abteilungsleiter, würden die Kappen mit großer Sorgfalt behandelt. "Im Training nutzen wir ausrangierte Kappen, die müssen nicht so schön sein wie die Spielkappen." Die Badekappen sind auch deshalb speziell, weil die Ohren mit Hartplastikschalen geschützt werden.

Wie viel Zeit pro Saison verbringt ein Spieler im Wasser?

Wenn die Spieler alle Trainingseinheiten in Anspruch nehmen, sind sie 320 bis 360 Stunden jährlich im Wasser, dazu kommen 60 bis 70 Stunden Spielzeit. Es werden insgesamt geschätzte 650 bis 700 Kilometer im Training geschwommen, dazu kommt noch einiges in technischen und taktischen Trainingsphasen. Luczak: "Und während der Spiele muss ja auch geschwommen werden." Sport macht hungrig und durstig.

Was verdrücken die Jungs?

"Pro Saison werden geschätzte 1200 Liter Sportgetränke konsumiert, die wir meistens selbst mischen", erklärt der Abteilungsleiter. Nach den Trainingseinheiten am frühen Morgen - immer mittwochs und samstags - frühstückt die Mannschaft miteinander. Dabei werden schätzungsweise 2500 Semmeln im Jahr verschlungen.

Wie viele Kilometer legt das Team zu Auswärtsspielen zurück?

Auf der Straße, so schätzt Luczak, legt die Herrenmannschaft im Schnitt 17 000 bis 20 000 Kilometer jährlich zurück. Es geht quasi einmal um die halbe Welt. "Wir reisen in der Regel mit Kleinbussen, einer gehört uns, den zweiten müssen wir mieten." Der am nächsten gelegene Ligagegner ist Ludwigsburg (300 Kilometer entfernt), die weiteste Reise steht nach Krefeld (590 Kilometer) an. Dorthin müssen die Weidener mindestens zwei Mal pro Saison. Jede Mannschaft hat einen bis zwei Betreuer, die die Fahrzeuge fahren. Häufig fährt der Trainer selbst, selten einer der Spieler.

Wasserball ist hart. Was braucht es da an Verbandsmaterial?

Das Wasserballspiel ist sehr hart und geprägt durch Zweikämpfe, die körperlich intensiv geführt werden. "Dafür sind die Verletzungen erstaunlich selten", meint Luczak. "Platzwunden, Finger- oder Nasenbrüche oder Zahnverluste kommen schon mal vor, großen Verbandsmaterialbedarf haben wir dennoch nicht." Aber Eis und Kühlspray brauche jeder Betreuer auf der Bank. Luczak sagt auch: "Allgemein ist es so, dass die Spielkultur sich in den letzten Jahren deutlich gebessert hat. Ich würde Wasserball als sehr hart, aber äußerst fair einstufen." Wie hoch ist der Etat für die Bundesliga-Saison?

"Große Sprünge sind bei unsrem Etat nicht drin", sagt Luczak. Die Bundesligamannschaft muss mit rund 75 000 Euro im Jahr auskommen. "Das meiste Geld geht für Auswärtsfahrten und Schiedsrichter- und Meldegebühren drauf." Eines sagt Luczak auch ganz klar: "Spieler werden nicht bezahlt, dafür reicht das Geld eben nicht mehr."

Wasserball-Bundesliga:

Richtig Spaß um sechs Uhr morgens

Mittwochmorgen um 6 Uhr in Weiden: Einige Leute machen sich schon auf den Weg zur Arbeit, die Wasserballer sind da schon bereit und springen ins Wasser - eine harte Trainingseinheit steht an.

Die Bundesliga-Wasserballer des SV Weiden trainieren vier- bis fünf Mal die Woche zwei Mal auch am frühen Morgen: Am Mittwoch um 6 Uhr, am Samstag um 7 Uhr.

"Erschreckend hoch"

Da hat doch sicher der ein oder andere Motivationsprobleme? "Nein", sagt SV-Trainer Thomas Aigner ganz bestimmt und ergänzt augenzwinkernd: "Die Trainingsbeteiligung ist auch bei den Früheinheiten erschreckend hoch." Und das bedingt, dass er mit dem Ergebnis der Vorbereitung sehr zufrieden ist: "Von der Fitness her ist das ganz gut. Das hat man zuletzt auch in den Trainingsspielen gegen Prag gesehen." Allerdings muss er in dieser Saison immer wieder auf wichtige Spieler wegen schulischer oder hochschulischer Verpflichtungen verzichten. Dennoch gehen die Oberpfälzer Jungs das Unternehmen "Bundesliga" optimistisch an, richtig hart wird's trotzdem: "Ziel ist definitiv der Klassenerhalt", sagt Aigner und erklärt warum: "Die anderen Teams haben doch mächtig aufgerüstet. Ludwigsburg hat acht neue Leute geholt, darunter auch Nationalspieler." Teilweise werde in der Bundesliga unter professionellen Bedingungen gearbeitet. Die Weidener setzten dagegen voll auf die Jugend. Einige Spieler sind noch nicht volljährig.

Beste Stimmung

Den Qualitätsnachteil wollen die Weidener auch mit enormen Teamgeist ausgleichen: "Die Stimmung ist extrem gut. So habe ich das lange nicht mehr erlebt. Selbst zu meiner aktiven Zeit nicht." Aigner muss es wissen, der 33-Jährige gehört seit mehr als 25 Jahren zum SV. Spaß haben sie derzeit ohnehin alle beim Schwimmverein. Selbst am Mittwochmorgen um 6 Uhr soll es manch fröhliches Gesicht geben ...

Video-Interview mit Thomas Aigner

Wasserball-Bundesliga:

SV-Torwart Kreiner einer der besten

Die Weidener haben wohl die jüngste Truppe in der Wasserball-Bundesliga. Deswegen sind die Routiniers Thomas Kick, Andreas Jahn oder der treffsichere Engländer Sean Ryder so wichtig. "Zusammen mit Torhüter Matthias Kreiner sind sie das Gerüst des Teams", sagt Trainer Thomas Aigner.

Kreiner ist zwar auch noch sehr jung, aber für seinen Trainer ein absolut wichtiger Mann: "Matthias gehört sicherlich zu den besten Torhütern der Liga."

Der Weidener Wasserballtrainer Thomas Aigner. Er strebt mit seinem Team den Klassenerhalt in der Bundesliga an. Bild: mr
Der Weidener Wasserballtrainer Thomas Aigner. Er strebt mit seinem Team den Klassenerhalt in der Bundesliga an.
 
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