Überraschungen im Amateurfußball: Woran liegt der Höhenflug?

Weiden in der Oberpfalz
10.10.2022 - 10:18 Uhr
OnetzPlus

Jede Saison gibt es einige Mannschaften, die kein Experte auf dem Schirm hatte, aber dennoch oben in der Tabelle mitspielen. So auch in unseren Fußballkreisen. In unserem Podcast "Fehlpass" haben wir nachgefragt, woran das liegt.

SpVgg Vohenstrauß (Bezirksliga Nord)

In der vergangenen Saison musste die SpVgg Vohenstrauß lange um den Klassenerhalt bangen. Mit Martin Schuster kam in der Winterpause ein neuer Trainer, dem es gelang die SpVgg in der Bezirksliga zu halten. In dieser Saison scheinen die Herzogstädter nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Nach 13 Spielen stehen sie auf dem 9. Platz und damit recht gesichert im Mittelfeld. "Ich kann mich an letzte Saison erinnern, da hatten wir ein Auswärtsspiel in Teunz und sind mit 13 Mann angereist. Das unterscheidet sich auf jeden Fall zu den Vorjahren, dass wir jetzt wesentlich weniger Verletzte haben und allgemein auch einen breiteren Kader", erklärt Thomas Schieder im Podcast "Fehlpass". Außerdem ist ein guter Saisonstart wichtig, meint der Kapitän: "In den vergangenen Jahren hatten wir meist keinen guten Saisonstart, haben unsere Punkte eher im Lauf der Saison geholt. Das hatten wir uns schon vorgenommen, dass das dieses Mal anders wird." Hat funktioniert, am 1. Spieltag gewann die SpVgg Vohenstrauß auswärts beim SV Hahnbach.

FC Vorbach (Kreisliga Nord)

Der FC Vorbach steht in der Kreisliga Nord sehr gut da. Trotz des verlorenen Spitzenspiel gegen die SpVgg Schirmitz (1:2) können sie zufrieden mit der Saison sein. 25 Punkte und der zweite Platz hatten wohl nicht viele vorhergesehen. Dazu noch zwei gewonnene Derby gegen den SC Kirchenthumbach (3:2) und den ASV Haidenaab (2:1) sowie ein Remis gegen den FC Tremmersdorf (1:1). "Zum Anfang der Saison hatten wir ziemliche Probleme mit Ausfällen (...), haben uns dann aber aus der schwierigen Phase herausgekämpft und einen kleinen Lauf gestartet, den wir natürlich fortführen wollen", sagt Nico Biersack. Das Thema Aufstieg spielt in Vorbach noch keine große Rolle: "Es ist jetzt keiner im Verein, der sagt, dass wir unbedingt aufsteigen müssen. Das war auch nie das Ziel, das ist weiterhin der Klassenerhalt." Der sollte in der aktuellen Situation aber wohl nur noch Formsache sein.

SV Kohlberg/Röthenbach (Kreisliga Nord)

Der SV Kohlberg ist über die Relegation in die Kreisliga aufgestiegen und diese Euphorie hat der Verein genutzt. Zu Saisonbeginn stand der Aufsteiger weit oben in der Tabelle, gewann die ersten vier Spiele. Es folgten dann allerdings torlose Unentschieden und eine Serie von fünf sieglosen Spielen. Benedikt Frieser erklärt sich das so: "Sicher haben uns die Mannschaften zu Beginn etwas unterschätzt, weil wir ein relativ unbekannter Aufsteiger waren und auch in den letzten Jahren in der Kreisklasse nicht immer ganz oben mitgespielt haben." Aber auch die eigenen Fähigkeiten will Frieser nicht unter den Tisch fallen lassen: "Man muss schon sagen, dass wir einen hervorragenden Fußball spielen. Das hat letzte Saison angefangen, da hat sich innerhalb der Mannschaft eine Dynamik entwickelt, dass wir - egal wie die personelle Situation war - gut gespielt haben. (...) Das hat sich durchgezogen mit dem Höhepunkt im Relegationsspiel gegen Rosenberg." Von der Serie der sieglosen Spiele hat sich in Kohlberg niemand aus der Ruhe bringen lassen. "Wenn man permanente Aufmerksamkeit in den Medien bekommt und so gut in eine Saison startet, dann stellen sich die Gegner natürlich irgendwann besser auf einen ein. Aber gegen Vorbach und Schirmitz kann man mal verlieren. Dessen sind wir uns intern bewusst und haben uns daher auch keinen Stress gemacht. Geändert hat sich das Saisonziel nicht, wir wollen den Klassenerhalt unter Dach und Fach bringen", meint Frieser. Es hat sich ausgezahlt, denn der SV Kohlberg meldete sich nun mit einem 3:1 gegen den FC Tremmersdorf zurück - das bedeutet derzeit den 8. Platz.

SV Michaelpoppenricht (Kreisklasse Süd)

Der SVM war die Tormaschine der A-Klasse und stieg am Ende mit über 120 erzielten Toren souverän auf. Auch in dieser Saison läuft es mehr als gut: Dritter Platz, nur zwei Punkte hinter dem TuS Kastl. Man könnte fast denken, dass die Kreisklasse nur eine Durchgangsstation ist. "Nein, man muss in kleinen Schritten denken. (...) Wir wollen so lang es geht vorne mitspielen und am Ende der Saison im ersten Tabellendrittel stehen. Langfristig wollen wir eine etablierte Kreisklassenmannschaft werden", erklärt Spielertrainer Donald Jakob. Die guten Leistungen überraschen den Trainer aber nicht: "Unser Kader besteht aus sehr erfahrenen Spielern, die teils schon höherklassig gespielt haben. Dazu noch die jungen Spieler mit Entwicklungspotential. Wir haben keinen sonderlich breiten Kader, aber die Qualität ist da. Es ist schon das Ziel gewesen, dass wir vorne mitspielen." Schon 49 Tore stehen für den SVM zu Buche, ob es wieder über 100 werden, ist offen. "Durch unseren offensiven Spielstil fallen viele Tore, aber 100 Tore in der Kreisklasse sind schon sehr schwer", sagt Jakob. Gegen den TuS Hohenburg lautete der Endstand vergangenes Wochenende 7:2 - die Maschine läuft also weiter.

SV Etzelwang (Kreisklasse West)

Die zweite Tormaschine der vergangenen Saison in der A-Klasse ist der SV Etzelwang, über 100 Tore und dennoch nur der zweite Platz hinter dem SV Michaelpoppenricht. Zum Aufstieg reichte es dennoch, allerdings musste der SVE den Teilkreis wechseln und wurde in der Kreisklasse West eingruppiert. Dort steht die Mannschaft derzeit auf einem guten vierten Platz. "Als Aufsteiger nach den ersten Spielen so viele Punkte zu haben ist natürlich Wahnsinn. Wir wussten, dass wir unsere Punkte holen werden, aber dass es so läuft, haben wir nicht erwartet", meint Torhüter Lukas Wittmann. Das Rezept für den guten Start in die Saison erklärt er so: "Ich glaube, dass wir eine sehr ausgewogene Mannschaft haben. Das tut uns ganz gut, die Älteren können ihre Erfahrung mit den jungen Spielern teilen. Die Mischung macht´s und die passt anscheinend bei uns."

TSV Bärnau (Kreisklasse Stiftland)

Der TSV führt die Tabelle in der Kreisklasse an, zwei Punkte vor dem ATSV Tirschenreuth. Teilweise hohe Siege (8:3 gegen Griesbach, 7:0 gegen FSV Tirschenreuth, 6:0 gegen Arzberg) hat der TSV schon gefeiert. "Wir haben die letzten Jahre meist im oberen Drittel mitgespielt, mittlerweile sind wir eine tolle Mannschaft geworden. Die Trainingsbeteiligung ist hoch, guter Zusammenhalt - es macht viel Spaß und auch abseits vom Platz sind wir eine tolle Truppe. Ich denke das ist schon wichtig. (...) Angst haben wir vor niemandem und wir werden unser bestes geben, um da oben zu bleiben", erklärt Rainer Schwägerl den Höhenflug an der Tabellenspitze. Zuletzt setzte es allerdings eine 3:7-Niederlage beim TSV Waldershof II.

Noch mehr zum Thema gibt es in der neuen Folge unseres Amateurfußball-Podcasts "Fehlpass". Zu hören auf allen Portalen, auf denen es Podcasts gibt.

Oberpfalz07.10.2022
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.