14.04.2022 - 13:38 Uhr

Autos, Parken und Amerika

Ein saftiger Strafzettel und den Mietwagen abgeschleppt: Mit einer lockeren, deutschen Parkmoral fährt man in den USA nicht gut. Das gilt gerade für Touristen. Diese Erfahrung musste Tobias Gräf bei einem US-Trip machen.

Das überteuerte Abschleppen von Falschparkern ist in etlichen US-Großstädten zu einer sicheren Einnahmequelle der Kommunen geworden. Gerade ahnungslose Touristen mit Mietautos sollten auf der Hut sein. Bild: Mary Altaffer/AP/dpa
Das überteuerte Abschleppen von Falschparkern ist in etlichen US-Großstädten zu einer sicheren Einnahmequelle der Kommunen geworden. Gerade ahnungslose Touristen mit Mietautos sollten auf der Hut sein.

Dass die USA nicht Deutschland sind, habe auch ich im Februar bei einem Trip an der Westküste wieder erfahren. In den meisten Fällen ist dies natürlich gut so: Die Mentalität der Menschen, die Weite und Schönheit der Natur, das einmalig ungesunde Essen – es gibt viele Gründe, dort Urlaub zu machen. Parken in Großstädten aber gehört nicht dazu.

Was ich dort lernen musste ist: Wer glaubt, mit einer recht lockeren deutschen Parkmoral auch in Übersee gut zu fahren, der irrt. Ich weiß nicht, ob das in allen US-Bundesstaaten so ist, aber in Los Angeles und San Francisco werden Parksünder zumindest gefühlt wie Schwerverbrecher behandelt. Man kann es als Deutscher kaum glauben, aber in LA rückten zwei Streifenwagen mit insgesamt vier Polizisten an, weil wir mit unserem Mietwagen die Parkzeit um circa drei Minuten überschritten hatten. Dabei konnten wir uns noch glücklich schätzen, dass wir „nur“ ein „parking violation ticket“ für 93 Dollar zu berappen hatten – wären wir keine Touristen aus dem Ausland gewesen, unser Auto wäre sicher abgeschleppt worden, teilten uns die vier Beamten in kalifornischer Gelassenheit mit.

Abschleppen als Touristen-Falle

400 Meilen weiter nördlich, im Stadtzentrum von San Francisco, achteten wir deshalb besonders darauf, unseren Chevrolet gesetzeskonform abzustellen – doch leider nicht gut genug. Als wir am nächsten Morgen frohen Mutes das Hotel verließen, war das Auto nämlich weg. Es wurde dieses Mal tatsächlich abgeschleppt. Zwar hatten wir ausweislich der Beschilderung korrekt geparkt, jedoch im Schilderwald ein weiteres Schild übersehen, das auf die Straßenreinigung hinwies, die mehrmals die Woche zwischen 7 und 9 Uhr morgens für Ordnung sorgte. Dass ein Auto abgeschleppt wird, weil die Straßenkehrmaschine nicht einfach drum herum fahren will, war für uns Oberpfälzer eine so absurde Vorstellung, dass es schon wieder Unterhaltungswert besaß.

Bezahlen mussten wir schließlich nicht nur das Abschleppen an sich, sondern auch noch eine Standgebühr auf dem Abschlepp-Parkplatz, eine Bearbeitungsgebühr und einen Straf-Zuschlag, weil wir wegen der Abschlepp-Aktion das Fahrzeug zu spät an den Mietwagen-Verleiher zurückgeben konnten: Insgesamt rund 750 Dollar – doppelt so viel wie der Schnäppchen-Flug hin und zurück. Zum Glück waren wir zu viert und konnten es aufteilen. Ein Taxi-Fahrer berichtete uns, das Abschleppen sei eine der zuverlässigsten und geradezu kriminellen Einnahmequellen der Stadt San Francisco. Nirgendwo würde schneller und konsequenter abgeschleppt. Wegen ihrer Ahnungslosigkeit besonders gefährdet seien Touristen. Stimmt. Weil die USA schön sind, kommen wir trotzdem wieder. Aber beim nächsten mal mit mehr Ahnung.

 
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