Ich erinnere mich noch sehr gut an die Momente, an denen ich mich fragte: Warum habe ich gerade heute nicht zufälligerweise meine Sportsachen zu Hause vergessen oder warum sucht mich heute nicht plötzlich eine Erkältung heim. Die alljährlichen Bundesjugendspiele waren gekommen. Die sollen eigentlich „eine nachhaltige Motivation für das Sporttreiben fördern“. Bei mir hat das nicht funktioniert. Denn zwischen Weitsprung, Sprint und Kugelstoßen war keine Sportart, die mich begeistert hat und die ich in meiner Freizeit freiwillig ausgeübt hätte.
An besagtem Tag haben sich die sowieso schon sportlichen Schüler reingehängt und die anderen – mich eingeschlossen – wurden mitgezogen, waren sichtlich genervt und warteten bis der Tag verging. Um unsportliche Schüler zu motivieren, wird kein jährlicher verpflichtender Wettbewerb helfen. Aufgrund meiner Erlebnisse trauere ich dem ganzen keine Träne nach, finde die neu angekündigten Änderungen sogar überfällig. Nun soll statt einem Wettkampf ein Wettbewerb statt finden.
Das alte Konzept müsste dabei nicht gänzlich verworfen werden. Warum die Spiele nicht auf freiwilliger Basis abhalten und außerdem ein Alternativprogramm anbieten? Ein paar Fahrräder anschaffen und eine Radtour anbieten? Den Tag mit anderen Sportarten als Weitwurf und Dauerlauf anbieten? So könnte man auch Kinder und Jugendliche mit sportlichen Defiziten motivieren und dazu vielleicht noch neue Sportarten aufzeigen, die sie in den Alltag integrieren können. Das hätte auch mir mehr geholfen, als beim Kugelstoßen zu verzweifeln und den Tag auszusitzen.
Weitaus schlimmer finde ich allerdings die Diskussion auf Twitter oder in Facebook-Kommentaren. Getreu dem Motto: Die verweichlichte Jugend müsse auch mal das Verlieren lernen. Denn die schlechten Mathenoten reichen nicht aus. Da entbrennt fast schon eine politische Diskussion: „Warum wird den Deutschen beigebracht alle Tugenden zu dämmen – Ehrgeiz, Disziplin, Siegeswillen“: Der Beitrag eines Twitter-Users klingt wie ein Relikt aus düsteren, vergangenen Zeiten. Die Veranstaltung war doch dazu da, um Schülern Lust auf Sport zu machen. Und das hat wohl nur bedingt funktioniert. Es geht darum, ein vielfältiges Angebot zu machen, in dem sich auch der Unsportliche gerne sportlich verwirklicht.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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