Na, Sie Mäusinnen und Mäuseriche? Wenn es ein Wort gibt, das mir in diesem Jahr schlagartig und oft in den Sinn, in die Ohren und über die Lippen gekommen ist, dann ist es das Wort „Maus“.
Als Fan-Girl der Kaulitz-Zwillinge (Tokio Hotel) vermute ich den Ursprung bei ihnen, spätestens seit Bill Kaulitz die Spitze des deutschen Superstar-Daseins erreicht hat, ist es wohl er, der den Begriff an Mann, Frau und Maus gebracht hat. Vielleicht kam der Begriff auch nur zufällig aus irgendwelchen Mauselöchern gekrochen, in jedem Fall hat er die Popkultur des Landes im Sturm erobert.
Zwischen „Maus, was los?“ und „Ihr seid aber auch Mäuse“ ist der eigentliche Namensgeber – ich erinnere, ein kleines graues Nagetier – in den Hintergrund geraten. Eine wahre Mäuse-Inflation, von der ich dachte, ihr irgendwann überdrüssig zu sein. Zugegeben, vielleicht kurz, aber auf jeden Fall nicht lang. Vor allem nicht, wenn man sich mal ganz ernsthaft fragt, was hinter „Maus“ steckt.
„Maus“ ist süß, „Maus“ ist vertraut, ohne – bis auf wenige Ausnahmen – anmaßend zu sein. „Maus“ ist kein ‚Mäusschen‘ oder ‚Mausi‘, sondern ein ernstzunehmender Nager (Mensch, meine ich). Denn ernst nehmen, das muss man Mäuse immer. Sie sind stark, können und machen, sind aber nie weit entfernt von anderen starken Mäuseschultern, bei denen sie sich anlehnen können. Mausigkeit ist die postmoderne Gen-Z-Antwort auf die Unnahbarkeit einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft, in der das „Du“ zu jedem Zeitpunkt widerrufbar scheint. Okay, stopp, vielleicht geht das zu weit.
Trotzdem: Ein „Maus“ ist Geborgenheit. Es ist Anerkennen von Menschlichkeit, es ist Wohlfühlen und Durchatmen. Der grauhaarige Anzugträger, der wild mit dem Handy am Ohr durch die Stadt läuft? Eine gestresste Maus. Hatte wohl nen langen Tag. Das kleine Mädchen, das das erste Mal selbst eine Kugel Eis bestellt und ganz aufgeregt die 2-Euro-Münzen bereithält? Eine besonders mutige Maus. „Maus“ heißt „ich sehe dich“, „ich bin stolz auf dich“, "Maus" heißt „du bist nicht allein“, schließlich leben Mäuse in Rudeln.
Vielleicht muss jeder für sich entscheiden, was für eine Maus er ist. Vielleicht muss jeder auch erst mal erkennen, dass man überhaupt eine Maus sein darf. Ob wilde oder müde Maus – bei meinen Freunden, da bin ich Maus, da darf ich Maus sein. Ich bin da stolz drauf, und Sie?
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