Zu meiner Schulzeit Mitte der 90er- bis zum Anfang der 2000er-Jahre war Mobbing gang und gäbe. Auch ich litt sehr darunter, wie sich die Mitschüler unter anderem über meine Interessen, mein Aussehen oder meine Kleidung lustig machten. Für sie war ich der Außenseiter, der Stubenhocker, der Streber. Das Kind ohne wirkliche Hobbys, nur weil ich meine Freizeit mit Filmen, Büchern sowie Videospielen verbrachte und meine Noten besser waren als die meiner gleichaltrigen Klassenkameraden.
Das gipfelte darin, dass es Tage gab, an denen ich überhaupt nicht in die Schule gehen wollte und meinen Eltern Bauchschmerzen und anderes vorspielte. Dieses Triezen durch die anderen Kinder war mir irgendwann zu viel geworden. Wirklich machen konnte ich dagegen jedoch nichts, die Lehrkräfte sahen nicht, wie sehr mich die Worte verletzten. Meinen Eltern wollte ich indes auch nicht wirklich etwas darüber erzählen, unter welch psychischer Belastung ich stand. Rückblickend war das vielleicht die falsche Entscheidung.
Mittlerweile sehe ich darüber hinweg, bin wie ich bin und lebe mein Leben, wie ich es für richtig halte. Es ist schwierig seine eigenen Interessen im Kindesalter und als Teenager zu verfolgen, wenn man irgendwann selbst meint sich anpassen zu müssen. Wenn andere einem immer wieder etwas einreden wollen und es scheinbar besser wissen, wie man sich gesellschaftlich anzupassen hat.
Geändert in all den Jahren hat sich scheinbar nichts, wenn man in Bekanntenkreisen und der Verwandtschaft mitbekommt, wie die Kinder auch in ach so "modernen Zeiten" mit Mobbing zu kämpfen haben. Ganz im Gegenteil. Mit dem Internet und dem Zugang zu sozialen Medien hielt auch das Cybermobbing Einzug. Und bietet vielen Mobbern eine noch größere Angriffsfläche für ihre Opfer. Das Problem wird aber zu selten angesprochen, geschweige denn konkret angegangen.
Zu selten finden sich aufklärende Beiträge im Fernsehen oder in den sozialen Netzwerken. Zu selten nehmen Lehrkräfte die von Selbstzweifeln geplagten Kinder ernst. Zu selten schreiten Eltern ein, wenn die eigenen Söhne und Töchter keinen eigenen Ausweg finden. Und zu oft machen sich die Mitverantwortlichen später Vorwürfe, warum nicht eher etwas unternommen wurde.
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