Knödel selbst gerieben, Basilikum umgetopft, eine Kurzgeschichte geschrieben. Eine Decke gehäkelt, Gehalt verhandelt, zusammengezogen. Meinen Pony geschnitten, eine Waschmaschine angeschlossen und Musikunterricht gegeben: Das alles habe ich in letzter Zeit das erste Mal getan. Manches, um es auszuprobieren, manches, weil es sich vorher noch nicht ergeben hat, manches, weil ich einfach keine andere Wahl hatte.
Jetzt fragen Sie, ja und? Dann frage ich: Wann haben Sie das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht? Große Dinge wie ein Haus gebaut, ein Kind bekommen, eine Firma gegründet. Oder kleine Dinge wie ein neues Rezept gekocht, einen anderen Weg zur Arbeit genommen, die Hecke anders geschnitten. Vielleicht war ja etwas dabei, was man sich nie getraut hätte. Der Schritt in die Selbstständigkeit, etwas, das gegen Normen verstößt, gegen die eigene Erziehung. Oder etwas Horizonterweiterndes: ein neues Reiseland, ein neues Buchgenre, ein Fallschirmsprung.
Und wie hat sich das angefühlt? Ungewohnt? Respekteinflößend? Befreiend? Es kann manchmal schwer sein, die Komfortzone zu verlassen. Was man immer schon so gemacht hat, ist eben getestet und erprobt. Aber oft lohnt es sich, die Angst vor der Veränderung zu überwinden. Umzuziehen, sich auf einen Menschen einzulassen, einen knallroten Mantel zu kaufen. Oft stellt sich die neue Version von einem selbst nämlich als überraschend angenehm heraus. Und neue Situationen stimulieren nachweislich das Gehirn, fördern die Flexibilität und stärken das Selbstvertrauen, informiert die Techniker Krankenkasse.
Meine Empfehlung: Eine blind gebuchte Reise. Die gibt es über Internetportale, im Reisebüro oder am Flughafen. Einfach einsteigen und überraschen lassen, welcher Urlaub auf einen wartet. Ich war so zum Beispiel mal in Karlsruhe, wo ich unter normalen Umständen wohl nicht hingefahren wäre. Und was habe ich da gefunden? Ein ... interessantes Theaterstück, bei dem sich alle ausgezogen haben, eine Maracuja-Reissahne-Torte und eine witzige Ziege im Zoo. Und das nur, weil ich eine neue Stadt ausprobiert habe. Wie muss es also erst sein, über seinen Schatten zu springen und etwas Bedeutendes auszuprobieren? Vielleicht warten ja neue Fähigkeiten, neue Freunde, ein neuer Blickwinkel. Oder einfach nur eine schöne Erinnerung.
Info:
Hintergrund
Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.