Oberpfalz
05.06.2025 - 12:11 Uhr

OTon: Umzugsmarathon: Ein ewiger Neubeginn

Abbauen, aufbauen, Kisten füllen, Kisten leeren. Ein paar Monate später das gleiche Spiel von vorne. Volontärin Stefanie Swann ist schon sehr oft umgezogen. Das ist anstrengend, gleichzeitig hat ein Umzug aber auch spannende Seiten.

Karton-Chaos: Umzüge sind anstrengend, gleichzeitig haben sie auch schöne Seiten. Symbolbild: Christin Klose/dpa
Karton-Chaos: Umzüge sind anstrengend, gleichzeitig haben sie auch schöne Seiten.

Ich stehe in meiner halbleeren Wohnung vor meinen halbvollen Umzugskartons und denke mir: Wieso tue ich mir das schon wieder an? In meinem Leben habe ich schon in zehn verschiedenen Wohnungen gelebt. Bedenkt man, dass ich 30 Jahre alt bin und bis zu meinem 19. Lebensjahr in meinem Elternhaus wohnte, ist das wohl überdurchschnittlich viel. Aber nicht unbedingt nachahmenswert. Denn Umzüge sind anstrengend. Nicht nur körperlich, auch mental.

Ich dachte immer, ich lebe recht minimalistisch, doch jeder Umzug holt mich auf den Boden des Materialismus zurück. Meine fünfte Umzugskiste ist schon voll mit Krimskrams, aber immer wieder finde ich in Schubladen Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie besitze. Die alten Schuhe habe ich schon seit zwei Jahren nicht mehr getragen. Die Farben zum Malen habe ich noch nicht einmal geöffnet. Bei jedem Umzug würde ich am liebsten alles rausschmeißen und meinen Rucksack nur mit dem Nötigsten füllen.

Neben dem Umzugsfrust gibt es aber auch die schönen Seiten. Mit jeder Wohnung traf ich Menschen, die mir irgendwie in Erinnerung blieben: der Nachbar, auf dessen CD-Sammlung ich aufpassen sollte, wenn er länger wegfuhr. Der Mitbewohner, der täglich um 23 Uhr anfing zu kochen, bis ich eines Morgens in einer verrauchten Wohnung aufwachte. Er hatte sein Stück Hähnchen im Ofen vergessen und war wieder eingeschlafen. Dann gab es den Mitbewohner, der wirklich jeden Tag dasselbe aß: glutenfreie Nudeln mit passierten Tomaten.

Es fällt mir nicht schwer, mich an neue Menschen und neue Orte zu gewöhnen. Es gab die Wohnung direkt über dem Biergarten – hat Vor- und Nachteile. Und es gab die wohl kleinste Einzimmerwohnung der Welt. Auf 15 Quadratmeter befanden sich Schreibtisch, Bett, Schrank, Küchenzeile, Esstisch und Badezimmer – ein Meisterwerk der Platznutzung.

Mit jeder neuen Wohnsituation verbinde ich neue Erlebnisse, Freundschaften, Menschen, von denen ich mich verabschieden musste, Hobbys, denen ich nachging und Herausforderungen, die ich hatte. Jede Wohnung markierte irgendwie auch einen neuen Lebensabschnitt.

Jetzt steht ein neuer Umzug an und ich bin mir sicher, dass es nicht mein letzter sein wird. Vielleicht werde ich räumlich nie ankommen. Vielleicht ist die perfekte Wohnung oder die Sicherheit des Eigenheims eine Illusion. Vielleicht sollten wir in unserem Körper und Geist ein Zuhause schaffen, in dem wir uns wohlfühlen und das sich nicht so leicht erschüttern lässt. Vielleicht enthält die Zukunft noch viele Unbekannte. Doch genug mit der Hobby-Philosophie, es gibt noch ein paar Schubladen zu leeren.

Info:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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