FOMO, kurz für „Fear of Missing Out“ – übersetzt die Angst, etwas zu verpassen – ist so etwas wie die Volkskrankheit junger Menschen von heute. Durch das Internet wird einem zu jeder Zeit vor Augen geführt, was man alles machen könnte. Selbst wenn man gerade etwas tut, was einem Spaß macht, findet man mit ein paar Klicks Menschen, die es besser machen oder so wirken, als hätten sie eine noch bessere Zeit. In meinem Fall führte das ziemlich oft dazu, dass ich meinen Terminkalender mit Workshops, Konzerten, Lesungen, Feiern und allen möglichen Dingen gefüllt habe, nur um dann frustriert zu sein, wenn ich nicht die Zeit oder Lust hatte, alles zu machen. Es fühlte sich so an, als würden es andere ja auch hinbekommen, warum also ich nicht?
Vor knapp einem halben Jahr hat ein Bekannter von mir erzählt, er würde als Selbstversuch eine Woche kompletten „Digital-Detox“ machen. Keine digitalen Inhalte, kein Internet, kein Fernsehen et cetera für eine Woche. Persönlich halte ich nicht viel von solchen Trends, die am Ende auch bloß auf Selbstoptimierung hinauslaufen, aber ich dachte: Hey, eine Woche kein Social Media, kein ständiges In-Kontakt-Bleiben und keine Dauerunterhaltung hört sich ganz gut an. Also habe ich all diese Apps vom Handy gelöscht und habe es mit meinem Bekannten zusammen ausprobiert.
Mein Bekannter hat den kompletten Detox drei Tage durchgehalten, bevor er wieder angefangen hat, auf Instagram zu gehen. Und auch ich habe ehrlicherweise nicht die ganze Woche auf Videospiele und Youtube verzichtet. Aber mittlerweile sind sechs Monate vergangen und ich habe nach wie vor kein Social Media mehr auf dem Handy und lasse Nachrichten abends einfach mal unbeantwortet. Meine FOMO ist seitdem praktisch weg.
Ich will hier aber kein Lifestyle-Guru sein, der alles Digitale verteufelt. Ich merke schon, dass ich seitdem immer wieder Dinge verpasse, die ich interessant gefunden hätte, und manchmal muss man eben 15 Minuten Langeweile aushalten. Aber auch wenn man mal was verpasst: Das Leben geht weiter.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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