Die altbekannte Diskussion: Alle Stadtverwaltungen, in denen der Pink-Floyd-Musiker Roger Waters dieses Jahr auftreten möchte, diskutieren Schritte, wie sie die Konzerte verhindern können. Vorgeworfen werden ihm unter anderem Israel-Hass, Antisemitismus, Putinfreundlichkeit - geglänzt hat er in den letzten Monaten vor allem mit kruden, realitätsfernen Aussagen. Und doch habe ich Karten für sein Konzert in Frankfurt, welches jetzt auf der Kippe steht. Das Land Hessen will den Konzertvertrag kündigen, riskiert damit rund drei Millionen Euro als Entschädigung aus der eigenen Tasche zahlen zu müssen.
Viele Fans - mich eingeschlossen - befinden sich in einer verzwickten Lage. Einerseits ist es wohl die letzte Chance, den 79-Jährigen mit seiner grandiosen Band live zu erleben, andererseits herrscht Kopfschütteln und Unverständnis wegen seiner politischen Äußerungen. In einigen Foren wird heiß über das Thema diskutiert. Für mich stellt sich die Frage: Muss ich hinter jeder Aussage eines Musikers stehen? Muss ich mich rechtfertigen, wenn ich auf eines seiner Konzerte gehe?
Ich jedenfalls stehe keinesfalls hinter den Aussagen Roger Waters, bin aber großer Fan seiner Musik. Insgesamt dreimal habe ich ihn schon auf der Bühne gesehen, erstmals 2011. Wenige Künstler können mit so einer gigantischen Show glänzen. Man merkt ihm seine klare Ablehnung gegen die USA an - das ist schwer zu übersehen. Auch das aufblasbare Schwein mit dem Davidstern habe ich gesehen – dass sich darauf auch Symbole aller anderen Weltreligionen befinden, lässt man gerne unter den Tisch fallen. Andererseits ziehen sich das Thema Verlust und Krieg durch das ganze Showprogramm - die Abgründe der Menschheit werden visuell aufgezeigt.
Riesige Projektionen mit den Aufschriften "Human rights for everybody" fliegen über die Leinwände, Schicksale verstorbener Flüchtlinge unterlegen das melancholische Lied "The last refugee" visuell. Man weiß nicht, was man glauben soll oder welche Weltansicht in Waters Kopf herum schwirrt. Und wäre es jetzt nicht an der Zeit für ihn auf seinen Konzerten ein klares, politisches Statement abzugeben?
Trotz des faden Beigeschmacks und aller Kontroversen hoffe ich, dass die Shows statt finden. Nicht um mit Waters einer Meinung zu sein oder über politische Ansichten zu diskutieren, sondern um - vermutlich ein letztes mal - diesen Ausnahmekünstler live sehen zu können und die Musik zu genießen.
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