Tirschenreuth
04.01.2018 - 20:00 Uhr

Nach 44 Jahren: Organist Karl Supguth legt sein Amt in der Erlöserkirche nieder: Statt Noten nun Zahlen

An den Gedanken muss man sich erst einmal gewöhnen, dass Karl Supguth nicht mehr in der Erlöserkirche an der Orgel sitzt. Mit 81 Jahren gibt er nach 44 Jahren das Amt ab. Aber nicht, um die Hände in den Schoß zu legen. Endlich hat er mehr Zeit für andere Hobbys.

Organist Karl Supguth legt sein Amt nieder. 44 Jahre seien ausreichend, sagt der 81-jährige Tirschenreuther. Am Sonntag wird er von Pfarrer Martin Schlenk offiziell verabschiedet. 	Bild: ubb
Organist Karl Supguth legt sein Amt nieder. 44 Jahre seien ausreichend, sagt der 81-jährige Tirschenreuther. Am Sonntag wird er von Pfarrer Martin Schlenk offiziell verabschiedet. Bild: ubb

Der pensionierte Gymnasiallehrer hat noch viel vor in seinem Leben. Jetzt, sagt er, wolle er sich seinen anderen Hobbys - der Mathematik und dem Programmieren - intensiver widmen.

Abschied vor Gemeinde

Wer zufällig oder regelmäßig gegen 9.30 Uhr an den Sonntagen an der Erlöserkirche in Tirschenreuth vorbeikam, konnte dem stimmungsvollen Orgelspiel beim Gottesdienst der evangelischen Gemeinde lauschen. Beinahe ein halbes Jahrhundert saß Karl Supguth nahezu jeden Sonntag an diesem Instrument. "Jetzt", sagt der 81-jährige Pensionist, "ist es genug!" Karl Supguth gibt sein Amt als Organist an diesem Sonntag an Jüngere ab. Pfarrer Martin Schlenk wird ihn im Gottesdienst vor der Kirchengemeinde verabschieden.

Der ehemalige Pädagoge hatte übrigens nie vor, Organist zu werden. Er ist eigentlich Geiger. "Orgel konnte ich nicht. Bevor ich nach Tirschenreuth kam, habe ich in Fürth noch im Posaunenchor Trompete gespielt", erzählt er. Durch seine Frau Edith kam er zum Himmelsinstrument. Sie habe als Organistin die Kirche unterstützt. Dann seien die Kinder gekommen und damit die Zeitnot. Supguth sprang in die Bresche ...

Der Familienvater nahm Orgelunterricht in Marktredwitz bei Kantor Witt und später bei Luise Limpert. Während die Pfarrer fünf Mal in der Erlöserkirche wechselten, blieb der Organist dann immer der gleiche. Je nach Musikgeschmack des jeweiligen Seelsorgers änderte Supguth sein Repertoire.

Gut 100 Kirchenlieder hat er sich mit den Jahren angeeignet. "Pfarrer Ralph Knoblauch mochte Klassik. Bei ihm gab es nie was Modernes", erinnert sich der Mann an den Tasten. Erfreut hat er mit seinem Spiel auch die Gläubigen in Bärnau und im Seniorenheim Ziegelanger. War eine Vertretung notwendig, hat diese in den Anfangsjahren Ruth Giesecke und später Barbara Kürzdörfer, die heute noch aktiv ist, übernommen. Nur mit einer Nachfolge habe es nie klappen wollen. Die jungen Leute seien teils sehr engagiert gewesen. "Aber dann gingen immer wieder alle weg aus Tirschenreuth." Also habe er weitergemacht, sagt Supguth. "Aber jetzt muss mal Schluss sein."

Selbst Orgel angeschafft

Supguth hat auch eine Weile den evangelischen Kirchenchor geleitet und im Tirschenreuther Posaunenchor maßgeblich als Leiter und Ausbilder mitgewirkt. Nun aber freue er sich auf endlich freie Sonntagvormittage ohne jegliche Verpflichtungen. "Die werde ich damit verbringen, dass ich tun kann, was ich will!"

Wird er seine Orgel nicht vermissen? Bei dieser Frage lächelt Supguth. "Ich habe mir 2001 selbst eine Orgel gekauft für den Hausgebrauch", verrät er. Und dann erzählt er von seinen neuen Leidenschaften. Seit einiger Zeit widmet sich der ehemalige Englisch- und Französischlehrer der Mathematik und dem Programmieren. "Das ist sehr unterhaltsam", schwärmt Supguth, der mit 81 Jahren seine Freizeit nun statt mit Noten mit Zahlen verbringen möchte.

 
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