03.05.2018 - 16:28 Uhr

"Die toten Augen von London" bieten bei der Kulturbühne Weiden kurzweilige Unterhaltung: Nostalgie-Theater mit Nervenkitzel

Die Nebelschwaden steigen langsam auf, Big Ben schlägt und schon nach einer Minute geschieht der erste Mord. Die Komödie am Altstadtmarkt Braunschweig demonstriert mit "Die toten Augen von London" in der Max-Reger-Halle, dass Edgar Wallace auch auf der Bühne sehr gut funktioniert.

Die Edgar-Wallace-Adaptionen der 50er und 60er Jahre zählen auch heute noch zu den Kultfilmen der deutschen Fernsehgeschichte: Im düsteren London begegnen die Zuschauer den deutschen Filmstars Joachim Fuchsberger, Eddi Arent, Klaus Kinski, Karin Baal, Harry Wüstenhagen und noch vielen mehr. Der Charme und der Grusel der damaligen Zeit haben bis jetzt nichts von ihrer Wirkung verloren, die Bilder stecken in den Köpfen vieler Zuschauer fest.

Auf erfrischende Weise

Umso ehrgeiziger ist es, eine dieser bekannten Filmvorlagen - "Die toten Augen von London", basierend auf den Edgar-Wallace-Roman aus dem Jahr 1924 - auf die Bühne zu bringen. Dem Ensemble der Komödie am Altstadtmarkt Braunschweig mit ihrem Regisseur Oliver Geilhardt gelingt dies bei der Kulturbühne Weiden auf eine erfrischend-nostalgische Art und Weise. Gut herausgearbeitete Charaktere, couragiert aufspielende Darsteller, ein passendes Tempo der Szenenwechsel und die richtige "Begleitmusik" garantieren einen vergnüglichen und spannenden Krimiabend. Der "alte" Leitspruch "Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein" gilt auch für diese zwei Stunden in Weiden.

Inspektor Larry Holt von Scotland Yard und seine neue Assistentin Diana Ward glauben nicht mehr an Unfälle, als immer wieder reiche, tote Männer aus der Themse geborgen werden. Sie alle waren mit einer horrenden Summe bei der Greenwich-Agentur versichert. Winzige Pergamentstreifen, die bei den Opfern gefunden werden, geben dem Ermittler-Duo einen besonderen Hinweis, denn sie sind in Blindenschrift verfasst. Holt und Ward sind davon überzeugt, dass wieder einmal die "Toten Augen von London" zugeschlagen haben, eine Bande blinder Hausierer, die die Hauptstadt in Angst und Schrecken versetzen.

Nur sieben Darsteller

Bei ihren Ermittlungen geraten Ward und Holt nicht nur in ein düsteres Blindenheim unter der Leitung von Reverend John Dearborn, sondern auch an den zunächst ehrenwert erscheinenden Rechtsanwalt Stephen Judd. Auch die Heim-Bewohnerin Mrs. Emma Fitzgerald gibt so manches Rätsel auf, von den Kriminellen der Stadt wie "Der blinde Jack" und "Flimmer Fred" ganz zu schweigen. Mit gerade einmal sieben Darstellern wird ein klassischer "Wer war es?"-Fall auf der Bühne präsentiert - in dem gemordet, entführt, geschossen und gerettet wird.

Mit Wolfgang Pfäffle als Inspektor Holt mit schrulligen und machohaften Momenten sowie Michaela Schaffrath als kluge, fast schon emanzipierte Assistentin Diana steht ein Duo auf der Bühne, das dem Stück eine ganz besondere Würze verleiht. Klar, dass sich beide Protagonisten schließlich ineinander verlieben. Auch die restlichen Akteure Lennart-Fabian Müller, Andreas Heßling, Beatrice Fago, Christian Preuß und Thomas Henniger von Wallersbrunn können in ihren Rollen bestens überzeugen. Für besonders witzige Momente sorgen die kurzen Umbauten auf der Bühne, die mit reichlich Musik und Slapstick-Einlagen garniert werden. Viel Applaus vom Publikum für einen kurzweiligen Krimiabend.

 
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