Bisher übertrugen Rundfunkanstalten ihre Beiträge im Kabelfernsehen auf drei unterschiedlichen Wegen: analog, Standard-digital und HD-Digital. Der analoge Weg wird zum Jahresende endgültig abgestellt. Der Wechsel zum digitalen Empfang wird Schritt für Schritt vollzogen. Ab 2019 kann nur noch der Kabel-Kunde den Feierabend vor dem Fernsehgerät verbringen, der sich rechtzeitig auf die Änderung eingestellt hat.
"Man braucht als Kabel-Kunde entweder einen Receiver oder ein neues Fernsehgerät", erklärt Fernsehtechniker Christian Heining. Auf entsprechende Hinweise in der Presse hätten bislang noch kaum Kunden reagiert: "Die meisten Menschen hoffen vermutlich, dass das Thema sie nicht betrifft." Fernsehgeräte, die älter als etwa drei Jahre sind, sind noch nicht für die digitale Technik gerüstet. Dabei spielt keine Rolle, ob es sich um einen Röhrenfernseher oder bereits einen Flachbild-Fernseher handelt. Wichtig sei die im Fernseher verbaute Technik.
Schärfere Bilder
"Es gibt individuelle Lösungen in unterschiedlichen Preisklassen. Jeder muss sich vor einem Kauf überlegen, welche Ansprüche er an die Technik hat", sagt Heining. Und wozu die ganze Umstellung? "Die Bildschirme werden immer größer, das verlangt nach einer hohen Bildqualität. Und dies ist nur mit der digitalen Technik möglich", erläutert Heining. "Die Sendeanstalten bündeln die Kosten, schalten deshalb die analoge Übertragungsform ab. Wer schon einen Receiver hat, kann die neue Technik problemlos nutzen, sein Fernseher dient nur noch als Bildschirm, die eigentliche Empfangstechnik läuft über den Receiver." Auch Besitzer einer Satellitenschüssel können ohne Umstellung weiterhin ihre Programme empfangen. Handeln müssen die Kunden von Kabel Deutschland. "Eigentlich wäre zu erwarten, dass die betroffenen Kunden mit einem Aufschrei reagieren, aber bislang ist es ruhig geblieben. Dies wird sich wohl zum Jahresende ändern, wenn den Menschen bewusst wird, was auf sie zukommt", sagt Heining.
Von der Umstellung sind nicht nur Privatleute betroffen. Karl Wittmann, Leiter der Wirtschaftsbetriebe/Logistik der Kliniken Nordoberpfalz AG, erwartet gewisse Kosten für die Kliniken AG. "Wir können uns dieser Umstellung nicht entziehen, haben bereits jetzt vieles in die Wege geleitet." Im Klinikum Weiden sind keine Veränderungen notwendig, dort erfolgt der TV-Empfang auch in den Patientenzimmern über eine Satellitenschüssel. "In den anderen Häusern der Kliniken AG erfolgt eine Vertragsumstellung mit der Firma, die für die Ausstattung verantwortlich ist. Wir kaufen rechtzeitig neue Fernsehgeräte, damit die Patienten weiter den Service nutzen können."
Umstellung kostet
Auch Ludwig Kreutzer, Leiter des Seniorenheimes des Bayerischen Roten Kreuzes in Weiden, nimmt die Umstellung relativ gelassen hin. "Wir arbeiten mit digitalen Kassetten. Eine Kassette bietet die Übertragung von vier Sendern über eine zentrale Verteilerstation in unserem Keller. Unsere Bewohner können weiterhin wie gewohnt fernsehen." Für weniger Entspannung sorgen die Kosten, die für die Anschaffung der Kassetten notwendig waren: "Jede Kassette kostet rund 2000 Euro, diese Kosten ersetzt uns niemand."
Und auch für Privatkunden gibt es keine finanzielle Unterstützung durch öffentliche Stellen oder Wohlfahrtsverbände. Bernhard Uhl, Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbandes Weiden-Neustadt/WN: "Uns ist bislang nicht bekannt, ob es irgendeine Unterstützungsmöglichkeit für Bedürftige geben wird. Es wäre auch schwierig, eine Hilfe zu definieren. Die technischen Varianten beim Fernsehen sind sehr unterschiedlich, und damit auch die finanziellen Erfordernisse." Das Thema stehe bei den Wohlfahrtsverbänden noch nicht auf der Tagesordnung. Es müsse erst die Rechtslage geklärt werden, dann käme es jeweils auf den Einzelfall an.
Auch für Menschen mit Behinderungen gibt es keine finanzielle Zusatzunterstützung, erklärt Alexander Grundler, Behindertenbeauftragter der Stadt Weiden, auf Nachfrage. "Die technische Umstellung betrifft alle gleichermaßen. Insofern sind Menschen mit Behinderungen nicht schlechter gestellt als andere. Somit gibt es auch keine gesonderte finanzielle Zuwendungsmöglichkeit."
Man braucht als Kabel-Kunde entweder einen Receiver oder ein neues Fernsehgerät.Christian Heining
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