Nicht nur bei den Fenstern ist noch vieles im Fluss, dauert die Suche nach einer optimalen Umsetzung der vom Landesamt für Denkmalpflege vorgegebenen Maßnahmen an. Ihre ursprüngliche Idee kann die Baugenossenschaft Familienheim nicht realisieren: Sie wollte - entsprechend den Erfordernissen des Marktes - die in den Jahren 1925/26 errichteten Gebäude (33 Wohnungen) abtragen und mit einem Neubau 44 moderne, kleinere, behinderten- und seniorengerechte und damit barrierefreie Einheiten schaffen. Die Abbruchgenehmigung schien nur noch Formsache. Aber das Landesamt für Denkmalpflege gab der Stadt und der Bauherrin eine andere Richtung vor. Nach wie vor eine Verfechterin des Abbruchs und Neubaus ist Vorstandsvorsitzende Christine Maier. "Wir und die Stadt Weiden brauchen zeitgemäßen, behindertengerechten, barrierefreien Wohnraum, der vor allem auch bezahlbar sein muss." Die Wohnungen stünden seit inzwischen drei Jahren leer.
92 Jahre alt
Nach inzwischen fast zweijähriger Planungsphase, die das Landesamt mit der Deklarierung des "Schweigerblocks" als Baudenkmal auslöste, scheint sich nun doch abzuzeichnen, dass noch bald mit der aufwändigen Sanierung begonnen werden kann. Architekt Karlheinz Beer, der mit der Baugenossenschaft Familienheim, Stadt und Landesamt die Maßnahmen plant, verweist auf die hohe Wohnqualität, die der einstige Stadtbaumeister Josef Linhardt (1886 bis 1985) den Häusern Schweigerstraße 1, 3, 5. 7. 9. und 11 schon bei der Planung mit auf den Weg gegeben hatte.
Die Wohnungszuschnitte seien noch heute modern, die außenliegenden Bäder natürlich belichtet, und die Wohnungen "durchgesteckt": Sie reichen jeweils quer durch die Gebäude. Das garantiere Sonne von zwei Seiten und erleichtere das effektive Durchlüften. "Das bekommt man heute so schnell nicht mehr", betont Beer. Zwischen den beiden "Kopfbauten" seien die Gebäude etwas weiter von der Schweigerstraße abgerückt: Platz für kleine Vorgärten. Im Innenhof, den die Häuser vom Straßenlärm abschirmen, sei es "richtig ruhig".
Bausubstanz erhalten
Mit einer Größe von 60 bis 125 Quadratmetern ermöglichten die Wohnungen eine "schön durchmischte Nutzung". Der Grundrisse bleiben nahezu unverändert. Die Loggien werden aktiviert, der Brandschutz verbessert, die Energiebilanz optimiert. "Ziel ist es, so wenig wie möglich die Bausubstanz abzuwandeln. Wir wollen sie erhalten und sichtbar machen." Dies bedeute den Verzicht auf Aufzüge und die Barrierefreiheit. Damit erreiche die Baugenossenschaft ihre ursprünglich als Neumieter ins Auge gefassten älteren Mitglieder nicht mehr. "Sie bereichert aber mit einem attraktiven Angebot den Weidener Mietwohnungsmarkt."
Es bleibt bei den historisch vorgegebenen 33 Wohnungen und einigen Problemen, räumt Beer ein. So sei noch offen, wie sich die Erdgeschossböden dämmen lassen, ohne die historischen Türstöcke und Türen in den 2,70 Meter hohen Räumen "beschneiden" zu müssen. Gänzlich unklar ist, ob sich die Keller mit Preußischen Kappen zwischen den I-Trägern, die nur zwei Meter hoch sind und feucht blieben, je nutzen lassen.
Bevor die Sanierungsarbeiten beginnen, lädt der CSU-Ortsverband Stockerhut am Dienstag, 8. Mai, um 15 Uhr zur Ortsbesichtigung in den Innenhof des Blocks ein. Christine Maier und Architekt Beer führen dann durch die Gebäude.
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