Strom von Dach und Balkon: Die ersten Schritte zur Photovoltaik-Anlage

Weiden in der Oberpfalz
19.09.2023 - 17:48 Uhr
OnetzPlus

Details zu Finanzierung und Tipps für die Umsetzung: Zwei Experten gaben beim kostenlosen Lesertelefon von Oberpfalz-Medien Antworten auf alle Fragen zum Thema Stromerzeugung mit Photovoltaik.

Es liegt ein Gesetzentwurf zur schnelleren Nutzung von Photovoltaik vor. Vorgesehen ist unter anderem, dass die Anmeldung von Steckersolaranlagen erleichtert wird, sie eine höhere Leistung haben dürfen und rückwärts laufende Zähler möglich sind.

Unser kommunaler Energieversorger verweigert die Genehmigung, aus unserer PV-Anlage Strom einzuspeisen. Müssen wir das akzeptieren? Welche Gründe kann es geben?

Ein Grund kann die Leistungskapazität des Energieversorgers sein. Vielleicht übergeben Sie die Sache Ihrem Rechtsanwalt.

Unser Haus hat ein Prefa-Aluminiumdach. Die Solarfirma sagt, dass die PV-Anlage deshalb eine spezielle Unterkonstruktion braucht, die natürlich eine Menge kostet. Gibt es Alternativen?

Kommen die Module aufs Dach, verfällt – sofern keine Prefa-Teile verwendet werden – die Garantie für das Prefa-Dach, was sicher nicht erstrebenswert ist. Sie können Module auch auf anderen Flächen installieren: Carport, Garagendach, Wandflächen. Besprechen Sie das mit einem Energieexperten.

Kann ich zu meinem Bauspargeld noch einen Kredit von der KfW dazu nehmen, um meine PV-Anlage zu bezahlen?

Ja, beides ist kombinierbar. Der effektive Jahreszins für den KfW-Kredit liegt bei 4,72 Prozent (Stand 14. September 2023). Den KfW-Kredit beantragen Sie über Ihre Hausbank oder Bausparkasse. Eine Bonitätsprüfung wird gemacht.

Ich habe landwirtschaftliche Flächen und denke über eine große PV-Anlage nach. Wie ist der Prozess?

Kompliziert. Das Ganze muss behördlich genehmigt werden. Der Energieversorger muss einbezogen werden, der den unter günstigen Bedingungen produzierten Strom abnimmt beziehungsweise abnehmen soll. Üblicherweise ist eine separate Zuleitung, gegebenenfalls mit Speicher, erforderlich.

Wir wohnen in einem Haus mit sechs Mietparteien. Einen Balkon haben alle. Die Inbetriebnahme einer Steckersolaranlage ist aber nicht so leicht, wie ich anfangs dachte.

Das soll sich ändern. Es liegt ein Gesetzentwurf zur schnelleren Nutzung von Photovoltaik vor. Es soll vor allem für jene einfacher werden, die kein eigenes Haus haben. Vorgesehen ist unter anderem, dass die Anmeldung von Steckersolaranlagen erleichtert wird, sie eine höhere Leistung haben dürfen und rückwärts laufende Zähler möglich sind. Verbraucherzentralen fordern in diesem Zusammenhang auch einen einfacheren Zugang zur Einspeisevergütung für Steckersolar-Betreiber. Den Gesetzentwurf lesen Sie beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter www.bmwk.de.

Gibt es Zuschüsse für den Kauf einer Photovoltaik-Anlage?

Der Kauf von PV-Anlagen und Batteriespeichern ist von der Mehrwertsteuer befreit. Bundesweit einheitliche Zuschüsse gibt es nicht. Allerdings fördern manche Kommunen die Anschaffung. Erkundigen Sie sich bei der Kommune oder fragen Sie einen Energieberater, der vor Ort arbeitet – zu finden unter www.energie-effizienz-experten.de.

Wie kann ich den Strom aus der PV-Anlage auf meinem Mehrfamilienhaus gerecht an die Mieter verkaufen?

Das ist eher ein finanzielles beziehungsweise steuerrelevantes Thema. Wenden Sie sich an Ihren Steuerberater.

Mein Bausparvertrag ist noch nicht in der Zuteilung. Ich möchte das Geld für verschiedene energetische Maßnahmen nehmen. Muss da eine Grundschuld bestellt werden?

Sprechen Sie mit der Bausparkasse, wie Sie am besten mit dem zugeteilten Vertrag umgehen. Unabhängig vom vorhandenen Vertrag ist es möglich, ein sogenanntes Blankodarlehen von der Bausparkasse zu bekommen – bis zu 50.000 Euro. Eine Grundschuld ist dafür nicht erforderlich.

Ich habe von der neuen Förderung für Solar im Zusammenhang mit einem Elektroauto gehört. Wie sind die Bedingungen für den Zuschuss?

Ab 26. September kann ein KfW-Zuschuss für private PV-Anlagen mit Speicher und Wallboxen beantragt werden. Das ist das Programm 442. Es setzt sich aus leistungsabhängigen Pauschalbeträgen für die PV-Anlage, den Batteriespeicher sowie einem fixen Betrag für die Ladestation zusammen. Ein ergänzender Innovationszuschuss für bidirektionales Laden, bei der Speicherkapazität des Elektroautos (bidirektionales Laden) dem Energieversorger zur Verfügung gestellt wird, könnte bei entsprechender Ausstattung dazukommen. Es können bis zu 10.200 Euro Zuschuss sein. Maßgebend hierbei: Es muss bereits ein Elektroauto vorhanden oder verbindlich bestellt sein, die anderen Komponenten müssen fabrikneu bestellt werden. Genaue Informationen lesen Sie unter www.kfw.de. Unter der kostenlosen Telefonnummer 0800/5399005 können Sie sich von den KfW-Experten beraten lassen.

Ich habe ein Elektroauto und eine Ladestation. Kann ich einen Zuschuss aus dem neuen KfW-Programm 442 beantragen?

Beantragen können Sie den Zuschuss. Doch da Sie bereits eine Ladestation haben, die vermutlich auch gefördert wurde, werden Sie den Zuschuss nicht bekommen. PV-Anlage, Batteriespeicher, Ladestation müssen fabrikneu sein – so die Bedingung.

Welche Versicherung brauche ich für meine Photovoltaik-Anlage?

Informieren Sie Ihre Wohngebäude-Versicherung. Je nach Anbieter beinhaltet diese bereits den Schutz für PV-Anlagen. Legen Sie der Versicherung die Rechnung des Elektromeisters vor. Alternativ können Sie eine gesonderte Versicherung für die PV-Anlage abschließen. Angebotsvergleiche könnten sich lohnen.

Was kostet eine Anlage?

Pro Kilowattpeak (kWp) zwischen 1800 und 2500 Euro. Üblicherweise werden zwischen 5 und 15 kWp installiert. Der Batteriespeicher kostet extra. Unter Umständen muss in diesem Zusammenhang auch ein veralteter Sicherungskasten ausgetauscht werden. Ein kWp entspricht etwa 2,5 Modulen, wozu eine Fläche von circa fünf Quadratmetern gebraucht wird. Kilowattpeak ist die Nennleistung der Anlage.

Ich bin über 70, lebe allein und verbrauche wenig Strom. Lohnt sich für mich eine PV?

Schon für die Installation einer kleinen PV-Anlage bis acht kWp mit Speicher müssen Sie mit Kosten ab 18.000 Euro rechnen. Sie werden vermutlich den Zeitpunkt der Amortisation nicht erleben. Allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht lohnt sich die Investition also nicht. Sind potenzielle Erben vorhanden, könnte Ihre PV-Anlage sozusagen eine Investition für die Zukunft sein. Besprechen Sie das in Ihrer Familie.

Wir denken über eine Photovoltaik-Anlage nach. Was ist zu beachten?

Betrachten Sie Photovoltaik nicht separat von der Heizanlage und von der gesamten energetischen Situation des Hauses, wozu zum Beispiel auch die Dämmung gehört. Zunächst muss investiert werden, bevor sich rein rechnerisch ein Plus ergibt. Eine PV-Anlage lohnt sich bei einem Stromverbrauch ab circa 3000 KWh pro Jahr. Unter diesen Bedingungen hätte sich die Anlage in 12 bis 16 Jahren amortisiert. Die Amortisationszeit verkürzt sich, wenn E-Autos geladen werden und die Wärmepumpe regelmäßig mit Strom versorgt werden muss. Achten Sie darauf, dass PV-Anlage und sonstige Elektrik im Haus aufeinander abgestimmt sind. Dazu sollte jeder Elektromeister in der Lage sein.

Welche Flächen eignen sich am besten für die Module?

Dächer mit Süd-Ausrichtung bringen eine „Stromspitze“, wenn die Sonne am höchsten steht. Dächer mit Ost-West-Ausrichtung nehmen Strahlen auf, solange die Sonne sich von Osten nach Westen bewegt. Diese Konstellation ist vor allem für Berufstätige interessant, die nach dem Frühstück aus dem Haus gehen und abends wieder zu Hause sind. Solarmodule lassen sich auf dem Hausdach, aber auch am Haus installieren – Hauswand, Garage, Carport.

Wir haben ein 20 Jahre altes Haus, möchten eine PV-Anlage nachrüsten. Wie gehen wir am besten vor?

Lassen Sie sich zunächst unabhängig beraten, zum Beispiel von einem Energiefachmann – zu finden unter anderem unter www.energie-effizienz-experten.de oder beim Verband privater Bauherren unter www.vpb.de. Der Energieexperte kennt die technischen Anforderungen und kann Ihren Verbrauch berechnen. Auch müssen Beschaffenheit und Statik des Daches geprüft werden sowie die voraussichtliche Lebensdauer des Daches. Sie haben nichts gewonnen, wenn Sie aufwendig eine Anlage aufs Dach setzen und es in zwei Jahren saniert werden muss.

Was kostet die Nachrüstung einer PV-Anlage?

Die Kosten sind abhängig von der Anzahl der Module, wie das Dach vorbereitet ist, vom Wechselrichter und von der Speichergröße. Rechnen Sie grob mit 15.000 bis 20.000 Euro ohne Speicher für ein Standard-Einfamilienhaus.

  • Die Antworten gaben Alexander Nothaft vom Verband der Privaten Bausparkassen und Diplom-Ingenieur Marc Ellinger vom Verband privater Bauherren.
Service:

Informationen online

 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.