Die Mopedrocker: Im Clubhaus der Bavarian Barbarians

Altendorf
04.09.2023 - 07:49 Uhr
OnetzPlus

Zündapp, Kreidler und Co: Raritäten auf zwei Rädern sind ihre Leidenschaft, ihre Mopeds sind meist älter als sie selbst. Und ihnen reichen gemütliche 40 Kilometer pro Stunde.

„Nein, um Geschwindigkeit geht’s uns hier nicht“, sagt Jumbo, der eigentlich Thomas Deml heißt und President der Bavarian Barbarians ist. Das löst belustigtes Gelächter in der Runde aus. „Einmal sind wir nach Nürnberg gefahren“, erzählt Janine, Schwester von Jumbo und die einzige Frau im Mopedclub. „Fünf Stunden hin und drei Stunden zurück.“ Was das Geile am Mopedfahren ist, da sind sich hier alle einig: schrauben, fahren, zwischendurch immer wieder stehenbleiben. Und dann das Moped wieder zum Laufen bringen. Zusammen geht das, denn einer kennt sich immer aus. Und schließlich ist der Weg das Ziel – oder wie war das? „Bei unseren Ausfahrten sieht man wenigstens noch was von der Landschaft“, sagt Janine und lacht wieder. „Das macht schon echt Spaß."

Jedes Mitglied der Bavarian Barbarians besitzt mindestens ein Oldtimer-Moped, die meisten haben sogar mehrere. Manche sammeln auch. „Ich habe aktuell fünf Mopeds daheim“, erzählt Martin Winderl, Sergeant des Clubs. „Mein Lieblingsmoped: eine Zündapp C50 Sport, Baujahr 1970.“ Wirft man einen Blick vor das Clubhaus in Uckersdorf, könnte man glatt meinen, man sei mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit gereist. Denn dort steht nicht nur eine Kreidler Mustang 50 aus dem Jahr 1980, sondern auch ein Zündapp-Roller von 1963 oder Kreidler Florett LF, Baujahr 1973. Auch das Clubhaus selbst ist in die Jahre gekommen. Die Bavarian Barbarians haben sich bewusst dazu entschieden, den Retro-Charme des alten Bauernhauses nicht zu verändern.

Das Clubhaus

„Anfangs haben wir uns noch im Wirtshaus getroffen“, erzählt der President. „Aber das war auf Dauer nix. Wir haben schnell gemerkt, wir brauchen ein eigenes Clubhaus, wo wir auch mal eine Party feiern können. Also haben wir angefangen zu suchen, haben uns alte Bahnhofsgebäude und Garagen angeschaut. Irgendwann haben wir von dem Haus hier erfahren, das damals schon einige Jahre leer stand.“ Zusammen richteten sie alles her. Inzwischen gibt es in der ehemaligen Stube einen gemütlichen Saloon – Schwingtür und Piano inklusive. In einem anderen Raum ist eine große Bar entstanden, im ersten Stock stehen Dartautomaten und ein Kicker. Eben alles, was ein Bayerischer Barbar so braucht, um sich einfach rundherum wohlzufühlen.

„Wir haben das Alte bewusst so gelassen“, sagt Martin und lacht. „Erst wollten wir alles streichen, dann haben wir gemerkt, dass es so viel cooler ist.“ „Einmal wollte ich die Spinnweben wegmachen, da gab es gleich Ärger“, erzählt Janine. Also ließ sie das mal schön bleiben und trank lieber noch ein Bier mit den Jungs. Dass sie die einzige Frau im Club ist, stört sie überhaupt nicht. „Ich hatte schon immer viele Männer als Freunde. Jeder, der mich kennt, wundert sich da nicht mehr. Und das Schöne ist: Es ist immer jemand da, der mir hilft, meinen Roller zu reparieren. Und der mit mir ein Bier trinkt.“ Biertrinken ist schließlich genauso wichtig wie die Motoren röhren zu lassen, da sind sich alle mal wieder einig. Und beides macht eben zusammen gleich noch mehr Spaß. Und erst recht im eigenen Clubhaus. Da kann es ruhig auch mal etwas lauter werden. Denn Nachbarn, die sich darüber ärgern könnten, gibt es hier nicht. Nur ein paar Kühe auf der Wiese.

Der Verein

Sechs Jahre ist es inzwischen her, seit der Mopedclub gegründet wurde. Anfangs noch mit sieben Mitgliedern, heute sind es 13. „Grundsätzlich kann bei uns jeder mitmachen“, erklärt Martin. „Voraussetzung ist nur, dass er mindestens ein Moped hat, das 30 Jahre alt ist.“ Natürlich muss es außerdem zwischenmenschlich passen, Einsatzbereitschaft für den Club wird ebenso verlangt. Will jemand Member werden, dann muss er erst einmal ein Jahr als Prospect hinter sich bringen, bevor er dann ganz offiziell aufgenommen wird. „Zweimal im Jahr machen wir hier eine Party, wo befreundete Motorradclubs kommen“, erzählt Matthias Fischer, der Secretary des Clubs. „Ich glaube, da haben wir uns inzwischen schon einen guten Namen gemacht."

Wenn gerade keine Party ist, dann trifft man sich so. „Zum Ratschen“, wie Martin so schön sagt. „Oder zum Schrauben.“ Zusammen werden gemeinsame Ausfahrten am Wochenende geplant. Wobei es mit dem Planen da so eine Sache ist. „Man kann eigentlich planen, was man will“, sagt der President und lacht. „Es kommt dann doch am Ende immer ganz anders.“ Die Bavarian Barbarians wissen längst: Aus einer Stunde können schnell drei werden. Denn erstmal bleibt einer stehen. Dann noch einer. Und dann der Dritte. Bis alles wieder repariert ist, dauert es schon mal länger. „Dann baut man mal schnell einen Vergaser aus oder ähnliches, da haben wir schon die verrücktesten Geschichten erlebt.“ Es kann natürlich auch mal passieren, dass gar nix mehr geht und man das Moped heimschieben oder den Berg runterrollen lassen muss. Kein Grund für die Bavarian Barbarians, sich großartig aufzuregen. Mopedfahren macht gelassen.

Das Treffen

Die Bavarian Barbarians machen aber nicht nur gemeinsame Ausfahrten und besuchen zusammen verschiedene Mopedtreffen. Sie veranstalten auch jedes Jahr ihr eigenes – inzwischen schon zum vierten Mal. Im September sind dann wieder hunderte Gefährte auf dem Altendorfer Festplatz zu bestaunen, die oft schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel – oder besser gesagt: auf dem Sattel – haben. „Da freuen sich sogar immer die älteren Leute drauf“, erzählt der President. „Das ist richtig schön. Wir haben da schon unseren Beitrag geleistet, dass endlich wieder was los ist in Altendorf.“ Und so beschwert sich sicher auch dieses Jahr keiner über das laute Knattern im Ort. Denn das gehört schließlich dazu, zu einem anständigen Mopedtreffen.

Und es gibt dort ja nicht nur lautes Knattern und viel Zweitakter-Qualm, sondern auch einen zünftigen Frühschoppen mit Live-Musik, Steaks und Würsteln vom Grill, Kaffee und Kuchen – und eben einfach ein richtiges Fest. „Für uns geht es natürlich schon immer am Tag davor mit dem Aufbau los“, erzählt Martin. „Aber inzwischen haben wir da schon unsere eingespielten Teams, das haut richtig gut hin. Dann natürlich immer die Frage, ob wir genug Weißwürste eingekauft haben – oder ob sie nicht reichen. Da schwitzen wir schon immer ein bisserl, aber das gehört eben dazu.“ Und wenn dann auch noch das Wetter passt und die Ausfahrt stattfinden kann, sind alle wunschlos glücklich.

Der Song

Und wer die Bavarian Barbarians kennt, der weiß, dass diese nicht nur gut an Mopeds schrauben oder Bier trinken können, sondern auch Musik machen. Seit vergangenem Jahr gibt es ihren eigenen Song „Bayerische Barabaren“ – und dazu ein cooles Musikvideo. Und wie so vieles, das die BBs machen, war auch der Song ursprünglich eine „Bieridee“. Aber eine, die ihnen viele weitere Fans beschert hat. Trotzdem ist man sich mal wieder einig im Club: Das Video war vor allem harte Arbeit. Aber wenn die Barbaren etwas machen, dann auch richtig. Das lernt man so beim Mopedschrauben. Denn schließlich soll das Ding nicht gleich wieder stehenbleiben.

Zündapp, Kreidler und Co: 4. Oldtimer-Moped-Treffen

Am 10.09.2023 steigt wieder das Moped-Treffen der Bavarian Barbarians in Altendorf bei Nabburg.

Los geht’s um 9.30 Uhr mit einem zünftigen Frühschoppen mit Live-Musik von den durstigen Fünf. Später gibt es Leckeres vom Grill sowie Kaffee und Kuchen.

Um 14 Uhr startet die Ausfahrt – mit lautem Knattern und viel blauem Zweitakt-Rauch.

„Die Motoren knattern, blauer Rauch steht in der Luft. Wir schnuppern gern den Zweitaktduft.“

Hörprobe des Songs „Bayerische Barbaren“

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Vilseck24.04.2023
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