Hat die Lokalredaktion, die hier in die Kritik geraten ist, tatsächlich absichtlich die "Schwarzen" bevorzugt und die "Roten" benachteiligt? Das ist aus meiner Sicht sehr unwahrscheinlich. Bei der täglichen Arbeit als Redakteur dürfen Vorlieben für eine bestimmte Partei oder Gruppierung keine Rolle spielen. Dafür darf es keinen Platz geben.
Eine Redaktion schreibt sich zunächst einmal die Gleichbehandlung auf die Fahne. Bei der konzeptionellen Gestaltung der Tageszeitung wird sie Wert auf gerechte Darstellungen legen. Eine Aussage darüber, ob es am Ende wirklich gerecht zugeht, lässt sich nicht anhand einer einzigen Ausgabe treffen. In dem hier angesprochenen Fall, der den Leser auf den Plan gerufen hat, ist die Gerechtigkeit leider ein wenig auf der Strecke geblieben. Mit mehr Fingerspitzengefühl und Überlegung hätte die kritisierte Redaktion den Ärger beim Leser vermeiden können.
Kommen wir nun dazu, was bei der Gestaltung der Seite passiert ist. Dominiert wird sie oben von einem über vier Zeitungsspalten gehenden Foto, auf dem neun Damen und ein Bürgermeister abgebildet sind. Es dokumentiert die Ehrungen für jahrzehntelange Treue zur Frauen-Union. Nun ist diese Aufnahme unglücklicherweise auch noch von der Qualität her sehr schlecht. Höchstwahrscheinlich mit dem Handy fotografiert, von der Auflösung für die Größe der Veröffentlichung nicht passend. Der Redaktion zugesandt worden sein dürfte das Bild von der Frauen-Union selbst.
Unter diesem Foto steht dann der Text dazu, ebenfalls über vier Spalten laufend, berichtet wird in ihm über die Jahresabschlussfeier der Frauen-Union mit dem Ehrungs-Teil. Im Prinzip ist das so durchaus in Ordnung und nicht zu beanstanden - wenn da nicht die SPD wäre. Und deren Veranstaltung kommt im Vergleich zu den CSU-Frauen wirklich schlecht weg. Der Artikel über die Mitgliederversammlung mit Bilanz und Ehrungen unter der Überschrift "Treue Genossen gewürdigt" füllt nur zwei Spalten, das Bild, auf dem sechs Personen zu sehen sind, gar nur eine. Eine "Briefmarke", wie man bei uns in der Redaktion zu sagen pflegt. Sechs Leute, einspaltiges Foto - viel zu klein, ohne Frage.
Natürlich darf es durchaus sein, dass über ähnliche Veranstaltungen in unterschiedlicher Aufmachung, mit unterschiedlichen Textlängen und mit sich von der Größe her unterscheidenden Bildern berichtet wird. Vieles richtet sich zudem nach dem der Redaktion zur Verfügung stehenden Platz in einer Ausgabe. Allerdings sollte unbedingt vermieden werden, verschieden große Beiträge über vergleichbare Veranstaltungen auf eine Seite zu stellen und einen davon derart in den Vordergrund zu rücken.
Wären die Berichte über die Ehrungen in etwa gleich groß gewesen mit ähnlichen Bildformaten, hätte der Leser keinen Grund zur Beanstandung gehabt, egal, ob nun CSU oder SPD oben gestanden wären. Nachdem die Textlängen jedoch nicht übereinstimmen, hätte sich die Redaktion besser für eine Veröffentlichung in unterschiedlichen Ausgaben entschieden.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.