Das schwarze Kleid von Susanna Morton reicht bis knapp über die Knie, darunter eine schwarze Leggins. Zwei Ringe, Armkettchen und Halsketten trägt die 32-Jährige als Schmuck. In ihrem Atelier steht sie trotz Kleidung und Accessoires nahezu nackt vor einem. Die Kunstwerke, die sie in Amberg Ende August zeigt, sorgen dafür, dass sie sich quasi "nackig macht" - wie sie selbst sagt.
Tatsächlich geht es in ihrer Ausstellung "Kuro Rasa" um Existenzielles: Den Klimawandel, die Weiblichkeit und tiefe Trauer. Susanna Morton hat aber nicht wild drauf los kuratiert. Die Kunstwerke, die in zwei Räumen am Paradiesplatz ausgestellt werden, sind durchdacht. "Ich bin jetzt 32 und ich male seit ich denken kann", sagt die Hahnbacherin. Ihr Keller ist voller Gemälde. Bisher hat sie es noch nicht gewagt, in einer Ausstellung ihre Werke zu zeigen. Nun stülpt sie mit ihren Gemälden, Zeichnungen, Objekten und Installationen ihr Innerstes nach außen. Die studierte Psychologin und Kunstpädagogin gibt unumwunden zu: "Kunst ist für mich auch immer eine Selbsttherapie."
Graphic Novel und Manga
Zu viel will sie vor der Vernissage nicht verraten. Ihre Kunst soll zum Diskutieren anregen, zum Dialog animieren. Ohnehin sollen die Besucher ihre eigenen Interpretationen in die Werke legen. Klar ist jedenfalls: Das Thema Trauer hat sie in wundervolle Kunstwerke umgemünzt. Etwa zu einem ästhetischen und eindringlichen Buch. Die erste Hälfte des Buches ist als dustere Graphic Novel angelegt. Von hinten bis zur Mitte gelesen ergibt das Buch einen japanischen Manga. Auf jeder Seite ist das spürbar, was auf Englisch in dem Buch geschrieben steht: "Trauer ist wie fortwährende Schläge in dein Gesicht." Die Kunst von Susanna Morton tut mitunter sehr weh. Das soll sie auch. Die 32-Jährige will nicht unbedingt gefallen. "Nicht das Perfekte ist schön", sagt sie. Wunden und Narben - auch seelische - würden Menschen zu etwas Besonderem machen. Oder wie Morton es in feinster Charles-Bukowski-Rhetorik sagt: "Eine Seele kann genauso kaputt werden wie ein scheiß Fuß."
Über Trauer sagt sie: "Das ist ein Gefühl, als würdest du auf Teer laufen." Eine Metapher, die sie für ihre Ausstellung visualisiert hat. Per Hand geklebte, schwarze Filament-Spiralen stehen auf dem Boden in ihrem vorübergehenden Atelier. Filament ist ein Kunststoff, der in Drahtform bei 3-D-Druckern zum Einsatz kommt. Über den Filament-Werken sind gezeichnete Selbstporträts drapiert. Selbstporträts, die Susanna Morton in ihren verletzlichen Momenten zeigen.
Wer aber glaubt, dass die Ausstellung ausschließlich duster daherkommt, der täuscht. Bei einem knallig-orangen Gemälde hat sich Susanna Morton an der Popkultur orientiert. So, wie sie es bei vielen ihrer Werke gemacht hat. Außerdem sind Feminismus und der Klimawandel neben der Trauer die übergeordneten Themen bei "Kuro Rasa". Im 52 Quadratmeter großen Atelier finden sich Teppiche aus Plastiktüten genauso wieder wie ein Plastikzelt, gefüllt mit Styroporkugeln und der Hashtag "#Kommmithinterdieplastikfassade".
Brachiale Ausstellung
Dass der Klimawandel die Hahnbacherin beschäftigt, ist offensichtlich. Susanna Morton ist Mutter eines eineinhalbjährigen Buben und sagt: "Was soll ich meinem Kind sagen, wenn nichts getan worden und die Welt kaputt ist?" Die 32-Jährige ist sich bewusst, dass sie die Probleme der Menschheit nicht im Kleinen lösen kann, kämpft mit ihrer Kunst aber für ein kollektives Umdenken in der Gesellschaft.
Sozialkritisch und existenziell sind die Adjektive, die "Kuro Rasa" wohl am treffendsten beschreiben. Gut, dass Susanna Morton ihre Werke unter diesem Titel ausstellt. Lange hat sie ihre Kunst nicht öffentlich präsentiert. Jetzt kommt sie dafür umso brachialer daher, und man merkt: Da hat jemand etwas zu sagen. Die Ausstellung gleicht einem Aufschrei.
Die Vernissage von "Kuro Rasa" geht am Donnerstag, 22. August, von 17 bis 21 Uhr über die Bühne. An diesem Tag wird eine Hüpfburg aufgebaut. Die Ausstellung läuft anschließend bis Freitag, 30. August, täglich im vorübergehenden Atelier von Susanna Morton (Paradiesgasse 5b in Amberg): montags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr.

















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