Amberg
08.04.2022 - 17:49 Uhr

Auswirkungen von Corona auf die Polizeiarbeit: weniger Straftaten, dafür neue Herausforderungen

Im Jahr 2021 verzeichnete die Polizei Oberpfalz ein Rekordtief an Straftaten sowie eine steigende Aufklärungsquote. Ersteres hängt auch mit Corona zusammen, besonders im Bereich der Diebstahlsdelikte.

Einen historisch niedrigen Stand an Straftaten kann das Polizeipräsidium Oberpfalz für das Jahr 2021 vermelden. Besonders die Zahlen zur Wohnungseinbruchskriminalität nahmen rapide ab. Symbolbild: Daniel Maurer/dpa
Einen historisch niedrigen Stand an Straftaten kann das Polizeipräsidium Oberpfalz für das Jahr 2021 vermelden. Besonders die Zahlen zur Wohnungseinbruchskriminalität nahmen rapide ab.

Die pandemiebedingten Einschränkungen des alltäglichen Lebens spiegeln sich auch in den Zahlen der Straftaten wider. In vielen Bereichen kann die Oberpfälzer Polizei 2021 eine Abnahme vermelden. Besonders auffällig ist dieser Rückgang bei den Diebstahlsdelikten. Diese stellten mit 8.829 angezeigten Diebstählen rund ein Viertel der Kriminalität in der Oberpfalz dar. Der in diesem Bereich seit 2013 anhaltende Rückgang setzte sich weiterhin fort. Im Vergleich zum Vorjahr kann ein Abfall von fast 20 Prozent verzeichnet werden, wie aus dem polizeilichen Sicherheitsbericht des Regierungsbezirks hervorgeht. Gerade die geschlossenen Grenzen würden sich hier bemerkbar machen. Zudem sei durch die stationären Grenzkontrollen das Entdeckungsrisiko deutlich höher gewesen, was scheinbar als Abschreckung diente. Die Tatsache, dass viele Geschäfte geschlossen waren und somit kein Ziel für einen Einbruch darstellten, spiegle sich ebenfalls in den Zahlen wider, so Florian Beck vom Polizeipräsidium Oberpfalz.

Rückgang bei Einbrüchen wohl temporär

Im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls vermeldet die Polizei mit einem Minus von 44,4 Prozent einen historischen Tiefstand. So wurden 2021 160 Fälle oberpfalzweit zur Anzeige gebracht. Was zeigt: “Es ist unglaublich unwahrscheinlich, in der Oberpfalz Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden”, sagt Beck. Der Polizeisprecher fügt dem jedoch hinzu: “Man kann diese Zahlen nicht als gegeben nehmen und sagen: das wird jetzt immer so niedrig bleiben, sondern man muss sagen: das sind Auswirkungen von Corona.” Besonders die Maßnahmen, die der Eindämmung der Pandemie dienen, wirken sich kurzfristig auf die Zahlen der Wohnungseinbruchskriminalität in der Oberpfalz aus. Hier spielt besonders der Fakt eine Rolle, dass Menschen durch Lockdowns, nächtliche Ausgangssperren, eingeschränkte Möglichkeiten der Freizeitgestaltung oder Home Office vergleichsweise mehr Zeit zu Hause verbracht haben, was zu einer Verringerung der Gelegenheiten für einen Einbruch führte.

Bei den Zahlen der Region zeigt sich eine sehr gegensätzliche Entwicklung. Während der Landkreis Amberg-Sulzbach auf einen Rückgang von 71 Prozent schauen kann, weist Neustadt/WN eine Zunahme von 78 Prozent vor. Aus Sicht der Polizei wird grundsätzlich von einer leichten Erhöhung der Zahlen in den Folgejahren ausgegangen, besonders mit Hinblick auf das Auslaufen der pandemiebedingten Maßnahmen.

Pandemie als Herausforderung

Zwar führte Corona in vielen Bereichen zu einem Rückgang der Zahlen, stellte aber in anderen Bereichen eine Herausforderung für die Polizeidienststellen dar. Um die Sicherheit der Bürger auch während der Pandemie zu gewährleisten, waren und sind diverse Maßnahmen notwendig. Man müsse vor allem die Zahl der quarantänebedingten Ausfälle möglichst geringhalten. So gibt es feste Schichten und Teams, die sich beim Schichtwechsel nicht treffen. Darüber hinaus stellten neue Deliktbereiche wie Impfpassfälschungen oder unrechtmäßig ausgestellte Atteste gegen die Maskenpflicht im Jahr 2021 eine große Aufgabe für die Polizei dar. Auf die Frage, ob es bei den Kontrollen auch negative Erfahrungen gab, antwortete Florian Beck, dass sich die Menschen unterm Strich sehr kooperativ zeigten. Klar gab es Fälle, bei denen Menschen mit der Polizei diskutierten, obwohl diese nur die Vorgaben des Gesetzgebers erfüllt, dennoch habe man größtenteils Unterstützung erfahren, weil die Durchsetzung der Maßnahmen auch im eigenen Interesse vieler ist.

Sicherheit in der Oberpfalz

Das Polizeipräsidium Oberpfalz vermeldet für das Jahr 2021 insgesamt eine Gesamtzahl von 36.806 Straftaten, was ein historischer Tiefstand und ein Rückgang von 9,7 Prozent ist.

Die Aufklärungsquote weist mit 73,2 Prozent den höchsten Wert der letzten zehn Jahre auf und liegt damit auch über dem bayernweiten Durchschnitt von 66,9 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Sicherheitsbericht hervor. Der hohe Wert sei zum einen Spiegel der polizeilichen Arbeit, zum anderen aber auch ein Zeichen dafür, dass die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Bevölkerung funktioniert. Nur durch entscheidende Hinweise und das Mitwirken der Bürger können solche Zahlen zustande kommen, so Florian Beck. Mit Blick auf die hohe Aufklärungsquote und den niedrigen Stand an Straftaten kommt Polizeipräsident Norbert Zink zu dem Schluss: “Sie leben in der Oberpfalz sicher!”, wie er vom Polizeipräsidium zitiert wird.

 
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