Amberg
26.04.2019 - 12:42 Uhr

Flötensonaten voll prickelnder Spielfreude

"Flute Sonatas" von Dorothea Seel und Christoph Hammer mit Werken von Johann Nepomuk Hummel: Eine CD-Rezension.

Sie ist Dozentin für historische Flöten des 19. Jahrhunderts am Mozarteum Salzburg / Innsbruck: Dorothea Seel Bild: Theresa Pewal/Haenssler Classic,
Sie ist Dozentin für historische Flöten des 19. Jahrhunderts am Mozarteum Salzburg / Innsbruck: Dorothea Seel
Der gebürtige Ensdorfer ist Professor für historische Tasteninstrumente und Kammermusik am Leopold-Mozart-Zentrum Augsburg. Bild: dok
Der gebürtige Ensdorfer ist Professor für historische Tasteninstrumente und Kammermusik am Leopold-Mozart-Zentrum Augsburg.

Ständig wurden sie weiterentwickelt, die Block- wie die Querflöte. Letztere kennen viele wohl nur in der Silbermetall-glänzenden Version mit Klappen nach dem System von Theobald Böhm. Dabei gäbe es allein im 19. Jahrhundert doch so viele Alternativen dazu zu entdecken. Das zeigt Dorothea Seel auf "Flute Sonatas".

Die CD der Flötistin Dorothea Seel und des Fortepianisten Christoph Hammer mit Werken von Johann Nepomuk Hummel (1778 - 1837) vermittelt mitreißende, begeisternd neue Klangerfahrungen. Kein Wunder: Seel hat sich in ihrer Dissertation von 2017 intensiv mit der Flöte im 19. Jahrhundert befasst. Sie wählte für die Aufnahme eine Holzflöte der Wiener Werkstatt Ziegler (um 1830) und beherrscht wie selbstverständlich die adäquaten Spieltechniken. Einige davon, wie das glissando-artige Verschleifen der Töne oder diverse Vibrato-Techniken sind gefordert - sie wären mit einer modernen Böhm-Flöte nicht darstellbar.

Seel spielt aus der Seele: Staunenswert ihre mühelose Virtuosität, das farbsprühende Spiel, die emotionale Wärme des weichen Klangs. Bei der Kadenz im Grand Rondeau Brillant op. 126 hört man das Instrument auch solo. Christoph Hammer, gebürtig in Ensdorf, Professor für historische Tasteninstrumente am Leopold-Mozart-Zentrum Augsburg spielt das passende Clavier: Den Conrad-Graf-Flügel (1827) aus der Stiftung Buhl in Grafrath. Faszinierend die unterschiedlichen Klangfarben im Bass, Tenor und Diskant, die Effekte von Moderator- und Fagottzug. Hammer weckt das Potenzial dieses Flügels, das ihn zu einem poetisch beredten Klavierspiel inspiriert, mit frei schwingenden Phrasen, emotional ausgespürten Melodien und virtuos schäumender Dramatik. Die beiden sind fantastisch zusammengespielt: Langsame Sätze atmen introvertierte Innerlichkeit, schnelle sprudeln nur so vor prickelnder Spielfreude, immer gehen sie risikofreudig aufs Ganze.

Hummel war ein europaweit gefeierter Klaviervirtuose, Kapellmeister in Weimar und auch Lehrer - immerhin gibt es von ihm ein Lehrwerk für das Clavierspiel aus dem Jahr 1828. Die vier Stücke sind chronologisch angeordnet und zeigen seinen Weg von der Mozart-Nähe zur frühen Romantik: Die Sonate G-Dur op. 2/2 des damals 14-Jährigen, op. 50 von 1810, op. 64 von 1815 mit einem außerordentlich originellen Menuetto; das finale virtuose Feuerwerk zünden die beiden schließlich aber in op. 126.___Johann Nepomuk Hummel: "Flute Sonatas". Von Dorothea Seel an der Flöte und Christoph Hammer am Fortepiano. CD erschienen bei Hänssler Classic HC 18 103. Preis: 16,99 Euro.

 
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