Amberg
03.11.2019 - 16:43 Uhr

"Heisenberg" ohne Physik

Anna Stieblich und Charles Brauer kommen mit Zwei-Personen-Liebesgeschichte ins Stadttheater Amberg

Charles Brauer Bild: Ute Schendel
Charles Brauer
Anna Stieblich Bild: Heike Steinweg/Privat
Anna Stieblich
Dieses wunderbar melancholische, moderne Märchen nimmt an einem Londoner Bahnhof seinen Anfang, als ein Mann scheinbar zufällig auf den Nacken geküsst wird. „Heisenberg“, eine berührende Liebesgeschichte zweier grundverschiedener Menschen – Charles Brauer und Anna Stieblich – nimmt ihren Lauf. Bild: Christian Enger
Dieses wunderbar melancholische, moderne Märchen nimmt an einem Londoner Bahnhof seinen Anfang, als ein Mann scheinbar zufällig auf den Nacken geküsst wird. „Heisenberg“, eine berührende Liebesgeschichte zweier grundverschiedener Menschen – Charles Brauer und Anna Stieblich – nimmt ihren Lauf.

Nein, um den Nobelpreisträger Werner Heisenberg geht es nicht im gleichnamigen Theaterstück und auch dessen physikalische Errungenschaften spielen nur eine winzige Rolle. Stattdessen entspinnen Charles Brauer in der Rolle des Metzgers Alex und Anna Stieblich als Sekretärin Georgie aus Zufall und dem Reiz der Gegensätze eine Liebesgeschichte, wie man sie nicht alle Tage erlebt. Die Kulturredaktion hat vor der Tournee-Premiere mit den Schauspielern telefoniert:

ONETZ: Herr Brauer, Frau Stieblich, wo erreichen wir Sie gerade?

Charles Brauer, Anna Stieblich: Charles Brauer: Wir proben in Frankfurt, wo am Sonntag (3. November, Anmerk.d.Red.) auch die Tournee-Premiere von „Heisenberg“ stattfindet.

ONETZ: Geht es von dort aus direkt weiter nach Amberg?

Charles Brauer: Charles Brauer: Nein, da liegen noch zwei andere Gastspiele dazwischen. In Amberg spielen wir dann zwei Abende. Wir freuen uns sehr darauf!

ONETZ: Kennen Sie denn Amberg und sein Stadttheater schon?

Charles Brauer, Anna Stieblich: Charles Brauer: Ja. Ich habe lange keine Tournee mehr gemacht, aber die letzte mit „Der Fall Furtwängler“ startete in Amberg.
Anna Stieblich: Ich bin auch schon in Amberg in eine Tournee gestartet.
Charles Brauer: Wir haben gute Erinnerungen!

ONETZ: Der Titel des Theaterstücks nimmt Bezug auf den Physiker Werner Heisenberg – hat die Geschichte vom Metzger Alex und der Sekretärin Georgie irgendetwas mit dessen berühmter Unschärferelation zu tun?

Charles Brauer, Anna Stieblich: Charles Brauer: Ja, es hat damit zu tun, aber Anna kann das besser erklären.
Anna Stieblich.: Georgie hat etwas darüber gelesen und überträgt das auf die Beziehungsebene zu ihrem Sohn. Damit erklärt sie Alex die Beziehung zu ihrem Sohn - das zu Beobachtende verändert sich durch Beobachtung. Es sind aber nur fünf Sätze.

ONETZ: Herr Brauer, Sie verkörpern im Stück das Paradebeispiel eines resignierten, einsamen, alten Mannes. Was empfinden Sie gegenüber Altersgenossen, denen es tatsächlich so ergeht?

Charles Brauer: Das ist traurig, sehr traurig. Aber das Stück endet positiv und man kann nur jedem 75-Jährigen wünschen, dass ihm das passiert. Entscheidend ist, immer neugierig zu bleiben.

ONETZ: Sie selbst könnten ja mittlerweile mit Fug und Recht die Annehmlichkeiten Ihres Privatlebens genießen. Warum stellen Sie sich stattdessen den Anstrengungen und Herausforderungen einer Tournee?

Charles Brauer: Nach der „Furtwängler“-Tournee mit 180 Vorstellungen in vier Jahren hab´ich gesagt: Schluss, das war´s jetzt. Aber hier war es etwas Besonderes, ich habe das Stück gerne gespielt in Hamburg (am Ernst Deutsch Theater, Anmerk.d.Red.), aber da war nach 30 Vorstellungen Schluss. Dann kam Landgraf (Konzertdirektion, TourneeTheater EURO-STUDIO, Anmerk.d.Red.), die die Produktion gekauft hatten. Wir haben lange rumgemacht, aber dann war es pötzlich kein Problem mehr Ja zu sagen. Und meine Frau (Lilot Hegi, Anmerk.d.Red.), die Bühnenbildnerin der Produktion, hat auch Ja gesagt. Wir haben geguckt, dass die Konditionen freundlich sind. Wir fahren zum Beispiel nie mehr als 250 Kilometer am Stück.

ONETZ: Frau Stieblich, Sie sind jetzt einige Wochen mit Ihrem Kollegen Charles Brauer unterwegs in Deutschland und der Schweiz – muss man sich da zwangsläufig gut verstehen?

Anna Stieblich: Bis jetzt verstehen wir uns sehr gut, es klappt sehr gut zwischen uns.

ONETZ: Sind Sie persönlich gerne auf Tournee oder gehört das halt dazu?

Anna Stieblich: Ich bin sehr, sehr gerne auf Tournee. Ich habe ja mit Straßentheater begonnen. Schauspieler waren immer fahrendes Volk, man versteht sich als Gaukler. Es ist auch super spannend und aufregend, die regionalen Unterschiede in der Reaktion aufs Stück zu beobachten.

ONETZ: Die Grundkonstellation des Stücks, dieses „Zusammen ist man weniger allein“, ist ja nicht so neu. Was zeichnet die spezielle Versuchsanordnung des Autors Simon Stephens aus?

Anna Stieblich: Das Besondere ist unser Alter. Dass sich zwei Ältere, ein 75-Jähriger und eine Endvierzigerin verlieben – wann passiert das denn? Am Anfang sind die beiden so derartig verschieden, da glaubt man nicht, dass sie zueinander finden. Schön, dass daraus eine echte Begegnung wird.

ONETZ: Sie sind eine vielbeschäftigte Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin, Stichwort „Gipfelstürmer“ oder „Phoenixsee“. Wenn Sie aber mal weder das eine noch das andere machen oder vorbereiten, womit verbringen Sie dann Ihre Zeit am liebsten?

Anna Stieblich: Es gibt arbeitsintensive Phasen und Wochen, wo gar nichts ist. Daran muss man sich wieder gewöhnen, das mache ich im Garten oder mit dem Hund.

Info:

Service

Zu sehen ist das Zwei-Personen-Stück „Heisenberg“ am Donnerstag, 7. November und Freitag, 8. November jeweils um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg. Karten bei der Tourist-Info Amberg, Tel. 09621/ 101233 oder an der Abendkasse.

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Zur Person

Charles Brauer wurde 1935 in Berlin geboren und mit elf Jahren für den Film „Irgendwo in Berlin entdeckt“. 1956 wird er noch unter Intendant Gustaf Gründgens an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg verpflichtet, 1976 wechselt er an die Münchner Kammerspiele. Große Bekanntheit erlangte er als Hamburger Tatortkommissar Peter Brockmöller an der Seite von Manfred Krug. Auch als Hörbuch-Sprecher ist Charles Brauer sehr gefragt, etwa als Stammsprecher der Werke von John Grisham. Er lebt bei Basel/Schweiz.

Anna Stieblich wurde in Bremen geboren und studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Als Theaterschauspielerin arbeitete sie an verschiedenen Bühnen in Deutschland und in der Schweiz. Die zudem gefragte Film- und Fernsehschauspielerin war unter anderem im ARD-Erfolg „Türkisch für Anfänger“ als Mutter Doris zu sehen. Sie spielt auch in Serien wie „Die Gipfelstürmer“ (ZDF) und „Phoenixsee“ (WDR). Anna Stieblich lebt in Berlin.

 
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