Am Anfang waren es nur Geschichten, mit denen sich Kathrin Passig, Kai Weyand und Philipp Weiss um den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis beworben haben. Musiker Manuel Munzlinger und Schauspieler Götz Schubert formen daraus am Dienstag, 14. Februar um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg ein spannendes, unterhaltsames Theatererlebnis, in dem Schauspiel und Soundtrack zu einer außergewöhnlichen Performance verschmelzen. Mit der Kulturredaktion haben beide über Idee und Umsetzung gesprochen:
ONETZ: Wo erreichen wir Sie gerade
Manuel Munzlinger, Götz Schubert: Manuel Munzlinger: Bei mir zuhause in Berlin.
Götz Schubert: Ich sitze auf dem Balkon eines Hotels auf Madeira.
ONETZ: „Geschichten von der allgemeinen Undurchschaubarkeit“ - ein Musik/Hör/Spiel: Was steckt genau hinter diesem vielversprechenden Titel?
Manuel Munzlinger, Götz Schubert: Manuel Munzlinger: Genau das: Man hört Musik und Götz spielt. Es ist uns ganz wichtig, dass Götz nicht liest, sondern spielt.
Götz Schubert: Wir wollen ein bisschen neugierig machen auf Geschichten, die uns allen bekannt sind – dann aber mit dem einen oder anderen Gedanken, den man sich nicht gestattet hat. Statt Text-Musik-Text-Musik wollen wir über das Hören Räume schaffen und Bilder im Kopf der Zuschauer zu erzeugen.
ONETZ: Wer hatte die Idee zu diesem Projekt?
Manuel Munzlinger: In aller Bescheidenheit – ich. Ich bin ja schon lange mit solchen Projekten unterwegs. Auf der Suche nach Texten habe ich einen Sommer lang alles aus dem Archiv des Bachmann-Wettbewerbs gelesen und die schönsten Geschichten, bei denen man einen gemeinsamen Nenner findet, herausgesucht. In dieser Zeit habe ich auch Götz kennengelernt und so hat sich das dann ergeben.
ONETZ: Warum gerade Beiträge aus dem Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb ?
Manuel Munzlinger: Manuel Munzlinger: Ich habe lange nach Texten mit Vortragsebene gesucht. Wenn ich den Bachmann-Preis im Fernsehen angeschaut habe, dachte ich immer: Wie schön wäre es, wenn das nicht der Autor, sondern ein richtiger Schauspieler lesen würde. Und auch beim Bachmann-Wettbewerb ist es wie beim Wein – es gibt gute und nicht so gute Jahrgänge. Oft sind auch andere Texte besser als die, die gewonnen haben.
ONETZ: Diese Geschichten waren ja eigentlich nicht für die Schauspielbühne gedacht. Eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung?
Götz Schubert: Götz Schubert: Die Texte sind schon alle in der Art des Vortrags. Alle sind in Ich-Form, immer ist es jeweils eine Person, die von sich etwas preisgibt. Es geht schon, das theatralisch zu verwenden. Ich versuche, aus dem Material eine Spielvorlage zu nehmen, eine Person auf die Bühne zu stellen, die sagt: Das bin ich und das ist mir passiert. Wir gehen über das Hörerlebnis, von der äußeren zur inneren Dimension.
ONETZ: Und wie verwandelt man dazu passend Worte in Musik?
Manuel Munzlinger: Manuel Munzlinger: Da war die Zusammenarbeit mit Götz ganz wichtig. Wir haben sehr früh angefangen zu proben. Ich habe geschaut, wie interpretiert er das, welche Stimmung erzeugt er und habe dann räsoniert, was da in mir ist. Vorher hatte ich aber schon die verbindenden Musiken im Kopf.
ONETZ: Die Uraufführung fand 2017 in Dresden statt. Welche Publikumsreaktionen haben Sie seither gesammelt?
Manuel Munzlinger, Götz Schubert: Manuel Munzlinger: Zuerst waren die Leute irritiert, fast ein bisschen verwirrt. Dann aber waren sie sehr begeistert und von der ersten bis zur letzten Minute gebannt. Noch nie hatten wir eine schlechte Reaktion.
Götz Schubert: Dass das, was ich gerade versucht habe zu erklären, gelingt. Dass wir die Leute mitnehmen, unterhalten und ihnen den einen oder anderen heiteren Blick auf sich selbst zu ermöglichen. Es sind ausgesprochen positive Erfahrungen. Wir haben nicht das Privileg, das Publikum mit einen bekannten Titel zu „fangen“. Wir fangen alle gemeinsam bei Null an.
ONETZ: Glauben Sie, dass dieses neue Format das Potenzial hat, neues und jüngeres Publikum wieder fürs Theater zu begeistern?
Manuel Munzlinger, Götz Schubert: Manuel Munzlinger: Das ist ein schwieriges Thema. Aber wir versuchen es, weil wir Neues anbieten. Ich versuche ganz bewusst bei der Musik auch Techno oder Rock einzubinden. Und ja, ich glaube absolut an dieses Potenzial.
Götz Schubert: Ich glaube an die Kraft der Bühne, das hat so was Ursprüngliches. Daran wird sich im Grunde nichts ändern, das wird immer seinen Reiz haben und dann kann man auf der Bühne alles machen. Es gibt immer Wellen und Entwicklungen, da muss man ausharren und dann zurückkommen auf den Ursprung: Dass einer sich vorne hinstellt und Quatsch macht.
ONETZ: Was wünschen Sie sich von dem Abend im Stadttheater Amberg?
Manuel Munzlinger, Götz Schubert: Manuel Munzlinger: Ein volles Haus.
Götz Schubert: Dass wir alle neugierig aufeinandertreffen, offen, froh gelaunt und bereit, uns aufeinander einzulassen, das als Voraussetzung. Und dass es dann gelingt, die Amberger mit den spannenden Geschichten zu überzeugen - und dass vielleicht nicht alles so undurchschaubar ist, wie es scheint.
Service
Das Musik/Hör/Spiel "Geschichten von der allgemeinen Undurchschaubarkeit" mit Götz Schubert und Manuel Munzlinger ist am Dienstag, 14. Januar um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg zu erleben. Tickets im Vorverkauf bei der Tourist-Info Amberg, Telefon 09621/101233.
Zur Person
Götz Schubert hat an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin studiert, es folgten Engagements am Deutschen Theater und am Maxim Gorki Theater in Berlin, bei den Nibelungenfestspielen in Worms sowie bei den Salzburger Festspielen. Große Bekanntheit erlangte er auch als TV-Darsteller etwa in der ZDF-Serie "KDD-Kriminaldauerdienst" oder in der ARD-Krimireihe "Wolfsland". Götz Schubert arbeitet zudem als Hörbuch-Sprecher und wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis (2007 KDD), dem Adolf-Grimme-Preis (2008 KDD) und dem Publikums-Bambi 2012 (Der Turm) ausgezeichnet.
Manuel Munzlinger ist studierter Oboist. Nach einigen Orchesterengagements widmete er sich eigenen Projekten. Der Komponist war auch auch als Kulturmanager, Moderator, Schauspieler, Sänger und Rockmusiker tätig. Mit Oboe, Keyboard, Computer und Kompositionen von Jazz über Klassik bis Funk sorgt er für den Sound des Abends.
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