Amberg
30.10.2018 - 12:22 Uhr

Kabarett, Schuhplattler und Stepptanz mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern

Mit dem Grantler im "Tiefgaragen-Erwartungsland": Gerhard Polt und die Brüder Well begeistern in Amberg mit musikalischen und humoresken Höhepunkten.

Was ist der Mensch? Polt kommt zu der Einsicht: Der Mensch ist eigentlich nur „Zwischenwirt für Immobilienhaie, Waffenhändler und Fußpilz“. Christoph, Karl, Michael Well und Gerhard Polt brachten das Publikum zum Rasen. Bild: Stephan Huber
Was ist der Mensch? Polt kommt zu der Einsicht: Der Mensch ist eigentlich nur „Zwischenwirt für Immobilienhaie, Waffenhändler und Fußpilz“. Christoph, Karl, Michael Well und Gerhard Polt brachten das Publikum zum Rasen.

Was sonst nur Boygroups schaffen, das gelingt manchen Mannsbildern aus Bayern mit links. Selten strömen so viele Besucher ins Stadttheater wie am Sonntag, wo Gerhard Polt und die Brüder Well die Ränge füllen.

"A gmüatliche Hosn" und an Janker drüber, so pflanzt sich der Polt vors Mikrofon, wenn er gerade an der Reihe ist. Die drei Brüder Christoph, Karl und Michael Well bevorzugen Jeans oder a Lederne, die allerdings immer wieder "zurechtgruckt" werden muss. Ein Bühnenbild erübrigt sich total. Da genügt die "Menpower", die über die Rampe schwappt und natürlich stehen und liegen die Musikinstrumente bereit, die die Well-Brüder furios bedienen.

Von der Harfe zur Knopfharmonika über die Bach-Trompete, Drehleier und Tuba bis zum Alphorn, das auf den Schultern der Zuschauer in den ersten Reihen abgelegt wird, kommen zahllose Instrumente in den lauthals geschmetterten "Schnadahüpfln und Gstanzln" zum Einsatz.

Und sie sind gut vorbereitet auf Amberg, das "Tiefgaragen-Erwartungsland" mit einem Multifunktionsplatz, wo man eine Abteilung "Blauhelme" stationieren könnte. "Und warum soll man nicht darüber reden?", mischt sich Polt ein. "Wenn mir ein Mensch als Mensch entgegenkommt, hab ich nichts dagegen", sagt er, der Polt, mit einem Gesicht, das zum Markenzeichen für den Grantler geworden ist. Für einen, der bitterböse über seinen Nachbarn herzieht, der ein Künstler ist und sich einfach über die "Grillverordnung" hinwegsetzt. Jeder kennt solche Zeitgenossen, wie Polt sie darstellt. Sie sind nicht gerade sympathisch, sondern oft brutal, beschränkt und berechnend, aber auch unerzogen oder intolerant gegen Laktose.

Polt macht sich nicht über seine Figuren lustig. Er stellt sie und ihre Denkweise bloß. Wie den Petrijünger, der sich über den Kormoran echauffiert, der sich nicht an die festgelegten Überflugsrechte hält und Fische in Mengen ruchlos meuchelt. Eltern, Klerus, Kirche, alle bekommen ihr Fett weg. Polt überzeugt auch als großartiger Menschendarsteller. Spielen die Well-Brüder, stiert er stoisch ins Publikum. Kaum ist er an der Reihe, verwandelt er sich. Stimme, Sprache, Spiel - alles passt zu dem Charakter, den er sich gerade vornimmt: der labernde Reihenhausbesitzer, der katholische Pfarrer aus Indien, die dümmlich säuselnde Moderatorin von "Radio fifty fifty" und ihr Interviewpartner, der bekennende Alkohol-Sportler.

Voll Kraft steuern die Well-Brüder die musikalischen Höhepunkte dazu bei: Sie singen und rappen, brillieren mit Volkslied und klassischer Musik. Obendrein überraschen sie mit Schuhplattler, Bauch- und Stepptanzeinlagen. Und sie berichten von den "Plänen des Herrn Söder", dessen Ideen bis ins All reichen, wo er "gleich den Seehofer entsorgen und die Milchstraße acht-spurig ausbauen möchte". Das Publikum kann einfach nicht genug bekommen. Selbst nachdem Polt mit Zylinder, weißem Schal sowie Frack-Schwalbenschwanz sein Abschiedslied "Der Vorhang fällt..." geschmettert hat, wird noch minutenlang applaudiert.

 
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