Bass, Klarinette und Schlagzeug sind bekannte Musikinstrumente in unseren Breiten. Die Koto nicht. Beim letzten Studiokonzert der Saison "Kyoto mon amour" am Donnerstagabend im Stadttheater spielte sie jedoch eine Hauptrolle. Kyoto ist eine Großstadt in Japan. Sie zählt zu den geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städten des Landes. Bei seinem Studienaufenthalt in der alten Kaiserstadt hat der Schlagzeuger Eric Schaefer Land und Leute, Poesie und Musik kennen, schätzen und lieben gelernt.
Völlig neue Klänge
Zusammen mit seinen Musikerkollegen überzeugte er mit ausgesprochen spannenden, musikalischen Eindrücken. Kazutoki Umezu ist ein großartiger Klarinettist, Naoko Kikuchi, spielt meisterhaft die traditionelle japanische Wölbbrettzither Koto und John Eckhardt ist ein fantasievoller Basskünstler. Im Bühnenraum des Stadttheaters überraschen sie das Publikum mit einer musikalisch-unkonventionellen Fusion von japanischer Tradition, Jazz, Blues, Rock und Klassik mit völlig neuen Klängen. Es sind persönliche Impressionen von Japan, die eigenwillig und individuell komponiert sind.
Der Konzert-Titel erinnert an den Film "Hiroshima, mon amour". Den Soundtrack des berührenden Dramas verwendet Schaefer, improvisiert über das Thema, zaubert zart berührende Momente und explodiert im Dialog von Klarinette, Bass, Trommeln und Koto. Die Saiten des japanischen Instruments Koto werden mit krallenähnliche Plektren bearbeitet, dann wieder trippeln, wischen, kratzen, klopfen die Finger über die Bespannung bis zur energetischen Eruption.
Dramatisch und wild
Ganz unglaubliche Stimmungen erzeugt auch die große Bassgeige. Töne, die man selten hört. Die (Bass-)Klarinette erinnert einmal an ein Didgeridoo, dann wieder schweben magisch-sanfte Melodien im Raum. Die Instrumente kommunizieren miteinander. Dramatik pur verbreitet das Schlagzeug, treibt zum Höhepunkt wie bei Ravels Bolero, explodiert im Solo und verströmt im Glöckchenklang. Geschichten werden in freier Haiku-Tradition "Santoka's Walk" erzählt. Geister und Dämonen wie der "Tengu", erwachen im archaisch-wilden Drum-Solo. An große Meister japanischer Traditionskunst wird erinnert im Lied "Shoshu-san".
Bass, Klarinette und Schlagzeug gehen eine gewagte, aber gelungene Liaison ein mit der japanischen Koto. Die Stücke nehmen in ihrer fernöstlichen Schönheit ein. Groovender Rhythmus, melodische Lyrik, dramatische Inszenierung plus Inspiration aus dem Land der aufgehenden Sonne und meisterhafte Beherrschung der Instrumente - so gelingt ein Konzertabend der Extraklasse. Unterschiedliche Klang- und Hörerfahrung fügt sich zu einem neuen Ganzen, zu einer abwechslungsreichen, episch spannenden Unterhaltung, die vom Publikum höchst interessiert und begeistert aufgenommen wurde.
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