Amberg
23.12.2019 - 18:02 Uhr

Lebenslang für Sophia Lösches Mörder

Zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt das Landgericht Bayreuth im September den marokkanischen Trucker Boujemaa L. Damit sühnt die Kammer den Mord an der Amberger Tramperin Sophia Lösche im Juni 2018.

Ein fröhlicher Mensch: Das war Sophia Lösche. Zur Trauerfeier für die ermordete 28-Jährige im August 2018 war der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in die Amberger Paulanerkirche gekommen. Bild: Wolfgang Steinbacher
Ein fröhlicher Mensch: Das war Sophia Lösche. Zur Trauerfeier für die ermordete 28-Jährige im August 2018 war der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in die Amberger Paulanerkirche gekommen.

Sophias Eltern, Maria-Elisabeth und Johannes Lösche, sowie ihr Bruder Andreas sitzen an allen Prozesstagen tapfer im Schwurgerichtssaal des Bayreuther Justizpalastes. Angeklagt wegen Mordes an der 28-Jährigen aus Amberg, die in Leipzig lebte, ist Boujemaa L., ein 42-jähriger Fernfahrer. Aus seinem Lkw kommt das letzte Lebenszeichen von Sophia Lösche: "Sitze bei Bob, dem Marokkaner, im Truck." Es ist der 14. Juni 2018.

Nie in Amberg angekommen

Spätabends hätte Sophia Lösche in Amberg sein sollen. Doch bei ihren Eltern kam die junge Frau, die am Nachmittag an der Autobahn-Raststätte Schkeuditz bei Leipzig zu Boujemaa L. in den Lastwagen gestiegen war, nie an. Ihr Vater rechnet mit dem Schlimmsten, als um 1 Uhr morgens am Bahnhof der letzte Zug durch war - ohne Sophia. Nach Auffassung des Gerichts war die junge Frau zu diesem Zeitpunkt schon tot - erschlagen auf dem Rastplatz Sperbes. Die Kammer ist überzeugt, dass der Angeklagte einen Annäherungsversuch gestartet hatte und von Sophia zurückgewiesen wurde. Aus Wut darüber schlug der leicht reizbare Mann die Studentin mit einem Radmutternschlüssel brutal nieder. Später verließ er seinen Lkw und fasste in den 10 bis 20 Minuten außerhalb des Führerhauses den Entschluss, Sophia zu töten, um damit die massive Körperverletzung zu vertuschen. Zurück im Lkw, zertrümmerte er Sophia Lösche mit dem über einen Kilo schweren Werkzeug den Schädel. Die Leiche der 28-Jährigen wurde Tage später im spanischen Baskenland gefunden - der Täter hatte sie im Straßengraben abgelegt und versucht, sie zu verbrennen.

Unermüdlich hatten die Familie, Verwandte und Freunde der stets fröhlichen und allseits beliebten Studentin, die so voller Lebensfreude war, in den Tagen nach dem plötzlichen Verschwinden nach Sophia Lösche gesucht. Vor allem die Freunde ihrer Tochter sind es, die den Eltern Halt in dieser schweren Zeit geben. Aus Bamberg, wo Sophia Lösche bis zum Bachelor-Abschluss studiert hatte. Aus Leipzig, wo sie zuletzt wohnte. Aber auch aus Amberg und Berlin reisen Freunde zum Prozess an. Viele davon lernen die Eltern erst durch den Tod ihrer Tochter kennen. "Es sind ganz wunderbare Menschen", sagen Maria-Elisabeth und Johannes Lösche.

Liebe trägt durch Finsternis

Was trägt die Eltern durch die Finsternis? Vor allem ist es die Liebe. "Es ist wichtig, Familie zu haben. Und Freundschaften. Menschen, die an unserer Seite stehen, an die wir uns klammern können, wenn Furchtbares passiert", sagt Johannes Lösche und spricht von einer Dichte der Liebe, die er selten erlebt habe. Tapfer sitzt das Ehepaar Lösche, das wie ihr Sohn Andreas Nebenkläger im Verfahren gegen Boujemaa L. ist, an jedem Prozesstag im Gerichtssaal. Das sei sehr, sehr wichtig gewesen, sagen die Lösches. Das seien sie Sophia schuldig gewesen. Immer wieder hatten die Angehörigen massiv die Polizeiarbeit kritisiert, vor allem die schleppende Suche nach der Vermissten.

Boujemaa L. akzeptiert das Urteil des Landgerichts Bayreuth, verbüßt wegen Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Familie des Opfers, die Freunde - sie müssen mit dem immensen Verlust leben.

 
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