Amberg
26.09.2019 - 14:23 Uhr

Mehr als nur Zirkus

Geradezu galaktisch, auf jeden Fall einzigartig, dynamisch und atemberaubend spannend: So beeindruckte die Show „Filament“ im Amberger Stadttheater.

Das hat sich gelohnt” meinte eine Besucherin nach der sehr unterhaltsamen, mitreißenden Theater-Zirkus-Show „Filamnet – The Circus Club“ im Amberger Stadttheater. Bild: Stephan Huber
Das hat sich gelohnt” meinte eine Besucherin nach der sehr unterhaltsamen, mitreißenden Theater-Zirkus-Show „Filamnet – The Circus Club“ im Amberger Stadttheater.

Acht junge Tänzer switchen hinein ins Leben. Ohne Worte erzählen sie die einzelnen Showtracks: Stationen, Situationen und Emotionen zum Thema Erwachsen werden. Acht unterschiedliche Typen treffen aufeinander, suchen sich und ihren Platz in der Gesellschaft und im Leben. Klingt alles mächtig kompliziert, wird aber so pfeffrig und flott serviert, dass die Minuten nur so dahin fliegen.

Fliegen, das ist das Stichwort! Die jungen Menschen fliegen quasi durch Raum und Zeit, vom Bühnenboden schweben sie zum Bühnenhimmel. Klettern an Tüchern empor, schwingen sich durch Ringe, breakdancen in schier atemberaubenden Verrenkungen, lassen Bälle hüpfen und Reifen kreisen. Alles anmutig und akrobatisch perfekt und dazu großartig zur passenden Power-Pop-Musik choreographiert! Die blinkende, blitzende, farbenfrohe Show aus der Feder von Joseph Pinzon nimmt den Zuschauer mit auf ein fesselndes Bühnenabenteuer, das jede Sekunde überrascht mit neuen Ideen.

Gefühle kommen aber nicht zu kurz! Kapitel zu Freundschaft, Liebe, Unsicherheit, Zuneigung werden aufgeschlagen. Wut, Aggression, Einsamkeit, Eitelkeit, zarte Verführung werden in feinen Gruppen- oder Solo-Tanzszenen erzählt. Einfühlsam, ja auch berührend einzelne Pas de deux in sehr ungewöhnlichen Schritt- und Bewegungskombinationen. Bewegung und Körpersprache visualisieren das innere Gefühlschaos, das sich in akrobatischen Höchstleistungen entlädt.

„Panta rhei - alles fließt …“, nichts auf dieser Welt ist absolut und eindeutig. Die Formel des griechischen Philosophen Heraklit bringt den beständigen Wandel des Lebens auf den Punkt. Alles bewegt sich beständig fort und verändert sich. So auch diese Zirkusshow. In ständiger Bewegung treffen die geschmeidigen, durchtrainierten Akteure in verschiedenen Konstellationen aufeinander. Energiegeladene Soundtracks skizzieren akustisch die Handlungsstränge: ruppiger Rock-Sound, harte Stakkato-Klänge, oder zarte Melodien, alles fließt ineinander.

Passend dazu die blendende Lichtregie, ein Hell-Dunkel-Spektakel, das von Szene zu Szene wechselt – und gleichzeitig auch das minimalistische Bühnenbild betont. Brücke zwischen allen Elementen ist die Eleganz der Schwerelosigkeit, die mit gezielten Spots in den Fokus gerückt wird. Das Outfit ist jung, unkompliziert und sexy.

Die Truppe überzeugt von A bis Z, das künstlerische Konzept von Joseph Pinzon gefällt außerordentlich gut. Er arbeitete unter anderem für den Cirque du Soleil und gründete die Zirkusfirma "Short Round Productions", deren erste Produktion „Filament – The Circus Club“ mit dem „Best Circus And Physical Theatre Award“ beim "Adelaide Fringe Festival" 2017 ausgezeichnet wurde.

Ausgezeichnet kam die Tourneeversion, die das Eurostudio Landgraf auf Reisen schickt, auch in Amberg an. Die jugendliche Frische der Künstler, die unbändige Kraft und die Geschmeidigkeit der Körper, aber auch die ungeschminkte Darstellung des pubertären Gefühlswirrwarrs ist ein Augenschmaus. Dafür bedankte sich das Publikum mit donnerndem Applaus.

 
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