Amberg
03.02.2019 - 15:12 Uhr

Mensch oder Maschine, Mann oder Frau?

Alles scheint derzeit Vierpunktnull zu sein. Also war es doch wohl höchste Zeit, dass der Trend endlich auch in der Theaterliteratur auftaucht.

Fehler im System, eine zukunftsweisende Komödie von Folke Braband mit Jasmin Wagner, Tommaso Cacciapuoti, Jürgen Tarrach und Guido Hammesfahr hatte am Freitag im Stadttheater Amberg Premiere. Bild: Petra Hartl
Fehler im System, eine zukunftsweisende Komödie von Folke Braband mit Jasmin Wagner, Tommaso Cacciapuoti, Jürgen Tarrach und Guido Hammesfahr hatte am Freitag im Stadttheater Amberg Premiere.

Vernetzt, flexibel und digital steht er in Amberg auf der Bühne: Oliver 4.0, der perfekte Haushaltsroboter, ein hübscher Kerl mit tollen Fähigkeiten. Er kann aufräumen, putzen und ein erstklassiges Boeuf Stroganoff kochen. Er hat, was Frauen wünschen, ist immer bereit und besitzt sogar einen „On-Off-Button“. Und das tollste dabei? Man kann ihn sich im Internet bestellen. Emma hat das getan und plötzlich kreuzt er bei ihr in der Wohnung auf. Zufällig sieht er aus wie ihr gerade entsorgter Ex-Lover und heißt auch noch so: Oliver.

Autor Folke Braband holt für seine Komödie „Fehler im System“ Mensch und Maschine auf die Bühne, inszeniert mit viel Lust und Liebe und widmet sich mit diabolischer Freude den Irrungen und Verwirrungen. Am Freitagabend war Tourneepremiere im Stadttheater Amberg. Das Bühnenbild mit Multimediawand, weißem Mobiliar, Neonstreifen an den kahlen Wänden und ausgeklügelter Licht- und Projektionsregie gibt den futuristischen Rahmen für zwei parallel erzählte Geschichten von einer Umwandlung, von Transsexualität und technischer Zukunftsvision. In gewisser Weise sind sie ähnlich, aber letztlich doch ganz anders! Kurz zusammengefasst: Damit „innen und außen besser zusammenpassen“ unterzieht sich Emmas Vater einer Geschlechtsumwandlung. Aus dem Ex-Familienvater, der sich jetzt Lea nennt, wird eine Frau, und aus der gefühllosen Maschine ein Mensch mit Empfindungen. Ganz schön heikel diese ungewöhnliche Kombination, wo irgendwie jeder im falschen Leben steckt!

Aber das vierköpfige Ensemble gibt alles. Mit Schmelz und Charme und ohne auch nur einen Anflug von Tunten-Peinlichkeit schlüpft Jürgen Tarrach in die Prachtrolle des Vaters. Tommaso Cacciapuoti überzeugt als Oliver, das Original aus Fleisch und Blut, wie auch als Oliver 4.0, der als Roboter Gefühle inniger Zuneigung für Emma (Jasmin Wagner) entwickelt. Diese ist schwer beeindruckt von der so empathischen Mann-Maschine und schenkt lieber dem programmierten Oliver ihr Herz als dem echten. Nicht zu vergessen der durchgeknallte Roboter-Jäger Chris (Guido Hammesfahr)! Hochaufgerüstet, versucht er ständig, jemanden zu rebooten. Dabei schleppt er versehentlich erst den echten Oliver, dann Lea ab, um sie nach der Pause als modisch aufgestylte Dame wieder abzuliefern.

Wird aus der Roboter-Romanze womöglich gar Liebe? Geraten die Gefühle außer Kontrolle? Was ist Realität, was Programmierung? Das beinah traurige Ende: Oliver 4.0 ahnt den Fehler im System, drückt den Knopf und löscht alle Daten ...

Fazit: Ein amüsanter Theaterabend mit Tiefgang und tollen Darstellern, die vor allem in der ersten Hälfte des Abends erstklassige Komödienunterhaltung liefern. Das Publikum bedankte sich mit begeistertem Applaus für zwei unterhaltsame Stunden.

 
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