Amberg
23.09.2018 - 12:04 Uhr

Musical-Komödie über den Do-it-yourself-Wahnsinn

Echt der Hammer! Das Baumarkt-Musical „Hammerfrauen“ will sich im Stadttheater Amberg kaum einer entgehen lassen. Wie nicht anders zu erwarten, füllen hauptsächlich Frauen jeder Generation die Ränge des Theaters.

Das Baumarkt-Musical "Hammerfrauen" im Stadttheater Amberg war der Hammer. Bild: gf
Das Baumarkt-Musical "Hammerfrauen" im Stadttheater Amberg war der Hammer.

„Do it yourself“ ist in, und ein (neues) Musical über dieses Thema lockt an. Die Story bietet etwas. Ein verliebter Heimwerker will seiner Verlobten ein besonderes Hochzeitsgeschenk machen, indem er sie zu einem Heimwerkerkurs für Frauen im Baumarkt anmeldet. Allerdings hat sie ihm nicht verraten, dass sie diese Art Tätigkeit überhaupt nicht mag. Aber sie kann nicht umhin, den „Lady's-Night-Kurs“ im Baumarkt zu besuchen, und trifft dort auf drei Frauen unterschiedlichsten Alters, die aus ebenfalls unterschiedlichsten Gründen diesen „Heimwerkerkurs“ besuchen und als „Motivation“ vom dortigen Personal reichlich mit Sekt versorgt werden.

Flotte Inszenierung

Wie in der zunehmend beschwipsten Runde die Frauen zu emotionaler Hochform auflaufen, ihren Erfahrungen mit heimwerkenden Partnern und Begegnungen mit den Männern im Allgemeinen freien Lauf lassen, wie mancher Frust zum Ausbruch kommt und trotzdem alles ein gutes Ende nimmt, das kommt in diesem Baumarkt-Musical in erfrischender Weise auf die Bühne im Stadttheater Amberg.

Natürlich wird vieles persifliert. Ein Baumarkt wie hier vorgestellt wird wohl nicht lange überleben, aber den Do-it-yourself-Wahnsinn nimmt das Musical mit Witz und Charme effektvoll auf die Schippe. Als ständige, aber wandlungsfähige Kulisse dient eine baumarkttypische Einrichtung mit verschiedensten Regal-Anordnungen und -Angeboten.

Es ist eine Präsentation des Tournee-Theaters Thespiskarren, und in Craig Simons flotter Inszenierung brilliert eine tolle Darstellerriege. Dem Stücktitel alle Ehre machen die bestens besetzten weiblichen Rollen. Isabel Varell als Yvonne, Caroline Beil als Cornelia, Eva Löser als Kim, die Partnerinnen in Julias unfreiwilligem Heimwerkerkurs waren, bringen die turbulente Show einfach hinreißend in Fahrt, oft ansteckend komisch und temporeich die Szenen beherrschend.

Wenn Caroline Beil bei ihrem Song „Cornelia war ein braves Kind“ plötzlich aus ihrem biederen Businessfrau-Kostüm steigt, ihr langes Haar schmeißt und sich als attraktive Frau entpuppt, dann kommt Stimmung auf. Ebenso sind die herrlich frivole Ausstrahlung von Eva Löser und ihr laszives Spiel einfach eine Augenweide. Und als Isabel Varell, die sich als Lesbe getarnt hat, um die Trauer über ihren Mann zu verarbeiten, mit dem Lied „Ich bin wieder da“ ihren Verzicht auf das selbstgewählte Los, keinen Mann mehr an sich heranzulassen, präsentiert, da hat die Show plötzlich auch stille, bewegende Momente. Anastasia Troska passt als verliebte Julia, die nur unfreiwillig in diese Runde manövriert worden ist und sich vom eher schüchternen Mädchen zur selbstbewussten, liebenden jungen Frau emanzipiert, bestens ins Team.

Slapstick-Einlagen

Mit ihren mitunter slapstickmäßigen Einlagen, ihrer Quirligkeit sowie der schauspielerischen und stimmlichen Präsenz sorgen die Baumarktangestellten Enno (Dirk Hinzberg) und Patrick (Marco Billep) dafür, dass die Dominanz der weiblichen Darsteller nicht allzu stark wird. Glaubwürdig dazu die Verkörperung des „besessenen Heimwerkers“ und Bräutigams Julias, Marc, durch Christian Miebach, der besonders die Szenen, in denen er den Abscheu seiner Julia vor der Heimwerkerei erfahren muss und plötzlich um sein Glück bangt, einfach stark spielt.

Ohrwurm-Qualitäten

Kompliment für die Kompositionen von Benedikt Eichhorn, die sehr facettenreich sind und stellenweise sogar Ohrwurm-Qualitäten besitzen. Schade, dass in der Amberger Präsentation die vom Band gespielte Musik oftmals zu laut ist und die Texte häufig nur schwer zu verstehen sind. Durch eine genauere Aussteuerung wären der Esprit der Dialoge, die verbale Komik, das Jonglieren mit den Feinheiten und Missdeutungen der Sprache noch deutlicher zur Geltung gekommen. Das Publikum lässt sich davon jedoch nicht beeinträchtigen. Spontane Heiterkeitsbekundungen, Beifall bei den Solo-Darbietungen, Jubel bei den turbulenten Ensemble-Szenen und großer Schlussbeifall festigen die Note: „Die 'Hammerfrauen' waren der Hammer.“

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.