„Douce Ambiance“, ein angenehmes Ambiente, steht am Anfang und könnte als Motto für den ganzen Abend gelten. Im voll besetzten Casino-Saal herrscht beste Stimmung, die Musiker sind in bester Spiellaune und entfachen ein musikalisches Feuerwerk mit Musik, die Körper und Seele gleichermaßen anspricht.
Django Reinhardts Komposition „Douce Ambiance“ aus dem Jahr 1943 bildet den Grundstock für eine zeitgemäße Interpretation, die außer der Melodie mit dem Original nichts gemein hat. Hier gibt es keine swingenden Gitarren oder Klarinetten, der treibende „Zigeuner-Swing“ wird mit Kontrabass und Schlagzeug in die Welt des modernen Jazz amerikanischer Prägung übersetzt, und trotzdem ist die Faszination der Originalvorlage stets präsent. Jermaine Landsberger legt am Flügel los, Sandro Roys Geige brilliert mit rasenden Läufen und wunderschönen Melodien. Man wirft sich gegenseitig Motive und Melodien zu, ein musikalischer Dialog, spontan und voller Überraschungen, der Ausgang ist ungewiss.
Man denkt eher an Oscar Peterson, Erroll Garner oder George Shearing, aber das Ausgangsmaterial sind diesmal nicht die amerikanischen Standards, sondern Themen aus dem Repertoire des europäischen Swing, wie ihn einst in den 1930er Jahren Django Reinhardt (1910-1953) prägte. Vieles stammt aus der Feder von Jermaine Landsberger, meist im Titel mit Widmungen an den „Urvater“, aber auch Sandro Roy steuert einige Eigenkompositionen bei: „Souvenir de Paris“ etwa, ein poetisches Porträt der Stadt, die so viele Künstler inspiriert hat. Jermaine Landsberger widmet seine Komposition „Gypsy night in Budapest“ einer anderen Stadt, die bei ihm durch die Musik der Roma einen tiefen Eindruck hinterlassen hat.
Erinnerungen an französische Musette-Walzer werden wach, oder an Edith Piaff wenn sich der Ohrwurm „La vie en rose“ (Schau mich bitte nicht so an) durch die Gehörgänge windet. Diese Melodie hat Musiker von Louis Armstrong bis Wynton Marsalis immer wieder fasziniert, und im Unterbewusstsein schwingt Edith Piafs markante Stimme immer mit.
„Wendy“, eine selten gespielte Komposition von Stephane Grappelli, die der legendäre Violinvirtuose einst seiner Tochter widmete, beginnt mit einer lyrischen Piano-Einleitung, und hier kommt Sandros herausragende Tonbildung auf der Geige voll zur Geltung. Bei der Eigenkomposition „Cool Blues“ geht es in die Gefilde des Hardbop, Erinnerungen an Landbergers Zeit als heiß groovender Mann an der Hammondorgel werden wach.
Als optimale Begleiter erweisen sich Markus Schieferdecker (Kontrabass) und Matthias Gmehlin (Schlagzeug). Mal dezent im Hintergrund mit Besen und sparsamen Einwürfen, dann als dynamischer Bebop-Drummer, setzt Matthias Gmehlin die richtigen Akzente. Markus Schieferdecker legt das swingende Fundament und sorgt durch seine Soli in den tiefen Lagen für Abwechslung im Sound.
Natürlich darf auch Django Reinhardts bekannteste Komposition „Nuages“ nicht fehlen, gespickt und verfeinert mit Nuancen und Zitaten aus Jazz und Klassik. Die Paradenummer für jeden Gitarristen gewinnt in der Kombination mit Geige und Klavier völlig neue Dimensionen.
Als Zugabe gibt es noch einen Tribut an Duke Ellington, dessen „In a sentimental mood“ für den ruhigen und besinnlichen Ausklang sorgt. Das Publikum ist begeistert, der Jazz hat zurück nach Amberg gefunden!
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