Mit gespitztem Mund durch Ausstoßen und Einziehen der Atemluft einen Ton hervorbringen fällt ihm schwer, aber darauf sei gepfiffen. Bodo Wartke ist ein wortgewandter Reim-Virtuose, und das Klavierspiel geht ihm leicht von der Hand, egal, ob Blues, Funk, Rock 'n' Roll oder eine Melodie voller Romantik. Drei Generationen entzückte er im Stadttheater Amberg - mit seinem Programm "Klaviersdelikte", aber ohne Straftaten.
Mit Deutschlands Architektur steht der Liedermacher auf Kriegsfuß. Einkaufszentren ragen in die Höhe und zwar dort, wo sie optisch nicht passen, und Bauhaus-Gebäude vergleicht er mit Baumärkten. "Aussehen ist ja schließlich auch nicht das, worum es geht. Es geht in Deutschland lediglich um Funktionalität. Wenn zum Beispiel einer, der sich umzubringen droht, von so 'nem Hochhaus runterspringt, ist er auch wirklich tot." Auch vor makabren Pointen schreckt Bodo Wartke nicht zurück, und überhaupt scheint er sich vom Weichspülen seiner Texte fernzuhalten.
"Nichts ist unmöglich - Toyota"
Als konsequenter Gegner jeglicher Werbung verdeutlichte er das Reklame-Problem anhand 30 Jahre alter Jingles, die noch immer in den Köpfen des Publikums schlummern und mitgeträllert werden. Schließlich seien dies sinnlos belegte Gehirnzellen, die man besser nutzen könne, empörte er sich. In diesem Sinne: "Nichts ist unmöglich - Toyota".
In "Fehlende Worte" beschreibt der Wahl-Berliner tatsächlich ein Problem, das sich über Generationen zieht, woran die deutsche Fortpflanzung jedoch nicht scheiterte. "Es gibt im Deutschen leider nicht so richtig geile Worte für gewisse Körperteile. Ich mein, schau sie dir mal an, die Worte beispielsweise für den Mann." Es folgt eine Aneinanderreihung formidabler Umschreibungen, die die Frau wissen lassen soll, "er "wäre bereit für den Akt.
Zupfen auf der Ukulele
Sein Programm ist durch und durch geplant, sogar sein Small Talk mit dem Publikum. Suchte er doch nach Gleichgesinnten, ergo Menschen mit "norddeutschem Migrationshintergrund". Auch wollte Wartke sicher sein, dass niemand gegen den eigenen Willen zu seinem Konzert gezerrt wurde. Schließlich verirrte sich einmal eine Dame zu seiner Show - und blieb dennoch bis zum Ende.
Bodo Wartke sticht heraus aus dem kabarettistischen Klamauk - bis auf seinen Einsatz der Ukulele, aber dieser Fehlgriff sei ihm verziehen. Wenn man schon gesanglich den Weltschmerz der Pubertät verdeutlicht, darf ein Künstler auch die abgenutzte "Piccolo-Gitarre" zur Begleitung zupfen.
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