Nur sein Geständnis rettete ihn vor einem noch längeren Freiheitsentzug. "Er sollte dringend in Therapie", unterstrich der psychiatrische Sachverständige Thomas Lippert (Nürnberg) vor der Ersten Strafkammer des Amberger Landgerichts. Dazu hat der Sexualtäter nun genügend Zeit, wenn er in einer Justizvollzugsanstalt für seine Verbrechen büßt. Über den Zeitraum von sechs Jahren hinweg rief er seine heute 20-jährige Stieftochter zu sich und missbrauchte sie dann in einem Schlafzimmer, das er eigentlich mit seiner Ehefrau teilen sollte. Dabei kam es auch zu Vergewaltigungen.
Verteidiger Jürgen Mühl (Amberg) musste lange mit seinem Mandanten sprechen, um ihn zu einem Geständnis zu bewegen. Denn eigentlich vermittelte der Arbeiter den Eindruck, als ob seine sich von 2010 bis 2016 hinziehenden Übergriffe so schlimm nicht gewesen seien. "Wenn das Opfer hier nicht aussagen muss, dann ist das ein Milderungsgrund", hatte ihm die Vorsitzende Richterin Roswitha Stöber ins Stammbuch geschrieben.
Blieb das, was sich nahezu regelmäßig in dem Wohnanwesen vollzog, den anderen Familienmitgliedern verborgen? Diese Frage beschäftigte zwar alle, die an dem Prozess in Amberg teilnahmen. Doch eine Antwort darauf gab es nicht. Nach dem Geständnis des Angeklagten konnte die Strafkammer weitgehend auf Zeugen verzichten. Im Mittelpunkt stand ab dann nur noch, zu wie vielen einzelnen Sexualdelikten es in dem Haus kam.
Zum Schluss des streckenweise nichtöffentlich geführten Verfahrens stand die Zahl 410 unter dem Bilanzstrich. Es dürften allerdings weitaus mehr gewesen sein. Doch nur diese über 400 Verbrechen waren nachzuweisen. Dafür wandert der Mann nun sechs Jahre hinter Gitter. Dass es dabei blieb,war aussschließlich seinem Geständnis zuzuschreiben. Der gegen ihn seit dem 20. März 2019 bestehende Haftbefehl wurde nicht aufgehoben. So kommt es nun wohl auch zu einer Kündigung durch seinen Arbeitgeber. Bisher war von dessen Seite aus ein Abschluss des Verfahrens abgewartet worden.













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