Amberg
11.11.2019 - 16:09 Uhr

Die schönste aller Professionen

Bariton Ludwig Mittelhammer gibt einen Liederabend im Stadttheater Amberg

Bariton Ludwig Mittelhammer Bild: L. Diller
Bariton Ludwig Mittelhammer

Das klassische Lied hat es dem Münchner Bariton Ludwig Mittelhammer besonders angetan. In diesem Fach gewann er renommierte Preise, auch sein erstes Solo-Album widmete er der hohen Kunst des Liedgesangs. Am Samstag, 16. November (19.30 Uhr), ist er mit ausgewählten Werken von Franz Schubert, Hugo Wolf und Nikolai Medtner im Stadttheater Amberg zu erleben. Die Liedbegleitung übernimmt der international gefragte Pianist Jonathan Ware. Ein Interview.

ONETZ: Herr Mittelhammer, Ihr erstes Solo-Album steht ganz im Zeichen des Kunstliedes - warum ausgerechnet diese - ja mitunter als schwierige Kost empfundene - Gattung?

Ludwig Mittelhammer: Ich bin im Prinzip mit dem Kunstlied aufgewachsen. Meine Großeltern hatten schon sehr viel Kunstlied gehört, so bin ich sehr früh damit in Berührung gekommen. Man könnte denken, es handle sich um
schwere Kost. Dennoch wird man bei näherer Betrachtung merken, dass so schwer die Kost nicht ist. Betrachtet man alleine den Text, so bemerkt man doch Parallelen zur heutigen Zeit. Der Stoff, der vertont ist, ist brandaktuell. Nimmt man zum Beispiel die Medtner Lieder. Bei "Liebliches Kind": "Selbst sich betrügen, und nur Vergnügen immer nur ahnden da, wo sie nicht sind". Das spiegelt für mich die heutige, sich schnell drehende Welt wieder. Niemand ist dort zufrieden, wo er ist. Niemand will etwas verpassen. Aber auch die Verbindung aus Klavier und Sologesang macht für mich diese Gattung aus. Eine so intime und besondere Art des Musizierens, in der so spontan reagiert und gestaltet werden kann, ist doch im höchsten Maße spannend.

ONETZ: Als Partner am Klavier sitzt Jonathan Ware. Wo haben Sie beide sich kennengelernt?

Wir haben uns 2012 kennengelernt bei einem Meisterkurs für Oper. Musikalisch hat es sofort gefunkt. Ich genieße es mit ihm aufzutreten, da er so wach und spontan musiziert und gleichzeitig so genial und musikalisch.

ONETZ: Und wie klappt die Feinabstimmung zwischen Ihrem bayerischen und seinem texanischen Temperament?

In den Proben bringen wir immer beide unsere Ideen ein. Wichtig ist immer, dass auch das Klavier so viel zu sagen hat. Zwar ohne Text... Aber ist nicht eine Melodie, die für jeden Menschen eine andere
Bedeutung haben kann, im höchsten Grade spannend?

ONETZ: Im Amberger Stadttheater nehmen Sie das Publikum mit auf den romantischen Streifzug Ihrer ersten CD-Einspielung. Passt ein Live-Liederabend also doch noch in unsere Zeit?

Definitiv! Eine CD ist ein nahezu perfektes Produkt, das in stundenlangen Aufnahmen in einem sterilen Studio entstanden ist. Live bekommt die Musik einen anderen Charakter, da man sich in einem schönen Saal in einer tollen Akustik befindet. Außerdem entstehen Emotionen, die vielleicht nur an diesem Abend
passieren.

ONETZ: Franz Schubert ist Klassik-Freunden natürlich ein Begriff und auch von Hugo Wolf und seinen Liedern hat man vielleicht schon mal gehört - aber Nikolai Medtner?

Nikolai Medtner, Zeitgenosse von Rachmaninov, schafft in seinen romantischen Liedern unglaublich starke Klangbilder. Es lohnt sich, diese viel zu selten aufgeführten Lieder kennenzulernen !

ONETZ: Nachdem Sie sich seit einigen Jahren fest in der Szene etabliert haben, wohin wird Ihre persönliche musikalische Reise gehen - eher Konzertfach oder doch große Oper?

Ich hoffe, dass mich die musikalische Reise weiterhin alle drei Sparten bedienen lässt. Alle diese Genres haben ihren großen Reiz. Sei es das
feine Musizeren im Liedgesang oder das grenzenlose Spaß haben am Schauspielen in der Oper.
Die Kombination aus allem macht für mich diesen Beruf so reizvoll und zum schönsten aller Professionen.

Info:

Service

Karten bei der Tourist-Info Amberg, Tel. 09621/101233 oder an der Abendkasse.

Die Debüt-CD "Schubert/Wolf/Medtner" ist im Juni 2019 beim Label Berlin Classics erschienen.

Info:

Zur Person

Ludwig Mittelhammer wurde 1988 in München geboren. An der Hochschule für Musik und Theater studierte er Gesang und belegte Meisterkurse bei Dietrich Fischer-Dieskau, Brigitte Fassbaender, Ann Murray und Edith Wiens. 2014 gewann er den Ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst der Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart. Er wurde beim Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerb der Universität der Künste Berlin mit einem Sonderpreis für die beste Interpretation eines Goethe-Lieds von Wolfgang Rihm ausgezeichnet. 2015 erhielt er den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte „Darstellende Kunst“. Ludwig Mittelhammer hat an der Oper Frankfurt und am Staatstheater Nürnberg gesungen und ist Konzertfach bei renommierten Orchestern als Solist gefragt.

Jonathan Ware studiert Liedbegleitung bei Wolfram Rieger an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Bei der Wigmore Hall/Kohn Foundation International Song Competition 2011 und dem "Das Lied Wettbewerb" 2012 wurde er mit "Pianisten-Preis" ausgezeichnet. Zusammen mit Ludwig Mittelhammer gewann er 2014 den Ersten Preis beim Hugo-Wolf-Wettbewerb.

 
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